Im Hafenhandbuch ist neben dem Hafenkapitän auch die Immigration
angeführt, die sich im großen weißen Gebäude nördlich des „Central Plaza“
befindet. Zweimal waren Uschi und ich schon vergeblich dort. Einmal nach 15.00
Uhr, Feierabend, und einmal während der Mittagspause. Heute besuchen wir die
Immigration im Flughafengebäude, weil wir ohnehin dorthin müssen, um unsere
Flugtickets für den Flug nach Panama zu besorgen.
Wir hätten die Immigration nicht besuchen sollen, dass
kann ich jetzt schon vorwegnehmen, weil wir ohnehin in Panama sind. „Du mit
deiner Überkorrektheit“ hat Uschi nach einer dreistündigen Odyssee nur gemeint.
So richtig böse war nur ich; auf mich! Die Sache war die: Dem Grunde nach
wollte ich die Immigration nur besuchen um zu sagen, dass wir im Lande sind,
was sofort große Verwunderung hervorgerufen hat, wie der Immigration-Offizier
unsere Pässe mit dem Einreisestempel nach Panama gesehen hat, wie wir mit dem
Flugzeug im Jänner in Panama City angekommen sind, weil nach diesen sind wir
ohnehin hier. Dann hat er jedoch einen Stempel von Porvenir auf den San Blas
Inseln entdeckt, wo „Salida“ – was soviel wie „Ausreise“ heißt – draufsteht.
Den haben wir tatsächlich in Porvenir bekommen, nachdem wir uns auch dort
gemeldet und gesagt haben, dass wir nach Bocas del Toro gehen, was zu Panama
gehört.
Nachdem die San Blas Inseln bzw. Guna Yala zwar ein
autonomes Gebiet sind, jedoch zu Panama gehören, haben wir nach Meinung des
Immigration Offiziers das Land verlassen und sind wieder da, was dem Grunde
nach nicht geht, weil man ein Land nicht verlassen kann ohne in ein anderes
einzureisen und wieder zurückkommen, wenn man nicht woanders war. Nach seiner
Meinung ist der Stempel von Porvenir ganz einfach falsch und muss annulliert
werden, was wiederum nach seiner Meinung nur die Immigration in Porvenir machen
kann, was aus seiner Sicht bedeutet hätte, dass wir zurück nach Porvenir
müssen, den Stempel annullieren lassen und dann wieder nach Bocas del Toro
kommen können. Dies hat er recht unmissverständlich, fast ein wenig lächelnd
ausgesprochen, aber zugleich auch unsere Gesichtsausdrücke gesehen, die ein
ebenso unmissverständliches, eher ernstes und energisches „Nein“ zum Ausdruck
brachten.
Unzählige Telefonanrufe zu seinen weiteren Vorgesetzten
folgten wegen seiner eigenen Rat- und Hilflosigkeit, bald wusste das gesamte
Flughafenpersonal über das Desaster des Immigration-Offiziers von Porvenir Bescheid,
man blickte uns immer freundlich aber doch fast ein wenig bemitleidenswert an
und dann kam ihm doch – nach einigen mehr als eindringlichen Klar- und Hilfestellungen
unsererseits - eine rettende Idee: Ganz einfach alle unsere Papiere kopieren,
damit – vor allem ihm – nichts geschieht. Irgendwann waren wir dann so in
Panama, wie drei Stunden zuvor, nämlich mit einem Einreisestempel von Panama
und einem Ausreisestempel von Porvenir. Wir denken, nachdem wir den Flugplatz
verlassen haben, hat der Immigration-Offizier alles was er von uns bekommen
hat, in den Papierkorb geworfen.
Wo wir gesetzlich jetzt tatsächlich sind, wissen wir bis
heute Abend immer noch nicht, wir wissen nur, dass Bocas del Toro Town immer
noch eine wunderschöne karibische Kleinstadt ist und wir heute diese Stadt auf
den vielen Kopierwegen noch besser kennen gelernt haben. Wir haben unsere
physische Ankunft schon vor ein paar Tagen gefeiert, heute feiern wir; weil wir
Flugtickets nach Panama City bekommen haben und bald feiern wir mit allen hier
in Bocas del Toro, denn übermorgen beginnt der Karneval.