Sonntag, 30. November 2014

„BONAIRE – DER WATERMAKER – 1. ADVENT“

Uschi meint immer, wenn ich etwas reparieren will: „Aber bitte mach nicht mehr kaputt“. Heute ist alles anders. Das glasklare Wasser, die sanfte See, beste Voraussetzungen um unseren Wassermacher zu testen. Besser gesagt seine Dichtprobe und seine Wasserqualität. Langsam nehmen wir ihn in Betrieb, beobachten genau alle Verbindungen und stellen bald mit großer Freude fest, dass nicht nur alle Leitungen rund um das Membrangehäuse dicht sind, sondern dass auch die Wasserqualität die allerbeste ist. Zufrieden tragen wir ins Logbuch ein: „Das haben wir gut gemacht!“

Später wird der Amateurfunk in Betrieb genommen. „Technisch experimenteller Funkdienst“ nennt man das Ganze, was immer wieder für Überraschungen sorgt. Heute für ausschließlich angenehme. Wir können über die Schnittstellen Funkgerät-Pactor-Bordcomputer nicht nur E-Mails und Grib-Files empfangen, sondern auch E-Mails versenden und unsere sogenannten „Position-Reports“ von hier aus in die Homepage eintragen. Alles hat ja schon einmal bestens funktioniert, dann wieder nicht. Meist war die schlechte Erdung die Ursache. So hab ich im heurigen Frühjahr die gesamte Erdung der Anlage neu verlegt. Unzählige Lauf- und Quadratmeter Kupferkabel im Heck des Schiffes, dort, wo der Ruderquadrant sitzt, wo es besonders eng ist, wo jedoch die größte Fläche für einen Kondensatoreffekt vorhanden ist, um einen indirekten Kontakt mit dem Wasser herzustellen.



Obwohl wir erst gestern angekommen sind, wird bereits begonnen, ein wenig nach den Wetterberichten zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit, von hier aus Puerto Rico nach rund 380 Seemeilen zu treffen, liegt in etwa in einem Kursbereich zwischen 10 bis 20 Grad. Ein wenig darunter segelt man in die berüchtigte Mona-Passage zwischen der Dominikanischen Republik und Puerto Rico, was es in jedem Fall zu vermeiden gilt, ein wenig darüber landet man auf der Isla Vieques oder noch weiter östlich, in den Spanish Virgin Islands, was alles kein Problem wäre. Für diese Kurslinien sind in jedem Fall Winde aus östlichen, noch besser aus südöstlichen Richtungen erforderlich, berücksichtigt man zu all dem noch den Strom, der dort oben oft mit bis zu 2 Knoten nach Westen setzt.

Der heutige Wetterbericht zeigt ganz eigenartige Vorschauen für die nächsten Tage: Ein Tief über dem Südamerikanischen Festland, das in die nördliche Karibische See wandert, zeigt sogar Winde aus südwestlichen Richtungen, was zu diesen Jahreszeiten eher Kopfschütteln verursacht. Verbunden mit dem klar ablesbaren Nordoststrom im Bereich von Puerto Rico führt das zu solchen Kreuzseen in diesen Regionen, die man eher meiden sollte.



Uschi und ich gehen von Bord der Santina aus schnorcheln. Unzählige Fischarten in allen Farben und Farbmustern können wir nicht nur vom Schiff aus schon sehen, sondern überall hier in den Gewässern. Am besten bei den kleinen vorgelagerten Riffen entlang der Hafenpromenade. Dorthin schwimmen wir und sind fasziniert von der Farbenpracht der Unterwasserwelt. Während ich eher der „was-könnte-hinter-mir-auftauchen“ Schnorchler bin, kann Uschi stundenlang die Riffe entlangtauchen und immer wieder in Begeisterungsstürme ausbrechen.



„Beobachten wir das Ganze einfach“, ist die einstimmige Meinung aller Skipper und Bordfrauen über den Stand der aktuellen Wetterberichte an Bord der SY Momo, wo wir heute alle zum 1. Advent bei Adventstollen mit Kaffee eingeladen sind. Gemütlich und besinnlich ist es im Inneren des Schiffes, wo wir uns einfinden müssen, weil draußen wieder einmal ein Regenguss nach dem anderen über die Insel zieht.


Am Abend wird auch auf der Santina die Vorweihnachtszeit sichtbar. Ein Adventkranz ziert das Cockpit, im Inneren hängt Karibischer Weihnachtsschmuck. Langsam wird man ruhiger, langsam so scheint es, beginnt unser Urlaub.



Samstag, 29. November 2014

„BONAIRE – DIE SY GERMANIA“

Auf der Frequenz 8.170 USB hört man um 09.00 Uhr jeden Tag in der Karibik die Funkrunde von Hugo. Manchmal gut, manchmal weniger gut, manchmal schlecht. Je nach Wellenausbreitung. Seit nunmehr Jahrzehnten. Nahezu täglich ruft Hugo Segler an, die sich auf dieser Frequenz befinden und gibt Wetterberichte oder auch Neuigkeiten durch.

Heute haben wir Hugo leider nicht gut empfangen können, wohl aber eine Nachricht auf UKW, die uns alle hier sehr traurig macht: Die SY Germania ist vor den San Blas Inseln auf ein Riff gelaufen und leck geschlagen! Wir erfahren heute nur, dass Jochen und Anne und auch ihre Katze vom Riff geborgen werden konnten, das Schiff aber sofort gesunken ist. Wir haben uns vor zwei Jahren in den Los Roches kennengelernt und im Juni ist die SY Germania neben uns in Curacao Marina gelegen.


