Freitag, 31. Januar 2014

„GUNA YALA – EINKLARIERT – WICHUBHUALA – CHICHIME CAYS”

Nordwestlich von uns Wichubhuala, westlich von uns Nalunega, zwei Inseln, die von Kunas bewohnt sind. Schön kann man die Umrisse ihrer dicht aneinander gereihten Häuser sehen, ihre natürlichen Materialien aus Bambus und Palmenholz, nahezu ausnahmslos mit Palmenblätter oder Stroh gedeckte Dächer. Nur vereinzelt hat man Wellblech als ein „neues“ Dachdeckungsmaterial eingesetzt, deren Roststellen jetzt schon bis zur Santina sichtbar sind. Überall sind bunte Fahnen zu sehen, die auf ein bevorstehendes politisches Ereignis hinweisen: Wahlen.




Wir fahren mit dem Dinghy zur Hauptinsel, nach Porvenir. Zwischen schönen Riffformationen hindurch, auf türkisen Wasser und gegen viele kleine Wellen, was bedeutet, dass wir patschnass ankommen. Auch heute ist wieder das Wasser unser Element.

Ein Kleinflugzeug landet gerade, wie wir die Insel betreten. Ein Ereignis, das gerne beobachtet wird. Der schwankende, fast zögernde Landeanflug, das sichere Aufsetzen der Maschine auf der holprigen Landepiste, das Dröhnen der Motoren und das Einparken vor dem kleinen Immigrationgebäude. Fast möchte man meinen, dass die wenigen Passagiere immer noch etwas zittrig sind, wenn man sie beim etwas taumeligen Aussteigen beobachtet.




Auch wir klarieren in Guna Yala ein, werden sehr freundlich empfangen und herzlich Willkommen geheißen. Der Customer freut sich besonders wie er sieht, dass er es war, der vor fast genau einem Jahr unsere Papiere an diesem Ort behandelt hat. Wir sind in der Comarca San Blas, im Land der Kuna, das oft auch als Kuna Yala, Guna Yala oder Tule Nega bezeichnet wird. Alles bedeutet soviel wie „Zuhause der Menschen“ und auch „Berge der Kuna“.




Wir genießen wieder einmal, besuchen das kleine und einzige Restaurant auf der Insel, dem einige Zimmer für Backpacker angeschlossen sind, spazieren dem weißen Strand entlang, sehen wie sich die Palmen elegant im Passatwind wiegen, liegen in Hängematten und blicken hinaus auf die See mit ihren brechenden Wellen auf die vorgelagerten Riffe. Von hier sind wir gekommen und bald schon wird sie uns wieder haben wird, wenn wir die Inselgruppe Chichime Cays anlaufen werden, unser nächstes Ziel.




Zuvor besuchen wir noch Wichubhuala oder Wichubwala. Beides ist richtig. Wieder nur freundliche Gesichter, Kunafrauen mit ihren festlichen Trachten, bunt bestickte Molas, ein Wickelrock, kleinteilige Fuß- und Armketten, schöne Kopftücher. Wir kaufen beim Bäcker Kunabrot, warmes, nein heißes Brot, das so köstlich ist, dass wir bald nochmals den Bäcker besuchen müssen. Wir lernen die ersten Worte. „Madu“ (Brot), „Nuedi“ (Danke) und natürlich „Maku Maku“ (Bier) und „Itomalandu“ (Prost).








