Freitag, 14. Februar 2014

„GUNA YALA – CHICHIME CAYS – TAUCHGÄNGE UND ABSCHIED”

Thomas besucht uns wieder um bald darauf mit Ria die Unterwasserwelt weiterer Riffe zu erkunden. Uschi und ich folgen den beiden während Erich die Zeit an Bord der Santina genießt. Man muss sich tatsächlich nur entlang der Riffe treiben lassen, um eine Vielzahl an Fische und Seesterne zu sehen, die unbeirrt ihre Wege gehen. Es gibt schöne Korallenformationen, die manchmal auf recht steilen Abhängen angesiedelt sind und wo sich die Farbe des Meeres schnell von Türkis auf Dunkelblau ändert. Das sind meist jene Stellen, wo ich gerne den schwimmenden Rückwärtsgang einlege.



Gemeinsam mit Erich besuchen Uschi und ich das kleine Hundebaby, dem es tatsächlich gut geht und das einen noch kleineren Spielpartner erhalten hat, bringen der Kunafamilie wieder Kleidungsstücke für ihre Molas und besuchen schließlich auch die Nachbarinsel Uchutupu Dummat, wo wir einen Tisch für das heutige Guna-Yala-Abschiedsessen reservieren. „19.30 Uhr“ meint der Kuna freundlich lächelnd. Es wird Fisch geben.

Otto und Thomas von der SY Eisbär III sind mit dabei, wie guter Fisch mit Kokosnussreis und Cole-Slaw serviert wird, wo immer noch die heutigen Taucherlebnisse nahezu spürbar erzählt werden und wir doch auch ein wenig diese wundervolle Zeit in den San Blas Revue passieren lassen. Was später an Bord der Santina fortgesetzt wird, mit einem heimlichen Abschied von den Palmen, vom Strand, von den Riffen, den Sandbänken und nicht zuletzt von den Kunas, diesem freundlichen und friedliebenden Volk, das sich hoffentlich noch lange dieses Paradies bewahrt.




Wir machen uns nichts vor: Dass dieser paradiesische Zustand bis heute überdauert hat, ist dem Überlebenswillen und der Sturheit eines kleinen Indianerstammes zu verdanken. Die rund 32.000 Kuna haben es in den letzten Jahrzehnten mit Kampf und öfter noch mit viel Diplomatie geschafft, ihren Lebensraum des San Blas Archipels so lange für sich zu bewahren und ein Refugium für Tausende seltener Tier- und Pflanzenarten zu erhalten, wie er für uns in diesen letzten Wochen sichtbar wurde. Bis heute leben sie von und mit dieser Natur und sind so zu einem der größten unabhängigen Indiostämme der Gegenwart geworden. Bestimmt werden heute schon von den Kunas die Vor- und Nachteile der Zivilisation abgewogen werden, Investoren aus der Tourismus, Holz-, Pharma- und Fischereiindustrie stehen mit großen finanziellen Verlockungen Schlange vor den Toren von Guna Yala.

Wie lange noch wird es diesen letzten und größten Primärurwald Zentralamerikas geben, wie lange noch wird der bisher so eiserne Kuna-Vorsatz gelten, dass kein Nicht-Kuna sich hier niederlassen darf und sich am Besitz der Kuna bereichern oder die Wälder ausbeuten? Wie lange noch werden die Kuna ihrer Kultur, ihren Riten und Mythen treu bleiben, wie lange noch wird ihre Unabhängigkeit von Panama andauern? Fragen, die wir nicht beantworten können und auch nicht wollen.

Wir denken an die Geschichte des jungen Fischers, der am Strand unter Palmen liegend hinausblickt aufs Meer und seine Freizeit genießt. Ein Investmentbanker kommt bei ihm vorbei und fragt ihn, was er hier macht. Der Fischer meint nur: „Ich habe gerade ein paar Fische gefangen, die hab ich am Markt verkauft und jetzt genieße ich meine Freizeit hier an diesem wunderschönen Strand.“ Der Investor meint, er könne doch mehr als nur ein paar wenige Fische fangen, er müsse investieren, in ein größeres Boot, dann könne er noch mehr Fische fangen, das Geld in Aktien anlegen, an die Börse gehen, weiter investieren, ein noch größeres Boot kaufen, noch mehr Fische fangen, Menschen beschäftigen und noch mehr Geld verdienen. Dann fragt der junge Fischer: “Und was mach ich dann mit dem ganzen Geld?“ Da meint der Investor nur: „Wenn du dann alt bist, kannst du dich an den Strand unter Palmen legen und aufs Meer hinausblicken und deine Freizeit genießen!“