„Kein guter Morgen“ meint Helmut, wie wir ihn und Angelika mit dem Dinghy von der SY Manatee abholen, zu Customer und Immigration motoren, später gemeinsam den Markt besuchen, der gerade aus dem Grund aufgestellt wurde, weil wieder einmal ein Ozeanriese die Insel angelaufen ist. Es gibt Nachrichten, die deprimierend sind.

Uschi hat nicht nur zu Hause alles um diese Reise organisiert, sie kümmert sich auch hier an Bord des Schiffes um jene Dinge, die unter anderem ein weltweit kommunikatives Bordleben ermöglichen. So haben wir ab heute wieder Internetanschluss an Bord der Santina, können ein wenig die Homepage warten und auch solche E-Mails empfangen, die zwar mit Arbeit verbunden sind aber doch zeigen, dass man immer noch „vorhanden“ ist.

Wir bekommen Besuch an Bord von Roland und Annemarie von der SY Angicamaro, einem Wiener Pärchen, das auch gestern hier in Bonaire angekommen ist. Von Tobago kommend. Bald bemerken wir, dass wir uns schon von Blauwassertreffen in Österreich kennen und dass es viele gemeinsame Bekannte gibt. Die beiden erzählen uns von ihren Vorhaben und auch, dass 60 Prozent der Inselbewohner auf Grenada von dieser seltsamen, gelenklähmenden Krankheit befallen ist, die ein Stich der Chikungunya Mücke verursacht. Wir nehmen die Sache sehr ernst.


Helmut bringt zu aller Freude seinen Dinghy-Motor wieder zu laufen, später wird Karel besucht, noch später gemeinsam mit Roland und Annemarie zu Abend gegessen. Immer mit Blick auf die Karibische See, die jetzt so sanft und friedlich da liegt, die so wunderschön sein kann und doch überall und immer ihre Gefahren birgt.

Freitag, 28. November 2014

„CURAÇAO - BONAIRE“

Morgendämmerung in der Fuik Baai. Es ist eine Mangrovenbucht, gut geschützt von der See durch einen schmalen Landstreifen, ähnlich einem Außenriff. Bestimmt hat man den Wall künstlich geschaffen, wie hier die Zementfabrik und das Betonwerk entstanden sind, um eine kleine Anlegemole zu errichten. Mangroven umsäumen die Bucht, Vögel zwitschern, draußen hört man die Brandung. Ein Schornstein überragt alles. Das Wahrzeichen der Fabrik. Es ist noch dunkel wie die Wasserkanne aufgestellt wird, es ist bereits hell wie das Wasser kocht. Nur kurz dauert der Übergang von Nacht zu Tag.

Um 07.30 Uhr laufen die drei Yachten aus der Fuik Baai aus. Ein weiteres Schiff gesellt sich zu uns am Weg nach Bonaire. Die SY Starla, eine Hanse 44 unter Englischer Flagge. Auch sie haben wir in der Curaçao Marina gesehen. Gemeinsam runden wir die „Punta Kanon“, die Ostspitze von Curaçao und gehen Kurs Bonaire.


Es ist ein traumhaftes „Hart am Wind Segeln“ bis in die „Bocht Van Goto“, nördlich von Klein Bonaire. Natürlich wird es schnell zu einer Regatta unter den Yachten, die einem Paarlauf gleicht. Die Freuden über so großartige Segelbedingungen mit gleichzeitigen „Schnürl ziehen“, damit man noch mehr Geschwindigkeit macht, übertreffen die Erwartungen. Nach sieben Stunden werden die Segel geborgen und an den Bojen vor Bonaire festgemacht. Ankern ist rund um die Insel verboten, alle Gewässer zählen zum Naturpark. So sind Bojen entlang der Hafenpromenade der Hauptstadt Kralendijk, was so viel wie Korallendeich bedeutet, ausgelegt. Das Wasser ist glasklar.

Wir klarieren problemlos in Bonaire ein. Dann meint die Immigration-Offizierin: „Herzlichen Willkommen auf Bonaire“, was in der Inselsprache „Bon Bini na Bonaire“ oder auf Papiamentu „Bon bini na nos dushi Boneiru“ heißt. Schön ist es, am Meer zu sitzen. Am schönsten an Bord der Santina, dann schon folgt „Karel“, die Waterfront-Bar mit ihrer großen Terrasse. Treffpunkt nicht nur der Segler.


Die SY Momo mit Uli und Gerda und die SY Starla mit Steven und Stacy sind gekommen. Die SY Manatee hatte Probleme mit dem Dinghy-Motor. Wir erfahren es erst viel später, nach den ersten Happy Hour Getränken, dem ersten Sonnenuntergang, dem Abendessen. Wir machen uns Vorwürfe, nicht auf die Crew gewartet zu haben.


Donnerstag, 27. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – FUIK BAAI - JAHRESTAG“

„Dinghy Motor abholen, Marina bezahlen, Festmacher auf Slip, Seitenteile des Bimini weg, Mobilfunkgeräte laden, Wasser volltanken, Logge einbauen, Dinghy verzurren, Stromkabel abstecken.“ Die letzten Punkte der Checkliste sind schnell abgearbeitet, das Leihauto wird abgeholt und ohne Überraschung keine weiteren Schrammen festgestellt. Um 10.04 starten wir den Motor der Santina und gehen gemeinsam mit der SY Manatee Kurs Schottegat und Ausfahrt Willemstad. Pilotboote begleiten uns und rufen uns die Kanalnummer des Towers der Königin Emma Brück zu. Wir wissen ihn ohnehin.