Auch unsere Bitte nach einer Kunaflagge wird schnell erfüllt. Bis knapp vor die Tür eines Kunahauses führt mich der Kuna, dann kommt freundlich aber doch recht unmissverständlich so etwas wie „Bis hierher und da warten“ und dann überreicht er mir fast feierlich die Flagge der Kuna. Rot-Gelb-Rot, mit einer Swastika in der Mitte des breiten gelben Feldes. Es ist die Flagge der Dule-Revolution von 1925, die Kuna Yala bis ins Jahr 2010 führte. Die Swastika, die man bei uns schlichtweg als Hakenkreuz bezeichnen würde, stellt hier einen symbolisierten Oktopus dar, der nach der lokalen Überlieferung die Welt erschaffen hat. Damit können wir vorerst leben, wenngleich ich zu gerne die neue Flagge der Kuna gehabt hätte, die es seit 2010 gibt, wo das Land auch in Guna Yala umbenannt wurde und wo an Stelle der Swastika nunmehr zwei gekreuzte Arme mit Pfeil und Bogen zu sehen sind. Die bisherige Flagge wird für Zwecke beibehalten, die den Widerstand und die Dule-Revolution von 1925 darstellen. Man hat sich die Autonomie – die Comarca – schwer erkämpft.


Wir gehen Anker auf und Kurs Chichime Cays, zu den nordwestlichsten Inseln der San Blas. Wie auf Schienen läuft die Santina den San Blas Channel entlang, den beiden gut sichtbaren Palmengruppen entgegen. Ein bisschen Nervenkitzel ist immer dabei, wenn man die Inseln ansteuert, überall brechen sich die Wellen an den vorgelagerten Riffen, die Wasserfarbe geht von einem dunklen Blau in grünlich-türkise Farbtöne über, da und dort wird es bräunlich, gute Zeichen dafür etwas Abstand zu halten.


Mit der hochstehenden Sonne im Rücken sind die Konturen der Riffe gut erkennbar. Uschi steht am Bug des Schiffes. „Augapfelnavigation“ nennt man das Ganze, bis wir vor der kleinen Insel Uchutupu Pipigua vor Anker gehen. Blendend weißer Strand, grüne Palmen, türkises Wasser, hellblauer Himmel mit weißen Passatwolken. „Eine unglaublich schöne Fototapete“ zeigt sich vor uns, neben uns, über uns, überall! „Wo wir sind!“ sag ich dankbar zur Crew, wo die Riesenfreude über das jetzt Sichtbar gewordene nicht mehr zu verbergen ist.


Die SY Aphrodite mit Andreas und Cordula liegt auch hier vor Anker. Wir haben Andreas vor zwei Jahren in Curaçao kennen gelernt. Natürlich ist die Wiedersehensfreude groß, beide sind bald an Bord der Santina und gemeinsam werden nun diese ersten Eindrücke ausgiebig genossen. Es ist traumhaft hier!

Donnerstag, 30. Januar 2014

"KURS SAN BLAS - WICHUBHUALA"

Wind und somit auch Schwell steht heute Morgen in die Bucht, was üblicherweise zu einem recht unbequemen Schaukeln beitragt, uns heute jedoch sehr willkommen ist, weil es bedeutet, dass der Wind ein wenig nach Norden gedreht hat und wir nicht so Hart am Wind segeln müssen.

Gleich nach der Ausfahrt aus Puerto Lindo setzten wir Groß und Genua und haben bald ein unglaublich schönes Segeln entlang der panamaischen Küste, die wir noch gut in ihren Konturen erkennen können. Kontinuierlich legt auch heute wieder der Wind auf bis zu 30 Knoten zu, dem entsprechend bauen sich auch langgezogene Wellen auf, die uns wieder dieses schöne „Atmen des Meeres“ vermitteln.

Irgendwann gibt’s „Flachwasseralarm“ vom Tiefenmesser, der kurz darauf nicht mehr die Tiefe anzeigt, was doch ein wenig beunruhigend ist, erwartet uns doch ein Revier, in dem der Tiefenmesser fast das wichtigste Instrument an Bord ist, wenn man die schönen Buchten der vielen kleinen Inseln ansteuern will und sämtliche Wege meist zwischen Riffen, Sandbänken und sonstigen Untiefen vorbei führen.



