Helmut und ich zeigen uns die nach oben gerichteten Daumen wie wir uns von Cockpit zu Cockpit gleich nach dem Sonnenaufgang begrüßen. Das Wetter ist traumhaft, der Passat hat wieder eingesetzt, einem Kurs nach Anegada steht heute nichts im Weg.
Anegada heißt so viel wie "das versunkene Land" und soll so flach sein wie eine Palatschinken, was wiederum mit "Pfannkuchen" gleichzusetzen ist. Die Seefahrer sagen, dass Anegada als ein Synonym für Schiffbruch steht. Damals wie heute. Der Grund dafür liegt in den Meeresströmungen rund um die Insel, worüber es wissenschaftliche Untersuchungen gibt und wo man bis heute nicht herausgefunden hat, wie man diese berechnen könnte und auch in der geringen Höhe der Insel.
Von Virgin Gorda aus segelt man sozusagen ins Nichts. Erst wenige Meilen vor unserem Ansteuerungspunkt kann man die Konturen ausmachen. Die höchste Erhebung hat gerade einmal 9 Meter. Wir sehen die nahezu weißen, glänzenden Sandstrände und die Palmen und erkennen auch die eine oder andere Brandung entlang der Korallenriffe, die die ganze Insel umgeben. Über 300 Schiffe aller Größen und Nationen liegen hier auf Grund.
Wir segeln entlang dem Horse-Shoe-Riff, das sich rund 9 Seemeilen in südöstliche Richtungen ausbreitet und steuern wie immer recht vorsichtig die einzige Zufahrt zur Insel an. Die schmale und nicht gerade tiefe Einfahrt ist gut betonnt, der Ankerplatz mit Charterschiffen und Flottillen-Seglern überfüllt. "Die haben alle auf dieses Wetter gewartet", stellen wir nicht erst jetzt auf unserem Ankerplatz in der Nähe vom "Setting Point" fest, weil schon im Morgengrauen im Gorda Sound so etwas wie eine Aufbruchsstimmung unter den Seglern gut erkennbar war.
"Es ist traumhaft schön" halten wir im Logbuch fest, nachdem Uschi Ankertauchen war und festgestellt hat, dass sich der Anker brav auf rund 3 Meter Wassertiefe eingegraben hat, machen das Beiboot klar und motoren hinüber nach Setting Point, dem sogenannten "Geschäftszentrum" der Insel. Ein paar kleine bunte Häuser, ein paar Boutiquen, ein paar Autoverleihstationen, wo wir uns für morgen zwei Scooter reservieren, dann waren wir schon fertig mit der Ortsbesichtigung und haben bald zum Abschluss der ersten Happy Hour einen Tisch mit Stühlen im feinen Sand reserviert. Heute Abend wird die Besonderheit von Anegada serviert: Lobster.
In großen, ehemaligen Ölfässern brennt das Feuer, die Tische sind feierlich gedeckt, Fackeln schmücken die Terrasse. Langsam wechseln die sanften karibischen Klänge zum festlichen Lobster-Dinner auch in der Lautstärke zu Discomusik. Der Abend entwickelt sich von der Dinner- zur Strandparty, Menschen vieler Nationen tanzen im Strand, genießen wie wir dieses herrliche Anegada.