Heute, am 27. November 2007, vor genau 7 Jahren, sind Karl Friedl, Gerhard Hirner und ich von der Marina del Atlantico auf Teneriffa  zu unserer Atlantiküberquerung ausgelaufen. „Ein guter Tag für einen neuen Törn“ mein ich zu Uschi.



Langsam öffnet sich die Königin Emma Brücke, nachdem wir einige „Kreisel“ vor ihr drehen müssen. Noch einmal können wir die Kulisse des Weltkulturerbes betrachten, sind jedoch mit den Gedanken schon draußen auf der Karibischen See. Dann ist es endlich soweit. Langsam dreht die Brücke in den Kanal und gibt den Weg in die Karibische See frei. Leichter Schwell erwartet uns. Dann setzen wir die Segel und kreuzen auf einer sanften See der Westküste der Insel entlang in Richtung Südosten. Je weiter wir Abstand von Curaçao haben, umso blauer wird das Meer. „Blauwassersegeln.“





„Grün an Steuerbord, Rot an Backbord!“ Umgekehrte Lateralzeichen – wie in Europa - weisen uns den Weg in die Fuik Baai, eine kleine, gut geschützte und sehr saubere Bucht am Südende von Curaçao. Die SY Manatee und die SY Momo mit Uli und Gerda, die von der Bucht „Spanish Water“ ausgelaufen ist, liegen bereits vor Anker und lösen gerade gemeinsam das Problem eines defekten Starters, wie wir zwischen den beiden Schiffen vor Anker gehen. „Es kann wieder von Bord aus geschwommen werden!“  Bald wird die glorreiche Reparatur des Starters mit einem „Kennenlernen- und Begrüßungsbier“ an der Badeplattform der Santina gefeiert. Morgen geht’s nach Bonaire.



Mittwoch, 26. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – AUSKLARIERT“

„Einen Tag dürft ihr das Leihauto noch behalten“, meint Carmen, unsere Autovermieterin. Länger wird es auch nicht erforderlich sein, denn die Wetterberichte haben sich nicht geändert. Wind leicht drehend nach Ost-Süd-Ost, Welle 1-2. Morgen kann´s losgehen. Kurs Bonaire. Zuvor steht jedoch noch der Abschlusseinkauf auf dem Programm, der mühevollste von allen. Wieder bei Albert Heijn. Schleppen ohne Ende; aber mit viel Freude.

Gegen Mittag ist es dann soweit. Die Crews der Manatee und der Santina fahren gemeinsam zu den Customs und weiter zur Immigration. Alles verläuft problemlos, bis auf eine irrtümlich falsche Angabe von mir beim Customer, zu dem wir wieder zurückfahren und der das Problem ganz einfach mit einem lächelnden „Zettel zerreißen“ löst. „Jetzt sind wir nicht mehr auf Curaçao“ sag ich zu Uschi, die meint, „so schnell waren wir noch nie startklar“. Zählt man die beiden Juniwochen zur Arbeitszeit dazu, dann waren es ganze drei Wochen, bis das Schiff wieder in so einem Zustand ist, wie wir es gerne hätten.

Dieses Mal hab ich Uschi nicht die Frage stellen müssen: „Kurs West oder Kurs Ost?“, wie vor zwei Jahren, wo alles schon ganz klar in Richtung Kurs West war, vor dem Besuch der Customs ich jedoch wieder einmal Zweifel bekam, wohin wir eigentlich segeln sollten. Wir haben uns dann doch für Aruba, Kolumbien und die San Blas Inseln mit dem Zielhafen Colon in Panama entschieden. Und es nie bereut. Heute steht „Bonaire“ in den Ausklarierungspapieren, mit weiteren Zielen nordöstlich der großen Antillen.



Wir genießen Willemstad bei einem eigenwilligen Eiskaffee vor der Königin Emma Brücke, die immer mehr weihnachtlich geschmückt wird und denken an das morgige Auslaufen, das immer wieder und immer noch ein gewisses Kribbeln verursacht. „Da fahren wir morgen raus.“

An Bord der Santina sehen wir, dass wir ein Abschiedsgeschenk von Hans und Marion von der Los Gorriones bekommen haben. „Gummibärchen“. Zum Glück treffen wir die beiden noch und können uns nicht nur herzlich von ihnen verabschieden sondern uns auch mit einem Adventkalender aus der Steiermark revanchieren. Mit Angelika und Helmut verbringen wir den letzten Abend hier in Willemstad im Gouverneur. „Das ist ein würdiges Abschiedsrestaurant“, meint Helmut,  im Innenhof des Restaurants sitzend mit einem romantischen Blick zwischen den Kolonialsäulen des Gebäudes auf die bunten Häuser des Ortsteiles Punda, bei den letzten gut gekühlten „Amsel Bright“, beim letzten ganz gezeichneten Abendessen, beim letzten Mal die Stimmung der Stadt genießend. Alles ist wieder einmal „das letzte Mal.“

Dienstag, 25. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – NAVIGATIONSBELEUCHTUNG“

Die Freude über unser gelungenes Teakdeck hält heute noch an, das Nichtfunktionieren der Navigationsbeleuchtung am Vorschiff an Backbord und Steuerbord kann unter dem eingestuft werden, was Fred mir lächelnd in seinem holländisch-deutsch wieder einmal zuruft, wie er mich am Ankerkasten sitzen sieht: „Ein Schiff braucht viel Pflege, ein Schiff macht viel Arbeit!“ Wer sich Fred vorstellen möchte, der kann sich gut vorstellen, wie solche Sprüche zu einem rüber kommen: Jenseits von 70, groß, hager, Nick Knatterton im lieblichen Original.