Wir suchen uns schon jene Ankerplätze aus, die auch gut ohne Tiefenmesser anlaufbar sind, als bei der Ansteuerung in den „San Blas Channel“ die Wassertiefe wieder weniger wird und plötzlich auch der Tiefenmesser wieder so reagiert, wie wir es von ihm gewohnt sind. Wir segeln Porvenir entlang, sehen die ersten palmenüberzogenen Inseln und gehen am frühen Nachmittag nahe der Insel Wichubuala vor Anker. Wassertiefe 16,50 Meter, was eine echte Freude bereitet, dies ins Logbuch zu schreiben.

Ein kurzer Schiffscheck zeigt, dass wir auch heute wieder recht viel Wasser in der Bilge haben, was dieses Mal ganz offensichtlich nicht von irgendwelchen nicht geschlossenen Luken kommen kann. Süßwasser! Bei einem sogenannten „Blindschlauch“ der Wasserleitung hat sich der Endverschluss gelöst, was zur Folge hatte, dass wir jedes Mal wenn wir die Wasserpumpe einschalteten, Wasser von diesem Schlauch über die Dusche ins Schiffsinnere bekamen. Kostbares Süßwasser ist so verloren gegangen.


Erich entpuppt sich schnell als ein perfekter und sehr gewissenhafter Handwerker und so gelingt es uns bald gemeinsam, die undichte Stelle zu schließen und endlich das Gute Revue passieren zu lassen, was wir heute erlebt haben. Ein traumhafter Segeltag mit enormen Massen an Wasser, die auf uns zurollten um sanft unter uns hinwegzugleiten, ehrfürchtige Bilder, die in unsere Köpfe wanderten, schöne, unvergessliche Bilder. Morgen wird einklariert.

Mittwoch, 29. Januar 2014

„PANAMA - ISLA LINTON - PORTOBELLO”

Das Schiff wiegt sich leicht in der Dünung des Atlantiks, wie die Panamaer hier die Karibische See nennen, eine wohltuend sanfte Brise steht in die Bucht, das Geschrei von Affen ist hörbar, ab und zu ein Ruf von Papageien. Das erste Mal Schlafen an Bord des Schiffes vor Anker liegend war ebenso schön wie das Aufwachen heute Morgen vor der Palmenkulisse der Isla Linton vor uns. Erich spielt Reinhard Fendrich. Ein Lied mit Wind und Anker und ohne Zeit.
Langsam trocknet auch die Wäsche und aus dem „Wäschereischiff“ wird bald wieder die Santina, die wir nach einem ausgiebigen Trödelfrühstück mit dem Dinghy verlassen um Kurs zum beliebten und auch einzigen Seglertreffpunkt hier in Puerto Lindo zu nehmen, zu Hans, dem Holländer, zu seinem Restaurant am Ende der Bucht. Hier gibt es auch die allerbesten Fruchtsäfte, die wir natürlich verkosten.


Wir warten am Rande der Straße auf den Bus, der bald kommen sollte, um mit ihm nach Portobello zu fahren, genießen das Klima, die Landschaft mit ihrer schönen Vegetation, unsere weiteren Eindrücke von Panama außerhalb von Panamacity, Colon, den Naturparks und dem Panamakanal. Dann hören wir tatsächlich die lautstarken Auspuffgeräusche des bunt bemalten Vehikels, sitzen bald inmitten von Panamaern und fahren recht zügig Portobello entgegen. Nur während einer kurzen Verkehrskontrolle, wo Polizisten einige der Insassen des Busses kontrollieren, wird die Musik im Bus etwas leiser, kurz danach geht es ebenso schnell und lautstark durch gepflegtes, vulkanähnliches Grünland wieder weiter.



Wieder einmal hat etwas Christoph Kolumbus für Europa entdeckt! Am 2. November 1502 war es, während seiner vierten „Westindienreise“, diese wunderschöne Bucht, die bald darauf zu einem wichtigen Zentrum für die Verschiffung von tonnenweise geraubtem Gold, Silber, Rum und Tabak ins spanische Empire ausgebaut wurde und wo man diese Fort San Fernando errichtet hat, das wir natürlich besichtigen.



