Montag, 29. Dezember 2014

„PUERTO RICO – EINKAUFEN - MOJITO“

Quino kommt am Morgen. Rum möchte er heute keinen meint er. Er betrachtet das Rigg der Santina. „Das kommt am Nachmittag, das Morgen.“ Er schaut zur Manatee. „Das muss ich bestellen, das kommt auch Morgen, das muss ich noch messen.“ Er schaut zur Santina. „Das mach ich noch heute Nachmittag.“ Dann ist er wieder weg. Helmut repariert seine Wasserpumpe, Uschi geht Wäsche waschen, zusammen fahren wir einkaufen. Ich gehe gerne einkaufen. Wenn wir mit dem Schiff unterwegs sind. Meist in Marinezubehör-Shops, weniger in Lebensmittelgeschäften. Es ist ein klassischer Bordverpflegungs- und Beschaffungsalltag.


Jeder Einkauf beginnt beim Schiff. „Was brauchen wir noch in den nächsten Tagen?“, ist so eine meistgestellte Frage, wenn Uschi mit dem Notizblock in der Hand die Lebensmittel- und Getränke-Schapps durchstöbert, „Was könnte das Schiff und ich noch brauchen?“, meine an mich selbst gestellte zweifellos selbstlose Frage, im Hinblick auf den bevorstehenden Besuch von West Marine.


Einkaufen ist in Puerto Rico ein gesellschaftliches Ereignis. Es beginnt beim Stau bei den Einfahrten zu den Einkaufszentren und endet mit dem Stau bei den Ausfahrten aus den Einkaufszentren. Dazwischen wird geshoppt. Menschen aller Generationen und Hautfarben versammeln sich friedlich mit und um ihre Einkaufswagerln. Auch die Kleidung unterscheidet sich. Manch eine nimmt’s sportlich, andere wiederum elegant. Hüte, Kopfschmuck, Kapperln werden getragen, man sieht High-Heels, man sieht Sportschuhe, man sieht Crocs.

Männer stehen meist gelangweilt vor den Einkaufswagerln, die Hände in den Hosentaschen oder lässig am Griff des Einkaufswagens gelehnt, Leidensgenossen beobachtend, freundlich zurückgrüßend. Frauen sind zielstrebiger, wenn da nicht die vielen Bekannten wären. Man hat den Eindruck, dass sich alle auf der Insel kennen. Man tratscht, man winkt sich zu, man verursacht Stau. Einkaufswagenstau. Langsam beginnen sich die Wagen zu füllen.

Es riecht nach Obst, nach Gemüse, nach Kuchen und frischem Brot. Es ist kühl in der Halle, man hört Musik. Es muss eine Art „Einkaufs-Simulations-Musik“ sein. Ab und zu hört man eine Durchsage. Nichts kann jedoch die Geräusche der Klimaanlagen übertönen, die man selbst irgendwann doch nicht mehr hört. Kinder spielen, sitzen im Einkaufswagerl oder auf den Rücken der Männer.

Uschi und ich haben ein Lebensmittel-Einkauf-System: Jede Warenzeile mit dem Einkaufszettel in der Hand ganz konsequent durchgehen, dann kann man nichts vergessen und auch nichts übersehen. Zum Schluss haben wir dann tatsächlich alles, oft auch das, was am Zettel stand. Bier hab heute ich eingekauft.


Ganz am Ende des Einkaufs kommt der geschulte Kassablick: Wieviel hat wer im Einkaufswagerl, der vor der jeweiligen Kassa steht, wie lange könnte das dauern und wann hat man die verlorene Einkaufszeit wieder aufgeholt. Meist ist es vergeblich-spekulative Kassa-Kurzwartezeit-Anstell-Müh, spätestens im Einkaufszentrum-Ausfahrtsbereich, holt einen das Warten wieder ein. Dann sind auch wir da durch.


Die Wäsche ist fertig, Quino hat bei der Manatee mit dem Ausmessen und Abbauen von Kleinigkeiten begonnen. Morgen macht er alles fertig. Helmut hat seine Wasserpumpe repariert, an Bord der Santina duftet es nach bestem Steak und Cole-Slaw. Dann kommen Helmut und Angelika an Bord. Es gibt eine Mojito-Verkostung.

„Zwei Löffel brauner Zucker, eine halbe Limone, Minzeblätter, Bacardi-Rum Superior, Clubsoda, Eiswürfel“. Uschi hat gemixt, der Mojito oder besser gesagt die Mojitos waren Weltklasse. „Lecker“ wie Angelika feststellt, wir alle gemeinsam nach Sternen schauen, über Silvester nachdenken. Culebra, das wär doch was. Zuvor jedoch das Rigg. Jeder Einkauf endet auch am Schiff.