Die Navigationsleuchten sind so gerostet, dass an eine Reparatur nicht zu denken ist. In der Marina gibt es auch einen Budget-Marina Shop. Der hat alles man braucht, nur nicht das, was man gerade braucht. „Das haben wir im Hauptgeschäft“ ist die meistgebrauchte Antwort auf die Frage, ob es das eine oder das andere gibt. Natürlich finden wir im Hauptgeschäft tatsächlich eine passende Leuchte, die zweite im nahe gelegenen zweiten Marinageschäft „Island Water World“. Bestellen könnte man natürlich auch alles. Das läuft dann meist über Florida, kommt mit dem nächsten Schiff in ein oder zwei Wochen, landet dann im Zoll und wiederum in einer oder zwei Wochen am Schiff. Je nachdem.



Die Stunden am und im Ankerkasten sind lange Stunden. Vor allem dann, wenn man merkt, dass nicht nur die Leuchten durchgerostet sind, sondern auch sämtliche Kabeln, die diese Leuchten mit Strom versorgen. Und zwar bis zum Verteiler im Inneren des Schiffes. Irgendwann hab ich es dann doch geschafft, alle Kabeln neu eingezogen und das grüne und das rote Licht leuchten wie es sein soll. Dann lässt der Wind wieder für so lange Zeit nach, dass Uschi und ich das Großsegel setzen können. „Jetzt ist die Santina startklar!“

Wir genießen dieses freudige Ereignis bei einem weiteren abendlichen Ausflug mit Angelika und Helmut in Otrabanda im Restaurant Las Perlas. Wieder mit Blick auf die Karibische See. Es ist schon etwas feines, wenn man die seglerischen Instandsetzungs- und Reparaturerfolgserlebnisse der letzten Tage Revue passieren lassen kann und die Liste der Arbeiten immer kleiner wird. Alles an Bord geht Hand in Hand und meist ohne erforderliche Kommentare mit seiner Crew. Meist ist die Crew die beste Ehefrau von allen.



Auf der Manatee ist es so, auf der Santina und bei vielen anderen Schiffen hier in der Marina auch, wo die Bordfrauen und Seglerinnen Arbeiten leisten, die auf keine sogenannte Kuhhaut gehen. Man sieht die Damen schrauben, schleifen, bohren, sägen, streichen, putzen, kochen, einkaufen, schleppen, waschen, schrubben und… es ist fast ausweglos, alles andere was noch getan wird aufzuzählen, sie machen es ganz einfach. Bei meist unerträglichen Temperaturen, bei Regen, Wind, brütender Sonne, hoher Luftfeuchte, bei Gewitter, bei Staub und Gestank. „Hut ab und Danke“ kann man nur sagen, denn zum Glück des Segelns gehören immer zwei. Am Tag verschmutzte Fingernägel, am Abend die wohltuend blendende Verwandlung. Unsere Bordfrauen!



Montag, 24. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – FAST SCHON EIN SEGELBOOT“

„24 Stunden sollte die Fugenmasse einwirken, dann kann sie weiter bearbeitet werden“, steht auf der Bedienungsanleitung, die ich ganz genau beachten werde. Es hat viel Wind in der Marina und so nutzen wir die Zeit, um neben einem Wäschereibesuch auch einzukaufen und um unsere Schapps wieder weiter zu befüllen. Die Wetterberichtzeichen stehen nach wie vor auf „Donnerstag Start“.



Das ist jetzt keine Werbung, aber wer noch keinen „Fine Multi-Master“ an Bord hat und etwas am Teak-Deck auszubessern hat, etwas zu schleifen, etwas auszukratzen, zu verfugen, etwas abzuscheren oder sonstige Holz- und Verfugarbeiten an Bord machen muss, der sollte sich unbedingt einen kaufen! „Das sieht ja aus wie neu!“ staunte nicht nur der Franzose vom Liegeplatz schräg gegenüber von uns, auch Uschi und ich hatten eine Riesenfreude mit unserem „neuen“ und sauber verfugten Teakdeck, das nach meinen gestrigen Tollpatschereien noch so räudig schlafen gegangen ist.

Noch vor der Einladung an Bord der SY Manatee lässt auch der Wind ein wenig nach. Wir nutzen die Zeit um die Genua anzuschlagen. „Das ist jetzt fast schon ein Segelboot“ lacht Fred von seiner X-Yacht Samantha zu uns herüber, wie er das gesetzte Vorsegel sieht. Später gibt es an Bord der SY Manatee Bruschetta, ganz hervorragend zubereitet von Angelika und verköstigt von Helmut, Hans, Marion, Uschi und mir.