Als ein „UNESCO Weltkulturerbe“ sollte man es doch als schützenswert betrachten, was heute nicht unbedingt den Schein erweckt, ebenso nicht wie alle anderen Befestigungsanlagen, die rund um die Bucht gebaut worden sind und deren Grundmauern eher als Fundamente für Verhüttelungen aller Art dienen, als ein Bewahren von Zeugnissen vergangener Epochen. Früher haben Piraten die Anlagen zerstört, heute sind wir es.





Wir besuchen die Kirche San Felipe de Portobello, in deren Inneren es einen Seitenaltar mit der Holzstatue des „Black Christ of Portobello“ zu sehen gibt. Viele Gläubige verehren diesen Ort ganz besonders, der jedes Jahr Ende Oktober auch das Ziel der bedeutendsten Prozession Panamas ist.





Portobello hat einen kleinen Marktplatz, einige Einkaufsläden mit reichhaltigem Angebot, gute Busverbindungen nach Colon und zu näher gelegenen Einkaufszentren und Portobello hat auch „Cäptain Jack“, ein weiterer beliebter Seglertreffpunkt und auch ein solcher für sogenannte „Backpacker“. Hier treffen sich Menschen aus allen Nationen, sei es zum Essen, zum Trinken, zum Schlafen oder ganz einfach nur um den Ausblick auf die weiträumige Bucht von Portobello zu genießen. So „ganz nebenbei“ gibt es auch Internet, was nahezu fast alle Vorgenannten auch nutzen, so wie wir, nicht nur um die Wetterberichte für die nächsten Tage zu bekommen.


Mit dem Geländewagen von „Cäptain Jack“ fahren wir zurück nach Puerto Lindo, genießen wieder die Fruchtsäfte von Hans, treffen die Crew des Katamarans Wanderlust, die von den Bocas del Toro kommt und wenig später Roman den Segelmacher, der uns sauber gearbeitet unsere Schiffabdeckungen bringt. Dann besuchen wir die Affen auf der Insel Linton.




Die Insel selbst soll - nach unserem Cruising Guide von Eric Bauhaus - im Privatbesitz sein. Nachdem sie jedoch unbewohnt ist, so sagt man, sind die hier lebenden Affen die eigentlichen Besitzer der Insel sind. „Spider Monkeys“ heißt die Gattung, die sich meist nur am späten Nachmittag zeigt, so wie heute, wie wir uns mit dem Dinghy der Insel nähern. Leider haben wir für sie nichts Essbares mitgebracht und so doch ein wenig Abstand zu ihnen eingehalten, außer von Erich, der den Gang auf die Insel doch wagte, was später von den Affen mit recht lustigen Kunststücken belohnt wurde. Morgen geht’s zu den San Blas Inseln, die Vorfreude darüber ist riesengroß.





Dienstag, 28. Januar 2014

„PANAMA - COLON – SHELTER BAY MARINA – ISLA LINTON”

Der Immigration-Officer in der Marina will uns nach Colon zum Hafenkapitän und zu den anderen Behörden schicken, weil wieder einmal der eine oder andere Zettel fehlen soll, den wir fürs Ausklarieren aus Panama benötigen, was bedeuten würde, dass mit einem heutigen Auslaufen nichts werden wird, die Fahrt ins Zentrum von Colon mehr als unangenehm ist und meist in jedem Fall eine zeitraubende Abhängigkeit von den Behörden in der Stadt gegeben ist. John Halley, der Marina-Chef, schaut sich unsere Papiere an, schüttelt verständnislos den Kopf und meint: „Fahrt doch ganz einfach und erledigt alles in Porvenir“.

