Ein gut gelaunter Quino kommt am frühen
Morgen. „Alles ist fertig!“ strahlt er nach weniger Zeit, die er wieder oben am
Mast verbracht und die letzten Kleinigkeiten erledigt hat. „Ein perfektes
Rigg!“ ruft er freudig aus, wie er die Wanten gespannt und den Mast, seine Biegung
und alles sonstige stehende Gut genauestens kontrolliert hat. „Damit kannst du
wieder über den Atlantik fahren“, meint er abschließend.
Wir laufen gegen Mittag aus der Marina
Puerto del Rey aus und bald gehen wieder zwei Schiffe einen Parallelkurs in
Richtung Spanish Virgin Islands, nach Culebra. Die Manatee und die Santina. Am frühen Nachmittag kommt die Insel in Sicht,
bald tauchen die ersten Häuser auf. Wir bekommen einen Anruf von unseren
Freunden, die sich wie jedes Jahr auf unserem Grazer Hausberg zu einem
behutsamen Vorglühen für Silvester treffen. Die Stimmung am Berg dort oben ist
ganz ausgezeichnet, hören wir, wie bei uns, wie die ersten roten und grünen
Tonnen sichtbar werden, die uns bald darauf die vorgelagerten Riffe umfahren
lassen und uns den Weg in die schmale Einfahrt in die Bucht Ensenada Honda
weisen.
Um 17.00 Uhr fällt der Anker auf 7
Meter Wassertiefe. Vor uns die Cayo Pirata, eine kleine Insel in der
großräumigen Bucht, hinter uns ein amerikanisches Schiff, ein wenig versetzt
davon die Manatee. Angekommen! Wir
liegen wieder vor Anker, wie viele andere Schiffe auch, die sich auf das
Silvesterfest auf der Insel freuen.
Uschi bereitet das „österreichische
Silvester“ vor, das zeitversetzt um 19.00 Uhr beginnt. Es gibt Shrimps-Cocktail mit vielen Beilagen und bald darauf Sekt, wie Helmut und Angelika an Bord kommen und mit dem
pünktlich zu unserem „echten Silvester“ angestoßen wird. „Nur die Pummerin und
der Donauwalzer fehlen“, meinen wir. Sonst ist alles perfekt. Angelika hält
eine kleine Ansprache. „Was für eine schöne Zeit, die wir hier gemeinsam
verbringen, was für eine Übereinstimmung, wie nett alles ist, wie schön alles
war, was wir bisher unternommen haben, was für eine Freundschaft.“ Wir können
Allem nur freudig zustimmen.
Hier werden die Kinder, die Mama, die
Eltern, der Bruder angerufen, dort die Enkeln. Gedanklich sind wir bei ihnen zu
Hause, schon im Neuen Jahr. Aus Solidarität zu den Spanish Virgin Islands und
zu Amerika werden wir aber auch das Silvester der lokalen Zeit, zur sogenannten
`local Time´, noch einmal feiern. Die ersten Feuerwerke werden abgefeuert,
einige auch von den Schiffen aus. Wir fahren mit dem Dinghy nach Dewey, in den
Hauptort der Insel, wo sich seit Tagen schon alles um das große Fest zum
Jahreswechsel dreht.
Alles strömt in Richtung Hauptplatz des
Ortes, dort wo sonst die Fähren aus Puerto Rico kommend an- und ablegen. Eine
Bühne ist aufgebaut. Menschen sitzen in Campingstühlen, haben Tische und
Partyzelte mitgebracht, die für ihre Familien reserviert sind. In ihren Kühlboxen
sind Getränke aller Art, meist hochexplosiver Art, auf den Tischen stehen
Speisen. Kuchen, Pizzen, Kekse, Salate. Dazwischen drängeln sich die Massen. Geschmückte
Köpfe, bunte Kleidung, blinkende Gläser, blinkende Brillen, blinkende Flaschen.
Knallfrösche da und dort. Von der Bühne aus wird die Stimmung aufgeputscht. Was
nicht erforderlich ist, es sind ohnehin alle gut gelaunt. Wir finden einen
Platz auf einer steinernen Baumeinfassung, sind selbst schnell ein kleiner Teil
des großen Festes.
Endlich werden die Sekunden vor dem
Jahreswechsel hinuntergezählt. Nicht jedoch, ohne zuvor lautstark auf die
Bedeutung Puerto Ricos und Culebras aufmerksam gemacht zu haben. Die
Verbundenheit ist groß. Dann ist es soweit. „2015“. Happy New Year. Die Menschen
umarmen sich, es gibt ein Feuerwerk und noch eines, es wird weiter getanzt. Wir
freuen uns dieses Culebra-Silvester mit zu erleben und wieder vor Anker zu
liegen.