Sonntag, 28. Dezember 2014

„PUERTO RICO – BACARDI – OBSERVATORIO DE ARECIBO“

Die dunklen Wolken die in den Morgenstunden über uns hinweg gezogen sind bleiben in den Bergen des Regenwaldes hängen, uns begleitet schönes Wetter bis San Juan, wo uns die „Fledermaus“ erwartet, ein Glückssymbol von Kuba, das zum Logo der Destillerie Bacardi wurde. Alles ist perfekt organisiert. Neben dem ersten Begrüßungsgetränk – wir trinken es natürlich ohne Alkohol - bekommen wir irgendwelche runde Dinger in die Hand gedrückt, die zu summen und vibrieren beginnen, wenn die Führung beginnt und sich erst dann wieder abstellen lassen, wenn sie einem im kleinen Besichtigungszug wieder abgenommen werden.



Die wenigen hundert Meter bis zum Eingang des Ausstellungszentrums hätte man auch zu Fuß gehen können, in einer gepflegt angelegten Parklandschaft rund um den Fledermauspavillon, wo wir zuvor auf dieses Ereignis warten mussten.





Gut und anschaulich wird uns die Geschichte der Familie Bacardi vorgetragen, die mit dem Spanier Facundo Bacardí i Massó im Jahre 1862 in Kuba begann und wo er die erste Destillerie „Bacardí & Ca.“ in Santiago de Cuba gegründet hat.



Ein nachgebildetes Chef-Büro versetzt uns in jene Zeit, wo das Unternehmen schon seinen Erfolgslauf gestartet hat, wo die ersten Probleme mit drastischen Einfuhrzöllen in die USA und Enteignungen in Kuba überwunden waren, das Werk in Puerto Rico gegründet wurde und ein neuer Stammsitz auf den Bahamas die Produktion wieder aufnehmen konnte.



Bis heute ist Bacardi ein Familienbetrieb geblieben und mittlerweile der größte Spirituosenhersteller der Welt. Wiederum in einer aus vergangenen Tagen stammenden, nachgebildeten Bar, sehen wir eine Vorführung von verschiedenen Bacardi-Mixgetränken, die wir uns merken wollen, bevor die Abfüllmaschinerie gezeigt wird und man schnell verstehen kann, dass wir auch bei uns in nahezu jedem Lokal die Flaschen mit der Fledermaus sehen.


„Bestimmt unterscheidet sich das alte originale Familienrezept `Ron Caney´ oder `Santiago de Cuba´ aus den Entstehungsjahren auf Kuba von dem, was wir heute zu probieren bekommen haben“, denken wir uns nach der Verköstigungstour im Bacardi-Souvenir-Shop, kaufen dennoch eine Flasche klassischen neuen, weißen Rum „nur zum Mixen“ und stellen fest, dass die Bacardi-Werbung eine sehr gute ist. Wir fahren weiter in Richtung Arecibo.


Die Straße zum „Observatorio de Arecibo“ windet sich endlos lang hinauf durch überwucherten Sandsteinkarst, durch tiefe Schluchten und über Bergkämme, vorbei an grasenden Rindern und Pferden, bis endlich im erwartungslosen „da kommt nichts mehr“ ein riesiger Betonturm sichtbar wird, der mit scheinbar überdimensionalen Stahlseilen zu allen Seiten abgespannt ist.






Pierce Brosnan als James Bond war auch hier, mit dem Film „Golden Eye“ und Jodie Foster hat im Kinofilm „Contact“ die Hauptrolle gespielt, wissen wir, erfahren aber auch, dass es noch keine „Unheimliche Begegnung der Dritten Art“ gegeben hat und dass von hier aus auch kein extraterrestrisches Leben oder Stimmen aus dem All entdeckt wurden, wie im Film behauptet wurde.


Schnell werden wir in eine andere Welt versetzt. Wir bekommen einen Einblick in den Ausblick, in das was wir in den Nachtstunden bei Überfahrten da oben bewundern. Wir sehen eine Ausstellung zu Wissenschaft und Astronomie, sehen Entdeckungen über die Erde und unser Sonnensystem, über Sterne und Galaxien und über Daten, die vom Reflektor empfangen werden und über Glasfaserkabeln im Kontrollraum in Rechner zusammengefasst werden.






Wir sehen einen Film über das, was das Observatorium kann, warum es errichtet wurde und dann endlich das größte Radioteleskop der Welt, eingebaut in einen natürlichen Krater, in einer verzauberten Landschaft.





Von hier kann man Wettermuster in der sogenannten Troposphäre untersuchen, ins Zentrum von Quasaren schauen, die bis zu zehn Lichtjahre von uns entfernt sind, erfahren und lesen wir. Was immer all das bedeutet, es ist beeindruckend. Vor allem die dreieckige Plattform, die fast 140 Meter über dem Reflektor schwebt. „Da bringt mich niemand rauf“, denke ich, und auch nicht auf die drei großen Trägermasten, die das Ding tragen, alle um die 80 Meter hoch.






Fasziniert fahren wir zurück in Richtung San Juan, besuchen zuvor noch das „Metropol“, ein Restaurant mit Bar, einer echten heruntergekühlten Metropole für Massenverköstigung, von dem man über die Dächer von Blechkarossen hinüber sieht ins Outlet-Center von Barceloneta, einer künstlich nachgebildeten Einkaufsstadt. „Steile Dächer, Ziegeldach, Arkaden, Rustika-Unterteilungen, nette Fenster und Türen, gepflegte Vorgärten“. Alles was in den Köpfen der Menschen so drinnen ist, die an Altstadt und an Haus denken, findet man hier vereint in der Architektur der Verkaufsstätten, die in Kojen vergeben werden und wo auch wir uns der Versuchung des „Billig-Einkaufs“ nicht entgegenstemmen wollen.


„Wir können hier das, was wir fürs Schiff ausgegeben haben, durch günstigere Einkäufe wieder gut machen“, sag ich schmunzelnd zu Uschi, während wir nur einige wenige Markenartikelshops besuchen, weil dann diese fremde Stadt auch irgendeinmal geschlossen wird. Kalt war es wieder im Einkaufszentrum, saukalt, wie im Metropol.



In San Juan verfahren wir uns, weil unsere Damen im Fond des Autos zu sehr mit den Eindrücken des heutigen Tages beschäftigt waren und Helmut und ich zu sehr mit den Schönheiten von San Juan, die jetzt vermehrt auftauchen, je weiter wir uns zwischen Old San Juan und Neu San Juan bewegen, dem eigentlichen Ziel Puerto del Rey aber nicht näher kommen.

„Jetzt haben wir wieder viel von San Juan gesehen“ meint Uschi, nachdem uns Angelika bald wieder auf die richtige Straße navigierte und wir auf vertrauten Autostraßennummern unserer Marina del Rey entgegenfahren. Dann rufen wir uns ein „Morgen kommt Quino“ noch vor dem allerletzten Gute-Nacht-Drink freudig und hoffnungsvoll zugleich von unseren Schiffen zu.