Das machen wir auch, nachdem wir uns von den Crews der SY Allegra, von Reta und Gert, und von der C´EST SI BON I, von Clara und John, verabschiedet haben.




Bald passieren wir die großen Wellenbrecher in der Ausfahrt zum Panamakanal, setzen die Segel und gehen wie vorhergesagt „Hart am Wind“ Kurs Isla Linton. Einige nicht vorhergesagte Regenschauer reinigen immer wieder das bald mit Salzwasser überzogene Schiff, die See scheint tief zu atmen, wenn sich die langgezogenen Wellen vor uns aufbäumen um bald darauf langsam unter der Santina durchzulaufen. Schon in den ersten Stunden dürfen wir beeindruckendes, ehrfürchtiges Segeln auf einem Schiff erleben, das sehr gute Fahrt macht und dennoch sanftmütig und ruhig seinen Kurs geht. Die Karibische See hat uns wieder.


Wir spielen „Somewhere Over The Rainbow“ von Israel Kamakawiwo‘ole, die Sonne ist bereits untergegangen und die Santina liegt ruhig in der schönen Bucht Puerto Lindo vor Anker. Bald nach dem Ankommen sieht sie aus wie ein Schiff, zu dem man seine Wäsche zum Trocknen bringen kann. Nicht die häufig aufgetretene Schräglage war der Grund dafür, dass jetzt Pölster, Bekleidung, Bettwäsche und sogar Matratzen zum Trocknen „ausgestellt“ sind, eine nicht ganz geschlossene Seitenluke hatte Schuld daran, dass die einen oder anderen Wellenteile ihren Weg bis ins Vorschiff gefunden haben, was zwangsläufig einiges an Feuchtigkeit verursachte.
Wir weisen alle Schuld dem Wetterbericht zu, der in den letzten Tagen wieder einmal nicht ganz das ausdrückte, was uns heute erwartet hat, weil der Windmesser doch öfters an der 30 Knoten Marke rüttelte, die Wellen sich bald bei 10 Fuss und ein wenig mehr einpendelten und die kurzen aber doch heftigen Regenschauer auch das Seine zu diesem ersten wunderbar Erlebten beigetragen haben. Morgen werden wir Puerto Lindo und Portobello besuchen und so auch der Wäsche jene Zeit gönnen, die sie zum Trocknen ohnehin benötigen wird.



Montag, 27. Januar 2014

"PANAMA - COLON - SHELTER BAY MARINA - SCHIFF KLAR"

„Manchmal stellt man sich wie der erste Mensch an, wenn man etwas längere Zeit nicht gemacht hat“ denke ich leise, Uschi sagt es laut und Erich hat großes Verständnis dafür, dass das Anschlagen der Segel so viel Zeit in Anspruch nimmt. Tatsächlich ist es so, dass ich im Herbst des vergangenen Jahres, als ich einige Reparaturen an Bord der Santina durchgeführt habe, unter anderem auch alle Beschläge vom alten Großsegel abmontierte, damit ich diese als Ersatzteile fürs neue Segel wiederverwenden kann. Heute, beim Setzen des Großsegels, bemerke ich, dass ich damals alle Beschläge vom neuen und nicht vom alten Großsegel abmontiert habe, was fast ein wenig unglaubwürdig ist, allgemeines Kopfschütteln verursacht und letztlich doch einen erheblichen Aufwand verursacht.


Bald, nein, irgendwann sind alle Segel dann doch angeschlagen, die Santina zeigt sich als freudeerweckendes Segelschiff und fast hat man den Eindruck als würde sie fragen: „Wann segeln wir endlich los?“ Die Wetterberichte der letzten Tage zeigen konstante Passatwinde aus Nordost mit 10 bis 15 Knoten, eine Welle so um die 7-10 Fuss, was man so etwa mit 2,10 bis 3,00 Meter gleichsetzen könnte, eine Wellenperiode von 7 Sekunden und nur wenig Bewölkung, was alles zusammen als ein „Schönwettersegeln gegen den Wind bei zwischendurch recht ordentlichen Wellen“ gedeutet werden kann.

