Die heutige morgendliche Crewbesprechung hat ergeben, dass
Ria und Erich nicht mit zu den Bocas del Toro segeln werden, weil ganz einfach
die Zeit dafür nicht reichen wird. Niemand ist traurig darüber, wir haben Zeit
auf den San Blas Inseln gewonnen, können bessere Wetterfenster zum Weitersegeln
abwarten und auch die Verbindung von Puerto Lindo oder Portobelo nach Panama
City ist eine bessere als von Bocas del Toro.
Wir hören die morgendliche Funkrunde auf 8.107, erfahren
neben diversen Befindlichkeiten einiger Yachties auch einiges über das Wetter,
das gut bleiben wird und bekommen Besuch von einem Versorgungsboot, das auch
unsere völlig falsch kalkulierten Biervorräte wieder schnell korrigiert. Auch
Ananas, Zwiebel, Orangen und sogar Äpfel wandern an Bord der Santina.
Das Segeln zu den Coco Bandero Cays ist wie im
Bilderbuch. „Hollywood-Segeln“ nennen wir das Ganze. Herrlicher Passatwind,
eine durch die Außenriffe gut geschützte und so auch nur wenig bewegte See, ein
ruhig laufendes Schiff, das ebenso wie wir wieder so richtig Freude am segeln
hat. Die hochstehende Sonne erleichtert die sehr enge Einfahrt zwischen den
Riffen, wieder ist Uschi am Bug, Ria und Erich beobachten und wie der Anker im
herrlich blauen Wasser fällt ruft Ria nur: „Das ist ja wirklich das Paradies!“
Nicht umsonst ziert das Bild der Coco Bandero Cays die Titelseite des
„Bauhaus“, dem einzig wahren Revierführer von Eric Bauhaus durch die San Blas
Inseln, dessen Zuverlässlichkeit und Genauigkeit der Karten in Verbindung mit
Uschis guten Augen auch wir unsere bisher so gut verlaufenen Ansteuerungen und
Ausfahrten von und zu den diversen Ankerplätzen verdanken.
Wir liegen zwischen den Inseln Olosicuidup und Dupwala,
weil auf meinem ins Auge gefassten Ankerplatz leider das Backpacker-Schiff SY Stahlratte liegt. Viel mehr Platz ist
ohnehin nicht zwischen den Inseln. Nur drei Schiffe sind es heute, die hier vor
Anker liegen.
Ria und Erich schwimmen zur Insel Olosicuidup, an Bord
wird gelesen und bald kommt eine große Kunafamilie mit ihrem „Ulu“ - das sind
Einbaum-Kanus - zur Santina und vier
wunderschöne „Bar Jack“ wandern an Bord unseres Schiffes. Heute darf ich die
Fische ausnehmen und entschuppen, alles unter genauester Beobachtung und
Endkontrolle von Erich, der es schließlich auch ist, der die Fische an die
Pantry frei gibt. Uschi backt Brot und Kuchen und während die Fische im
Backrohr dunsten, sehen wir am Strand eine großartige Vorführung einer jungen
Backpackerin, die mit Kugeln und Hula-Hupp-Reifen einige zirkusreife
Vorstellungen gibt.
Das Abendessen wird zum Galadinner. Ria und Erich haben
von der Insel zwei Kokosnüsse mitgebracht, die recht mühsam am Heck der Santina mit der schiffseigenen Machete geköpft
wurde und deren Inhalt jetzt mit etwas Rum als Aperitif verfeinert wird, dann
gibt’s Fische in einer herrlichen Sauce und dazu Süßkartoffeln, zubereitet von
Uschi, die jetzt die erste Haube verliehen bekommt, etwas später
selbstgebackenes Brot und ebenso selbstgebackenen Kuchen mit gutem Espresso.
Das Licht liefert der immer noch zunehmende Mond, der „Oma-Julies-Salonleuchte“
(benannt nach meiner Oma Julie) heute abgelöst hat.
Auch wenn nicht viel vom Essen übrig geblieben ist, so
können wir auch im Mondlicht noch gut erkennen, wie zwei kleine Haie nach
diesen wenigen Essensresten schnappen, die wir am Heck des Schiffes ins Wasser
kippen. Das morgige Schwimmen werden wir doch ein wenig mit Vorsicht genießen.