Dienstag, 4. Februar 2014

„GUNA YALA – HOLANDES CAYS – BANEDUP UND SCHNORCHELN”

Manchmal wird man – meist von Nichtsegler - gefragt, wie so ein Tagesablauf an Bord eines Schiffes aussieht, ob es einem da nicht langweilig wird oder was man die ganze Zeit über macht. Man kann es ganz leicht vorwegnehmen: Langweilig wird einem nie! Unser morgendlicher Tagesbeginn sieht in etwa so aus: So gegen 06.30 Uhr geht mein Wecker ab, eine Stunde später steh ich auf, stell möglichst leise das Wasser auf, richte mir Cornflakes mit einer Banane, die ich von der Bananenstaude, die am Ende des Baumes festgebunden ist pflücke, setze mich ins Cockpit und frühstücke, während ich unser Paradies beobachte. Bald danach kommt Ria, macht sich ein Müsli, setzt sich ebenfalls ins Cockpit oder aufs Vorschiff und beobachtet ebenfalls unser Paradies.

In der Zwischenzeit pfeift der Wasserkessel, der Kaffee beginnt sich als solcher erkennbar zu machen, Uschi und Erich wandern aus ihren Kabinen, bereiten ein weiteres Frühstück, das schließlich die Crew des Schiffes im Cockpit vereint. Alle genießen nun gemeinsam das Paradies und dabei wird sorgsam der weitere Tagesablauf besprochen. Dazwischen wird pünktlich um 08.30 Uhr am Amateurfunk auf 8.107 USB der Wetterbericht abgehört und in dieser Funkrunde erfährt man auch das Allerneueste von einigen äußerst mitteilungsfreudigen Yachties. So in etwa wo sie vor Anker liegen, wie bei ihnen das Wetter ist, wer gerade von einer „No See Ums“ (das sind nahezu unsichtbare Mücken) gestochen worden ist, wo gefährliche Quallen („Portugiesische Galeeren“) gesehen worden sind und auch, was jemand gerade benötigt oder zu verkaufen hat. Organisierte Ausflugstipps – meist in den Regenwald - werden ebenfalls durchgegeben und Schiffe melden sich, die gerade angekommen sind oder die Inselkette verlassen.

Heute besichtigen wir die Insel vor uns. Banedup. Mit dem Dinghy geht’s an den Strand, dort wird das Beiboot meist an einer Palme festgebunden und dann wird dem Strand solange entlangspaziert, bis irgendein Gehölz oder Bewuchs ein Weiterkommen nicht mehr möglich macht. Besichtigt werden Palmenformationen, Strandformationen, die Farben der See, Krebse, Fische, Muscheln, vorgelagerte Riffe, die unterschiedlichen Brandungshöhen und manchmal auch gestrandete Schiffe, die es hier nahezu vor jeden Riffen gibt. Letzteres ist unter „traurige Besichtigungen“ einzustufen, so wie die völlig ausgebaute HR 38, eine ehemals wunderschöne Yacht, die hier vor zwei Jahren gestrandet ist.



Dann wird geschnorchelt. Uschi, Ria und Erich wagen den Tauchgang zum Korallenriff und schwimmen hier der Unterwasserwelt entgegen. Ich beobachte meist das ganze Geschehen vom Strand aus unter dem Motto: „Der Skipper darf sich nicht in Gefahr bringen“ und freu mich, wenn die Crew mit vielen begeisterten Erzählungen über das Gesehene wieder wohlbehalten an Bord kommt.


 


Wenn die Zeit es erlaubt, gibt es zwischendurch so etwas wie eine kleine Jause an Bord der Santina, die manchmal auch eine große sein kann, bevor die gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse untereinander ausgetauscht werden, man sich kurz zur Ruhe legt oder ein Buch liest und sich selbst bald wieder mit weiteren Aufgaben betraut, die den Tag recht schnell vergehen lassen. Meist sind dies bautechnische und ortsplanerische Untersuchungen über die Bauweise der Kunahütten, die grundsätzlichen Tragkonstruktionen, deren geflochtene Verbindungen, der Aufbau der Wände, die Dachlandschaften und deren Eindeckungsarten, Materialkunde und die Gestaltung der Freiflächen, die meist durch den natürlichen Inselbewuchs vorgegeben sind.


Dann gibt’s das Abendessen an Bord des Schiffes, hervorragend zubereitet von Uschi und meist das, was gerade ein Fischer vorbeibringt. Ausnahmen sind auch möglich, so wie heute, wo weit und breit kein Fischer zu sehen war und wir mit Spagetti vorlieb nehmen mussten. Was auch gut war. Nach dem Abendessen wird nochmals das Erlebte und vieles mehr besprochen, bevor so gegen 21.30 Uhr – es passiert nahezu jeden Abend um die gleiche Zeit – eine allgemeine Müdigkeit spürbar wird, die wir nicht bekämpfen, sondern eine wohlverdiente Nachtruhe mit einem Gute-Nacht-Drink in Form eines guten Rums als bewährtes Desinfektionsmittel einleiten. Wie man sieht: Ganz schön anstrengend so ein Tag in den San Blas.