Sonntag, 26. Januar 2014

"PANAMA - COLON - SHELTER BAY MARINA - ERICH UND RIA"

Gestern sind Ria und Erich hier in der Shelter Bay Marina angekommen und bringen einiges an begeisternden Erzählungen über Panamacity mit aufs Schiff. Natürlich stand der gesamte Nachmittag wie auch der Abend ganz unter dem Zeichen der Freude über unser Wiedersehen und unter der Vorfreude auf die bevorstehende Reise zu den San Blas Inseln, zu den Kunas. Während unseres ersten gemeinsamen Abendessens und eines musikalischen Liveauftritts einer angeblich Grammy geehrten Sängerin wurden auch die letzten Vorbereitungen fürs Auslaufen besprochen, die noch zu erledigenden Arbeiten am Schiff und das Vervollständigen des Bordvorrates, mit dem wir heute schon in Colon begonnen haben.


„Auf den Spuren der Amerikaner“ könnte man unsere Besichtigungstour heute nennen, wo uns vom Taxifahrer die alten Behausungen jener Soldaten gezeigt wurden, die während des Baus des Panamakanals und in den Jahren danach hier untergebracht waren. Heute werden diese Gebäude wieder für Panamaer saniert, wobei die recht strikte Trennung der Wohngebiete zwischen „Weiß“, „Schwarz“ und „Farbige“ doch sehr große Verwunderung hervorruft.




Wir besorgen sogenannte „O-Ringe“ als Dichtungserfordernis für einige Schiffseinbauteile und freuen uns erstmals über die große Auswahl im 4-Alto, wo man sonst all das findet, was man gerade nicht braucht, fahren weiter ins Colon 2000, wo unsere Einkaufswagen bald so voll bepackt sind, dass ich Angst um ein weiteres Sinken der Wasserlinie der Santina bekomme. „Verhungern und verdursten werden wir nicht in den nächsten Wochen“, denke ich laut und Uschi macht sich die größten Gedanken darüber, wo wir das alles im Schiff unterbringen werden.

Bald spazieren wir mit klassischen Panamahüten durchs Einkaufszentrum, wo zweifellos für jedermann klar erkennbar wird, dass es sich hier um Touristen handelt, die schwer bepackt und ebenso schleppend die vollgefüllten Einkaufstaschen zu unserem Taxi bringen, das lange und geduldig auf uns wartet.



Am Rückweg zur Marina sehen wir noch einmal hinein in einige düstere Seitengassen von Colon, was bedrückend wirkt, besorgen Treibstoff für den Dinghy-Motor und wenden uns dann wieder der schönen Seite von Panama zu, dem Naturpark und „unserer“ Shelter Bay Marina.

Heute hat uns Roman, ein Österreicher, der seit einigen Jahren auf einem Schiff in Puerto Lindo lebt und dort Segel und nahezu alles Sonstige, was mit Stoffen zu tun hat repariert und auch anfertigt, am Schiff besucht. Wir haben ihm unsere Abdeckplanen, die doch einiges in den letzten Jahren mitgemacht haben und an einigen Stellen Auflösungserscheinungen zeigen, mitgegeben und wollen ihn in ein paar Tagen wieder in Puerto Lindo treffen.

Donnerstag, 23. Januar 2014

„PANAMA - COLON – SHELTER BAY MARINA – EINKAUF”

Selbst die Fahrt mit dem Marina-Bus ins Einkaufszentrum ist immer wieder ein Erlebnis. Heute nutzen wir die Gelegenheit um nach Colon zu fahren mit dem frühmorgendlichen Bus. Die Marina liegt am östlichen Ende des Sherman-Naturparks, den wir durchfahren und was ganz einfach immer wieder schön ist. Es geht vorbei an verfallenen Behausungen, die aus jener Zeit stammen, wo es eine 2-Meilen Grenze östlich und westlich des Panamakanals gegeben hat, die von den damaligen Besitzern des Panamakanals, den USA, militärisch besetzt war. Nach einer Fahrzeit von rund einer halben Stunde erreicht man die erste Schleuse der Gatun-Locks.