Sonntag, 23. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – TEAK DECK“

Die Chance des windstillen Morgens nutze ich um den Lazy Bag zu montieren, eine Kombination aus Lazy Jack („Faulenzer“ genannt) und Bag, damit das Großsegel beim Bergen sanft den Leinen entlang rutscht und schließlich in eine Tasche fällt. Dann werden die Deck-Schrubb-Arbeiten fortgesetzt und das Teak-Deck so vorbereitet, dass wir es an manchen Stellen mit neuer Fugenmasse ausfüllen können. Dazu muss die alte, schlechte und zum Teil klebrige Fugenmasse entfernt werden.

Jedes Mal, wenn ich eine Arbeit ganz exakt machen möchte, geh ich mit besonderer Sorgfalt an diese Arbeit. So auch heute. Uschi und ich entfernen mit dem „Fine Multi-Master“ die schadhaften Fugenmassen. Uschi am Heck an der Badeplattform, ich am Vorschiff und an ein paar Stellen auf der Steuerbordseite. Dann beginne ich ganz sorgfältig mit dem Verfugen. Alles klappt perfekt.

Ein Weiterrutschen zu den nächsten zu verfugenden Stellen führt plötzlich zu dem Ergebnis, dass ich mit meinem linken Fuß in eine frisch verfugte Stelle trete, hastig zur Seite rutsche und dabei mit der rechten Hand in eine andere frisch verfugte Stelle tapse, alles begleitet von einem mehr als lautstarken Fluchen, das weithin in der Marina zu hören war, bei manchen zu verwunderten Staunen führte, bei Uschi zu einem mitleidvollen Blick, der alles das ausdrückte, was ich mir selbst über mich zu diesem Zeitpunkt gedacht habe. Es war noch nicht alles.


Am Vorschiff hab ich natürlich das Dinghy so hoch gezurrt, dass man darunter gut arbeiten konnte. Während einer kleinen, mehr als wohlverdienten Pause, in der ich im Cockpit saß, kam eine Windböe und knallte das Dinghy an den Mast. Ich bin sofort aufgesprungen und hab das Dinghy gesichert. Nur während meines Weges vom Cockpit aufs Vorschiff bin ich in weitere frische Fugenmassen getreten und dann mit schwarzen Fußsohlen am ebenso schwarzen Vorschiff gestanden. Ich hab nicht mehr laut geflucht, nur nach Uschi gerufen, die mir Küchenrollen unter die Füße geklebt hat, damit ich mich vom Elend des Verursachten weg entfernen konnte.

Einige „Segelfreunde“ haben das Ganze natürlich aus gesicherter Entfernung beobachtet und ich war froh, wie die Dunkelheit über die Marina hereingebrochen ist. Morgen werden wir – die Betonung liegt an WIR – das Ganze wieder in Ordnung bringen. Am „Tag des Herrn“ sollte der Herr nicht arbeiten.

Samstag, 22. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – CURAÇAO-GAS“

Während sich Uschi bei der Gasflaschenfüllstation anstellt – zuvor hat sie die Nummer 35 gezogen – fülle ich an der Zapfsäule die Reserve-Dieselkanister der Santina. Die Frage, „Wie gut es uns zu Hause in Österreich geht“ stellen wir uns nie. Ein ganz wenig genügt es, ganz einfach nur zu beobachten, um zu sehen, unter welchen Bedingungen Menschen in anderen Ländern leben. Wie hier an der Füllstation. 2 Flaschen zu je 4 ½ kg Gas pro Person gibt es für Haushalte hier auf Curaçao, Fenster sind durchwegs bis in die obersten Geschosse vergittert, die Kluft zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander, die Kriminalität nimmt täglich zu.



Wir kaufen ein. Die ersten Lebensmittel wandern von den Regalen der Einkaufsmärkte an Bord der Santina und noch in den Nachmittagsstunden beginne ich das Deck des Schiffes zu schrubben. Nahezu bei jedem Handgriff fallen weitere ein, die es noch zu erledigen gibt. „Es wird wieder eng“.

Man kann schon behaupten, dass die letzten Tage nahezu ausnahmslos von Arbeiten gekennzeichnet waren, die man unter dem Überbegriff „körperlich-handwerkliche-Tätigkeit, die zum sofortigen Gewichtsverlust führt“ einreihen kann, was ja in meinem Fall nichts schlechtes bedeutet, sieht man von den nahezu allabendlichen Gourmetausflügen ab, wo der eine oder andere Speicher wieder gefüllt wird.



So wie heute, wo Uschi und ich ins „Rif-Fort“ nach Otrabanda fahren, einer ehemaligen Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert, wo früher einmal 56 Kanonen zum Schutz der Stadt vor Piraten und anderen Feinden. Wenn Kreuzfahrer an den Piers hier in Willemstad liegen, manchmal sind es bis zu 5 Ozeanriesen, dann strömen bis zu 12.000 meist sehr wohl genährte Menschen in die Geschäfte dieser Befestigungsanlage, zu den kleinen Einkaufsläden oder belagern die schwimmenden Obst- und Gemüsestände, wo täglich Frischwaren aus Venezuela angeliefert werden. Man kann durchaus behaupten, dass reges und buntes Treiben hier in Willemstad herrschen.



