Freitag, 7. Februar 2014

„GUNA YALA – COCO BANDERO CAYS – DIE KUNA FAMILIE”

Schon in den frühen Morgenstunden hat das mit Backpackern vollbeladene Stahlschiff, die SY Stahlratte, ihren Ankerplatz mit Kurs Cartagena verlassen. Nur die beiden kleinen Haie sind immer noch in der Bucht, genauer gesagt unter unserem Schiff. Recht schnell zeigen sie sich, wenn wir mit irgendwelchen Speisen in die Nähe des Hecks kommen. Für mich sind sie unendlich groß, was auch der Grund dafür ist, dass ich heute sehr gerne auf den morgendlichen Badespaß verzichte. Erich wagt den Sprung ins nahezu 29 Grad warme Wasser, kommt unversehrt zurück und zur Belohnung gibt’s Corned-Beef, nicht für Erich, sondern für unsere beiden Haustiere, die das Dosenfleisch vom Löffel wegessen. Dann sind sie plötzlich zu dritt. „Irgendwann kommt auch noch die Mami zu den Kleinen“ meine ich, um meinem heutigen Nicht-ins-Wasser-gehen doch ein klein wenig mehr Bedeutung zu verleihen.



Auf der Insel Tiadup lebt eine Kunafamilie. Ein paar wenige palmengedeckte Hütten sind hier aufgestellt. Ein Küchenhaus, ein Wohnhaus, ein überdachter Essbereich, zwei Schlafhäuser. Hängematten sind neben dem überdachten Essbereich aufgespannt, Molas, Armbänder, Fußbänder und bunt bemalte Kopftücher sind ausgestellt. Rosaline ist eine in der Kunatracht gekleidete Kuna-Dame, die hier offensichtlich das geschäftstüchtige Kommando führt und uns sofort sehr herzlich begrüßt.


Ria hat sich schon seit dem Beginn unserer Reise als perfekte Spanischdolmetscherin verdient gemacht und so ist auch sie eine willkommene Ansprechpartnerin, nicht nur für Rosalinde, sondern auch für alle anderen Familienmitglieder hier auf der Insel. Der alte Kuna in der Hängematte, der mit seinem Handy spielt, das keinen Akku hat, der Koch, der manchmal aus seinem qualmenden Küchenhaus blickt, der junge Kuna, der uns schon die zweite Runde Bier bringt und das Kuna-Mädchen, das mit bloßen Händen Fische putzt. „Gibt es solche auch für uns?“ meinen wir ein wenig fragend und zugleich treuherzig blickend zu Rosalinde, die uns sofort für 16 Uhr zu Tisch bestellt.




Zeit genug, um nochmals zurück aufs Schiff zu fahren, den Anker zu heben um ihn kurz danach wieder in den sandigen Boden einzugraben, der zwischen den Inseln Olosicuidup und Guarladup den Meeresboden bedeckt. Uschi taucht nach dem Anker, der sauber und beruhigend auf 8 Meter Wassertiefe eingegraben ist, dann rufe ich laut zu Ria und Erich, die unser Ankermanöver von der Insel aus beobachtet haben: „Mein Traumankerplatz!“ Wie oft soll man es noch festhalten? Türkises Wasser, weißer Sand, blauer Himmel, weiße Wölkchen, grüne Palmen. Immer wieder einfach unglaublich!


Das Kuna-Handy ist geladen, wir fahren zurück zur Kunafamilie, einige junge Backpacker aus unterschiedlichsten Nationen sind mit einem offenen Motorboot hier angekommen, sitzen wie wir am Strand, liegen in Hängematten, beobachten, tratschen, genießen diese friedliche Stimmung. Wir haben unsere Teller und unser Besteck mitgebracht. Dann wird Fisch mit Kokosreis serviert. Rosalinde freut sich, der Kuna mit dem aufgeladenen Handy freut sich, wir freuen uns.

 

Später sitzen wieder alle am Strand, beobachten den Sonnenuntergang, der von Wolken verborgen wird, was kein Problem ist, weil so ganz einfach wunderschöne Lichtstimmungen in den Himmel und auf die See gezaubert werden. Dann ist die Sonne untergegangen. Schnell wird es dunkel hier in den Tropen. Wir setzen diesen so schönen Tag auch in den Abendstunden an Bord der Santina fort, bleiben noch lange an Deck, beobachten die Sterne, Planeten, entdecken Konstellationen.


Der Große Wagen taucht auf, der Jupiter, der Nordstern, der Kleine Wagen, der Orion. Dankbarkeit ist spürbar. Dankbarkeit für das, was erlebt werden darf. Dankbar für das woran man merkt „Ich lebe!“. Erich meint an diesem Abend zu mir, „Es ist schön, dass du durch diesen Törn wieder so richtig zum Segeln zurückgefunden hast.“. Uschi hat das gleiche vor ein paar Stunden gesagt. Das ist genau so richtig.