Hier heißt es meist Warten, weil fast immer – wenn man bei den Schleusen angekommen ist - meist ein Containerschiff geschleust wird und erst nach dem Schließen der Schleusentore die Brücke über den Kanal so gedreht wird, dass man über den Kanal fahren kann. Diese Wartezeit wird von den Wartenden meist dazu genutzt, um das immer wieder faszinierende technische Wunderwerk zu besichtigen. Unser Buschauffeur Angelo wiederum nutzt die Wartezeit anders: Er betreibt am Fahrersitz Körperpflege. Packt sein Rasierzeug aus und faconniert seinen Bart, pudert sich ein, „entfaltet“ mit einer Zahnbürste sein Gesicht und zupft sich die Augenbrauenhaare.



Gepflegt geht’s sozusagen weiter. Über Straßen, die mit tiefen Schlaglöchern übersät sind, vorbei an der riesigen Baustelle des neuen Panamakanals, wo man nie und nimmer den Eindruck hat, dass die Eröffnung im nächsten Jahr bevorsteht. Man möchte eher meinen, hier hat erst vor kurzem der Spatenstich stattgefunden, was doch schon wieder fast 7 Jahre zurück liegt.

Wir sehen schöne Wohnhäuser, alle von einer hohen Mauer umgeben. Auf dieser Mauer Stacheldraht, vor den Einfahrtstoren schwer bewaffnetes Wachpersonal. Selbst die scheinbar gut geschützten Wohnhäuser sind noch bis unters Dach vergittert. „Die kleine obere Mittelschicht“ wohnt hier. Vor nichts und niemandem sicher. Eine andere Art von Getto. Ein Pulverfass.

Überall wird gebaut. Ausschließlich Straßen und Brücken. Alles für den Verkehr und alles Folgebaustellen durch den neuen Panamakanal. Eine Zufahrt hier, eine Brücke da. Rundherum verfallene Behausungen in denen jene Menschen leben, die keine Arbeit auf der Panamakanalbaustelle gefunden haben. 7.000 Menschen sind am Bau des neuen Panamakanals beschäftigt, weitere 28.000 auf den Baustellen um den Kanal.

Das Einkaufen wird zur Nebensache. Irgendwann werden die Vorratsschaps der Santina gefüllt sein und wir werden Kurs zu den San Blas Inseln gehen. Wieder eine andere Welt. Den Abend verbringen wir mit den Crews der C´est si bon I - die heute ins Wasser kam - und der Trillium Winds im überfüllten Marina-Restaurant, wo ein Spanferkel gegrillt wurde und wo es eine Rum-Verkostung gab. Wir haben sicherheitshalber nicht daran teilgenommen.

Mittwoch, 22. Januar 2014

„PANAMA - COLON – SHELTER BAY MARINA – IM WASSER UND EINKAUF”

Wir sind im Wasser! Besser gesagt das Schiff, das sich im Becken der Marina leicht hin und her wiegt, dankbar zu sein scheint, wieder dort zu sein, wo es hin gehört. Rückblickend kann man freudestrahlend ganz einfach nur sagen: Alles hat wie in den letzten Tagen mehr als bestens geklappt. Wir waren pünktlich wie bestellt um 08.00 Uhr vor dem Werft-Büro, niemand war da, auch nicht unsere lächelnde Estefania, wir sind weiter ins Marina-Büro, wieder zurück ins Werft-Büro, nochmals ins Marina-Büro, alles mit großer Ruhe und Zuversicht, die nicht enttäuscht wurde. Irgendwann war das Schiff plötzlich am Hänger, bald darauf am Kran, dann im Becken mit Kurs Liegeplatz Dock C, Platz 18. Die Jungs beim Kranen waren sehr professionell, gewissenhaft und haben auch bei unserem Schiff allerbeste Arbeit geleistet.