Heute liegt nur einer dieser Giganten der Weltmeere an der Außenmole und dementsprechend zurückhaltender ist es im Rif-Fort. Es gibt Ribs und Steak im Restaurant „Ribs & Steak“ mit Blick hinaus auf die Karibische See, wo wir immer noch eine recht starke Dünung erkennen können. Die Live-Musik im Innenhof der Anlage wird leider immer wieder unterbrochen von kurzen, aber doch immer wieder auftretenden Regengüssen. Unsere ersten Caipiriña vermitteln bald schon ein wenig „Urlaubsstimmung.“




Freitag, 21. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – DIE SANTINA SCHWIMMT“

Der Watermaker wird eingebaut, ein glänzender Bronzeteil ersetzt den berühmten John Guest Fitting, der erste Test einer Dichtheitsprobe in Form einer Rückspülung funktioniert so lange, bis eine Schelle am Wasserfilter bricht, bald darauf ist das Schiff aber wieder trocken. Der „Supermechaniker“ hat sich bis heute nicht mehr sehen lassen. Welch ein Glück!

Ein freudiges „Santina, are you ready for launnching?“ wird schnell mit einem ebenso freudigen „yes“ beantwortet und dann folgen wieder einige jener Augenblicke, die die schweißtreibende Arbeit der vergangenen Tage schnell vergessen lassen: Gefühlvoll wird das Schiff mit dem Traktor mit seiner eigenwilligen Slipkonstruktion in Richtung Wasserbecken gebracht und von dort langsam in die Karibische See gesetzt. Die Santina schwimmt!






„Unser Liegeplatz!“ meint Uschi zur Stegnummer 16, gegenüber der SY Manatee und zwischen der X-Yacht, der SY Samantha von Fred, einem Holländer und einer älteren Swan, sozusagen in allerbester Gesellschaft. Tatsächlich sind wir vor zwei Jahren auch an diesem Liegeplatz gelegen, allerdings unter anderen Voraussetzungen. Damals war es das Ende eines Törns von St. Luca über den Los Roches und Bonaire bis nach Curaçao, heute ist es der Beginn.


Beflügelt vom Wasserliegeplatz wird die Suche nach Gas fortgesetzt. Eine Montage von neuen Gasanlagen oder von sonstigen Experimenten kommt für uns ganz einfach nicht in Frage, da wollen wir absolut kein Risiko eingehen. Es muss eine Gasflasche sein, die hier gefüllt wird und zu unserem Anschluss passt. Bei Budget-Marine werden wir fündig. Eine leichte Kunststoffflasche in Verbindung mit einem ganz einfachen Adapter vom US-System auf das Europäische System löst das Gas-Problem in Sekundenschnelle. Es scheint, als hätte der Verkäufer dieselbe Freude wie wir.

Viel haben wir bis heute noch nicht gesehen von der Insel, außer Gasflaschenfüllstationen, Schiffsausrüster und einen Supermarkt. Heute aber fahren wir in den Ortsteil Otrabanda, was „auf der anderen Seite“ bedeutet und gegenüber dem Ortsteil Punda – dem Punkt – liegt. Beides trennt der Kanal, der von der Karibischen See zum Schottegat mit den Ölraffinerien und auch zu unserer Marina führt und beide Stadtteile sind verbunden durch die „Konigin Emmabrug“, was nicht unbedingt weiter übersetzt werden muss.



Wir treffen uns mit Helmut und Angelika von der SY Manatee und mit Hans und Marion von der SY Los Gorriones, die noch in der Working Area liegt, zur „Happy Hour“ im Restaurant „Gouverneur“, mit einem herrlichen Ausblick auf Punda mit seinen vielen bunten Gebäuden der niederländischen Kolonialarchitektur, die nicht nur diesen Stadtteil prägen, sondern auch jenen von Otrabanda, Scharloo und Pietermaai und alle unter dem Schutz des UNESCO-Welterbes stehen.


Man kann sich gut vorstellen, dass wir die „Happy Hour“ heute Abend ausgiebig genießen, es dann doch mehrere Stunden waren, wo - während gute Tapas serviert wurden - zum ersten Mal auch ein wenig intensiver über die nächsten Tage gesprochen wurde, die Vorhaben der Schiffe, die ausständigen Arbeiten und nicht zuletzt über die Wetterberichte. Wie es scheint, werden ab Donnerstag der Wind und so auch die Welle da draußen auf der Karibischen See ein bisschen weniger werden, gleichzeitig sollte der Wind auch von Nordosten nach Osten drehen. Alles recht gute Voraussetzungen um dann Kurs Bonaire zu gehen.

Donnerstag, 20. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – WATERMAKER UND GAS“

„Ein guter Morgen beginnt mit dem Einbau des Watermakers“ könnte man die heutigen morgendlichen „Nach-dem-Frühstück-Stunden“ auch bezeichnen, wenn alles nur nicht so kompliziert wäre, wie ein beliebter Österreichischer Politiker einmal – bestimmt jedoch in einem anderen Zusammenhang - gesagt hat. Den Membran haben wir aus dem Gehäuse ganz wunderbar entfernt, den neuen ebenso wunderbar eingebaut, dann ist beim Einbau des Gehäuses der berühmte Wasseranschluss „John Guest Fitting“ gebrochen und die Reserveteile, die man zur Vorsicht immer mit hat, haben sich in irgendeiner Flüssigkeit aufgelöst.

