Dienstag, 21. Januar 2014

„PANAMA - COLON – SHELTER BAY MARINA – DER 2. UNTERWASSERANSTRICH UND DIE SCHIFFSPOLITUR”

Es ist ganz gut, wenn man die Menschen beim Namen kennt, dann lässt es sich leichter nach ihnen rufen. Gestern war zwar auch das Rufen lange Zeit vergeblich, weil vorerst weit und breit wieder einmal niemand zu sehen war. Am Nachmittag, kurz vor Feierarbeit, haben dann die Arbeiten langsam wieder eingesetzt und sind so nach dem Motto „schwach anfangen und stark nachlassen“ recht bald wieder beendet worden.

Die Rumpfpolitur wurde dennoch abgeschlossen und den zweiten Unterwasseranstrich haben die Jungs heute soweit aufgebracht, dass Uschi und ich die Arbeiten so vollenden konnten, dass dem sogenannten „Launch“ – dem zu Wasser lassen des Schiffes – am morgigen Tag nichts im Wege stehen sollte. Estefania, die immer lächelnde Sekretärin des Werftbüros, hat es uns jedenfalls fest versprochen. Morgen um 08.00 Uhr müssen wir im Werftbüro sein.



Seit heute Morgen laufen ständig Schiffe der World-ARC in der Marina ein. Das ist die Atlantic-Rally-for-Cruisers, eine organisierte Weltumsegelung, die rund 15 Monate dauert und vor zwei Wochen in St. Lucia auf den Kleinen Antillen gestartet worden ist. Rund 45 Schiffe nehmen heuer daran teil und alle werden im Laufe der nächsten Tage in 15er Paketen durch den Panamakanal geschleust. Generell haben die Crews nur sehr wenig Zeit bei dieser Weltumsegelung, sie segeln an den schönsten Plätzen vorbei, sehen von jenen Orten und Inseln die sie anlaufen nicht viel, lernen Land und Leute ebenso wenig kennen wie andere Yachties, weil man in den kurzen Aufenthalten mit Reparaturen beschäftigt oder auf der Suche nach Ersatzteilen ist und die restliche Zeit auf internen Partys. Man igelt sich in seiner kleinen Welt des „unbedingt einmal um die Welt segeln“ ein, ignoriert das Rundherum  und vergisst dabei ganz, dass man selbst um die Welt gesegelt wird. Die ARC vermittelt Oberflächlichkeit und Stress und nur wenig Sympathie für das, was man Langfahrt- oder Blauwassersegeln nennt. Man nimmt die Hektik des Alltagslebens mit aufs Schiff und wird sie nicht wieder los.



Dies ist auch im Marinarestaurant spürbar. Herrscht unter normalen Umständen dieses gewisse „man und alle haben Zeit ohne Ende“, so überträgt sich nunmehr dieses hektische „wir müssen schnell weiter“, gepaart mit jeder Menge Alkohol, auch auf das Gemüt des Personals. Im negativen Sinn. „Nichts geht mehr“ könnte man meinen, wenn man die verzweifelte Hilflosigkeit in den Augen der Kellner und Kellnerinnen erblickt, weil sie sich plötzlich zwei Dinge auf einmal merken sollten, wenn sie in den Tagen zuvor schon mit einer Bestellung doch recht ausgelastet waren. Was ihnen zum Glück dennoch erhalten geblieben ist, ist jene Herzlichkeit, die sie auch dann noch ausstrahlen, wenn sie zum wiederholten Male merken, dass wieder was vergessen wurde und die einem das Warten auf Speis und Trank gerne erleichtert.


Den Panamaern hier in der Marina ist es schnell gelungen, uns von 100 Prozent auf einiges weniger herunterzuholen und täglich werden es noch weniger Prozent, was gut tut und genutzt wird, um zu beobachten, um daraus zu lernen und vor allem um Land und Leute zu verstehen.