Die Freude über das „im Wasser sein“ hat uns gegen Mittag dazu veranlasst, die Gelegenheit einer Busreise zu nutzen, die von der Marina zweimal am Tag angeboten wird, um Einkäufe im einen oder anderen Shoppingcenter in Colon zu erledigen. Man hat dann – je nach Wartezeit bei den Gatun-Locks, wo die Brücke immer nur dann geöffnet ist, wenn gerade kein Schiff geschleust wird -  rund zwei bis drei Stunden Zeit um einzukaufen.

Unser erster Weg im „Colon 2000“ führt uns zum Frisör, der scheinbar auf mich gewartet hat und bald meine chaotische Haarpracht auf sommerlich-karibische Größe verkleinert. Ich meinte „Nicht viel wegnehmen“ und er dachte „Nicht viel soll bleiben“, was auch gut und ohnehin nicht mehr zu ändern war.



Wir lassen uns Zeit, gehen unseren bewährten Einkaufszentrumweg im „Super 99“: „Jede Einkaufsstraße hinauf, Blick nach rechts, jede wieder zurück, Blick wieder nach rechts, dann kann man nichts vergessen,“ was heute zur Folge hat, dass wir nur die Hälfte von dem einkaufen können, was wir uns vorgenommen haben, schlussendlich ohnehin nicht mehr tragen können, der Bus in die Marina längst abgefahren war und wir so mit dem Taxi zurück in die Marina fahren, was wiederum ein Erlebnis war.


Wir sehen wieder einmal Colon, seine Freihandelszone, der es durch die Umstellung von traditionellen Hafenarbeiterjobs auf Frachtcontainer immer schlechter geht, armselige Seitengassen mit spielenden Kindern inmitten von Müllbergen vor verfallenen Kolonialbauten und verrosteten Blechhütten, hupende Autos im vorabendlichen Verkehrschaos, herumlungernde Menschen vor vergitterten Alkoholständen… Es ist unbeschreiblich! 250.000 Einwohner leben hier. Wenn man bedenkt, dass die Stadt vor dem Bau des Panama-Kanals im Jahre 1913 nur 3.000 Einwohner zählte, dann kann man sich fast nicht vorstellen, was der Bau des Kanals in der damaligen Zeit alles bewirkte und welche Spuren hinterlassen worden sind. 50 Prozent Arbeitslosigkeit und noch größer ist die Zahl jener Menschen die unter der Armutsgrenze leben.

Unser Taxifahrer erzählt abenteuerliche Geschichten, schüttelt den Kopf über die Kriminalität in seiner Stadt, zeigt uns seinen „Polizeiausweis“ der uns klarmachen soll, dass wir keine Angst haben müssen, wenn wir mit ihm unterwegs sind. Haben wir auch nicht, eher über die Art seiner Fahrweise und dem Zustand seines Gefährts, das bei uns nicht einmal mehr die Zulassung für einen Platz am Schrotthaufen erhalten würde.

Wir kommen dennoch gut an, vollbepackt und frohen Mutes darüber, einiges für das Füllen der Vorratskammern der Santina erledigt zu haben und vor allem darüber, nicht mehr die Leiter hinauf zum Schiff klettern zu müssen, sondern nur den Schritt vom Steg zur Badeplattform zu tun, um zum Schiff zu gelangen.

Unsere Freunde Ria und Erich sind gestern in Panama City gelandet und werden die nächsten Tage die Hauptstadt besichtigen, bevor sie am Samstag zu uns aufs Schiff kommen. Ihre Koffer sollten heute nachkommen. „Umgekehrt wär es schlimmer“ hab ich zu ihnen gemeint.