In der Marina gibt es so etwas wie einen „Supermechaniker“, dessen Namen wir hier nicht nennen wollen, über den jedoch alle sagen: „Lasst von dem ja nichts machen, der kann alles und alles ist dann kaputt!“ Genau dieser Supermechaniker  kommt in die Nähe der Santina und wir fragen ihn natürlich, ob er so einen „John Guest Fitting“ für den Watermaker hat, weil unserer gebrochen ist. Natürlich hat er so einen „Micky Mouse Anschluss“ wie er meint, nimmt unseren Anschluss mit und verspricht, bald wieder mit einem neuen Anschluss zu kommen. So nebenbei meint er, ein Bronzeanschluss wäre bestimmt besser und würde ewig halten.

Wenig später erfahren wir, dass man auf Curaçao die kleinen blauen 3-kg Gastflaschen nicht mehr füllt, was Uschi und ich schon aus dem Grund nicht glauben möchten, weil wir nur noch eine halb volle (oder halb leere) Gasflasche an Bord haben und mit der nicht weit kommen werden. „Trinken wir halt keinen Kaffee, essen wir in Lokalen, backen wir kein Brot“ ist so etwas wie fast ein verzweifeltes Feststellen der Tatsache, dass nach unzähligen „Gas-Station-Besuchen“ unsere Gasflaschen hier tatsächlich nicht mehr gefüllt werden. „It´s a Gasmafia on the Island“ hat man uns überall gesagt. Was immer das heißen soll. Was  wir aber beim Schiffsausrüster Budget-Marine finden, ist so ein Bronzeanschluss für unseren Watermaker, der genau passen dürfte. Wir wollen dennoch die Antwort unseres Supermechanikers abwarten.

Wir streichen Welle und Schiffsschraube mit einem „Wundermittel“ von Helmut und spekulieren ein wenig mit einem morgigen „Launching“ der Santina, was so viel wie „rein mit der Santina ins Wasser“ bedeutet. Das Marina Büro signalisiert uns so etwas wie „schau ‘n wir mal, dann werden wir sehen“, was man wiederum mit „es könnte sich ausgehen“ deuten könnte.


Zur Vorfeier des nächsten Tages besuchen wir am Abend mit Helmut und Angelika das Restaurant „Scuba Lodge“, wo es jeden Donnerstag bei Kerzenschein ein mehrgängiges  Barbecue gibt, umrahmt von Palmen, dem sanften Plätschern der Karibischen See, die Füße im weißen Sand und mit einigen Gedanken bei den noch ausständigen Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten am Schiff, das morgen einen bescheidenen Teil der Weltmeere berühren sollte. Die Gedanken werden bald verdrängt von weiteren Erfrischungsgetränken bei „Miles“, einem sehr netten Lokal inmitten von liebevoll sanierten und restaurierten Kolonialbauten, wo Uschi meine Begeisterung schnell erkennt und nur meint: „Bitte halt jetzt keine Ortsbildvorträge zu den Leuten hier.“

Mittwoch, 19. November 2014

„CURAÇAO-MARINA – ERSTE ARBEITEN“

Wir sind jetzt Frühaufsteher“ meint Uschi, nachdem ab 06.00 Uhr an ein Weiterschlafen nicht zu denken war. Dennoch: Wir haben recht gut geschlafen. Keine Mücken oder sonstigen Ungeziefer an Bord, eine fast erträgliche Hitze, nur wenige Regengüsse in der Nacht, die zum sportlichen Luken auf und Luken zu beitragen.

Die schon fast legendäre „Check- und Arbeitsliste“ wird von uns Punkt für Punkt erledigt, andere Arbeiten sind im Vorfeld unserer Ankunft von den Jungs hier in der Marina begonnen und zur großen Überraschung auch abgeschlossen worden. Everesto hat den Unterwasseranstrich fertig und Hijs hat uns eine neue Seereeling montiert. Bei seinem Besuch am Schiff erzählt er uns auch gleich über eine „neue Art“ von Mücken, die nicht nur hier auf der Insel sondern auch anderswo ihr Unwesen treiben oder besser gesagt gelenklähmende Krankheiten verbreiten: Die Tigermücke auf gut Deutsch oder Chikungunya auf allen neuen „Anti-Insekt-Sprays“ genannt. „Tagaktiv“ ist die Mücke, was wiederum bedeutet, dass man sich am Tag mit „Care-Plus“ (gegen die Tigermücke zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang) und am Abend mit „Off“ (gegen alle anderen Arten von Mücken zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang) einsprühen muss. Die Crews hier in der Marina duften demnach alle gleich.

Am Nachmittag bekommen wir unser Leihauto. Einen alten Hyundai, dessen Blechbeulen- und Lackschäden-Mängelliste nicht gesondert angekreuzt werden muss. Eher jene Stellen, die noch keine Mängel aufweisen. Über das „Grazer“ Kennzeichen G 5711 freuen wir uns dennoch und nutzen recht schnell unsere fahrbare Festlandgelegenheit, die ersten Versorgungseinkäufe bei „Albert Heijn“ – unseren Supermarktfavoriten hier auf der Insel - zu erledigen.




„Alles ist ganz einfach“ hat uns Tommy zu Hause auf die Frage geantwortet, wie man den Membran beim Watermaker tauschen muss. Es ist wie bei einer Mathematikschularbeit: Wenn man alles weiß, ist alles einfach. Gegen den Willen von Uschi beginne ich noch vor Sonnenuntergang den Watermaker zu zerlegen, bei Kerzenlicht und Taschenlampenschein war ich immer noch nicht fertig damit. Die Ersatzteile liegen während der gesamten Nachtstunden gut sortiert im Salon der Santina.

Dienstag, 18. November 2014

"GRAZ – DÜSSELDORF – CURAÇAO“

Ein bisschen erinnern wir uns heute schon zurück an unseren letzten Flug von hier in Düsseldorf nach Curaçao, wo es vor etwas mehr als 2 Jahren am Schalter der Air Berlin recht deutlich geheißen hat: „Ohne Rückflugticket kein Hinflug!“ Irgendjemand hat uns dann aber doch Glauben geschenkt, dass unsere Santina in der Curaçao-Marina liegt und Uschi und ich endlich das Flugzeug betreten und in Richtung der ABC-Inseln fliegen durften.


Dieses Mal ist alles ein wenig anders: Keine Segelfreunde erwarten uns am Flughafen in Düsseldorf, kein Tommy, der etwas am Schiff zu reparieren hat, alles Gepäck ist von Graz nach Curaçao durchgecheckt, zu einer der drei wunderbaren südkaribischen Inseln unter dem Winde zwischen Aruba und Bonaire. Nur die nette Dame am Schalter der Air Berlin Fluglinie hat sich auch dieses Mal die Schiffspapiere genau angeschaut. „30 Minuten Verspätung“, hat sie nur gemeint, dann waren auch wir durchgecheckt.

Wie immer wenn die Reise in karibische Gefilde geht, fällt uns der Abschied von zu Hause doch sehr schwer.  Es sind doch einige Monate, wo „ihr ganz einfach abhaut“, wie Sandra und Martina meinen, und es liegen immer solche Familienfeste in dieser Zeit, die man gerne mit seine Liebsten zu Hause verbringen möchte und auch sollte.

Gestern war wieder so ein „Abschiedstag“, am späten Nachmittag am Flughafen in Graz-Thalerhof, zu dem uns unsere beiden ebenso wie wir recht traurigen Mädeln Sandra und Martina begleitet haben und auch das Durchchecken der drei recht voll bepackten Reisetaschen und Gepäckstücke für uns organisierten. „Das ist heute kein Risiko mehr“ hat Lizzy, eine ehemalige Schulkollegin von Martina am Schalter der AUA gemeint und „so erspart ihr euch die Schlepperei vom Flughafen zum Hotel und wieder zurück.“ Recht hat sie gehabt. Ein Abschlussgetränk, einige ganz feste und ebenso liebevolle Abschlussdrücker, dann startet die Maschine.

Ganz in der Nähe des Düsseldorfer Flughafens liegt im Stadtteil Stockhum das Hotel „Heideröschen“. Ein kleines familiäres Hotel, in dem wir übernachten, nicht sonderlich gut schlafen, was nicht an den Betten lag, sondern einzig und allein an der inneren Unruhe einer gewissen Angst vor dem Verschlafen. So werden die Wecker der Handys gestellt, jener an der Uhr und zu guter Letzt wird auch noch an der Rezeption um einen Weckruf gebeten.

Auf alle Wecker war verlass, auf alle zur gleichen Zeit, das Taxi war da, die Maschine der Air Berlin und bald – wenn 9 ½ Stunden bald sind - landen wir nach einem ruhigen Flug am Internationalen Flughafen von Curaçao, in Hato. Es ist, wie wenn du die Saunatüre aufmachst: 32 Grad Lufttemperatur, 70 Prozent Luftfeuchtigkeit, kein Windhauch und das Allerschönste: unser Gepäck ist genauso wie wir gut und auch vollzählig angekommen.

Schön ist es schon, wenn man in einem fremden Land, auf einer fremden Insel, von einem guten Bekannten begrüßt wird. So wie heute, von Helmut, der vor drei Wochen mit seiner Angelika hier in Curaçao angekommen ist, damit sie ihr Schiff, die SY Manatee, ebenso wie Uschi und ich die Santina, auf eine Reise vorbereiten.

Helmut bringt uns zur Curaçao-Marina wo zu unserer großen Freude die Santina bereits in der „Working-Area“ auf uns wartet. Die „Working-Area“ heißt nicht umsonst so: Hier wird tatsächlich gearbeitet. Unter den schönsten Segelvorfreuden die man sich vorstellen muss: Lufttemperaturen um die 30 Grad, Luftfeuchte um die 80 Prozent, kein Windhauch, Staub und Regengüsse wechseln sich im Stundentakt ab, das Schiff steht aufgebockt im Sand, hinauf führt eine Leiter, die in den nächsten Tagen unzählige Male erklommen werden will. Mit und ohne Werkzeug, mit und ohne Proviant. Uschi und ich haben es einmal gezählt. Es war rund 30-mal am Tag, mal 3 Meter Höhe, macht rund 100 m (ein wenig aufgerundet), mal 10 Tage, ergibt rund 1.000 Höhenmeter Leitersteigen. Die ersten davon haben wir noch vor dem gemeinsamen Abendessen mit der Crew der SY Manatee im „Rose Garden“ bereits hinter uns.



Vom „Heideröschen“ in den „Rose Garden“ könnte man den heutigen Tag auch nennen, alles in Verbindung mit der guten Ankunft, den vorhandenen Gepäckstücken, einem recht tadellos abgespritzten Schiff und nicht zuletzt das freudige Wiedersehen mit Helmut und Angelika vor den Kulissen der Fackeln der Ölraffinerie rund um das Schottegat.