Montag, 10. Februar 2014

„GUNA YALA – RIO AZUCAR - LANDAUSFLUG”

Serapio kommt ein wenig überpünktlich zum Schiff und bringt uns die neue Flagge von Guna Yala mit, jene an deren Stelle der Swastika nunmehr zwei gekreuzte Arme mit Pfeil und Bogen zu sehen sind. Wir hissen sie unter der Steuerbordsaling, frühstücken gemeinsam mit Serapio, der uns mit seinem Motorboot in sein Dorf bringt, wo wir in ein recht wackeliges Kanu umsteigen und den Fluss Rio Azucar entlangfahren.



Schön ist es bereits an der Flussmündung, immer schöner und fast ein wenig abenteuerlich wird es wie wir in den Regenwald hineinfahren und schließlich ein kleines Ufer erreichen, wo unsere Wanderung beginnt.



Mit Macheten bewaffnet begleiten uns zwei Kunas, einer an der Spitze unserer vierköpfigen Truppe, einer am Ende. Immer wieder nutzen sie sie um den Weg ein wenig abzuholzen, der nichts weiter ist als ein schmaler Trampelpfad. Nur ein wenig links oder rechts von diesem Weg würde es kein Weiterkommen mehr geben. Wir haben schöne Stimmungsbilder hier im Dschungel, der dichter und dichter wird, wo uns der Weg über mehrere kleine Flüsse und Bachbeete führt, bis wir nach etwa zwei Stunden unser Ausflugsziel, einen Wasserfall, erreichen.







Wie fast alle Wasserfälle in der Karibik sind auch hier die Kunas so stolz auf diese Wasserfälle, die bei uns nahezu jedes Flüsschen besitzt. Zwei kleine Kaskaden, die einen kleinen Teich bilden, in dem wir natürlich eine willkommene Abwechslung in Form einer Abkühlung finden und dies auch nutzen. Dann geht’s wieder zurück. Wieder dauert die Wanderung knappe zwei Stunden. Kurze aber doch heftige Regengüsse begleiten uns, wir hören unzählige Geräusche, die unsere Fantasie doch ein wenig anregen, sehen Affen, hören Ameisenbären und plötzlich auch das Geräusch eines pfauchenden Wildschweins, worauf der Kuna sofort in eine Art Kampfeshaltung geht, bis es endlich verschwunden ist. „Gutes Fleisch“, sagt er und lacht. Auch Affen und Leguane zählen zu beliebten Abwechslungen in der Speisenkarte der Kuna.




Wie wir wieder an unserer Flussmündung ankommen fragt mich Erich, ob ich während unserer Wanderung nicht auch an all jene Tiere gedacht habe, die bestimmt neben oder über uns vorhanden waren, ohne dass wir sie gesehen haben. Ich meine nur: „Ununterbrochen hab ich an das gedacht, während der ganzen Zeit!“ Tatsächlich war es so, dass wir schon bemerkt haben, dass unsere beiden Kunas sehr aufmerksam waren und uns immer das Gefühl gegeben haben, dass sie gut auf uns und natürlich auch auf sich selbst aufpassen.


Wir fahren ins Dorf Rio Azucar, wo wir bei Serapio Essen. Fisch wird serviert. Wieder gibt es Kokosreis dazu, und Linsen und Zwiebel. Das Dorf hat nicht jene Reize, die wir in anderen Kunadörfern vorgefunden haben. Einige Hütten aus Beton haben die Bambus- und Holzhäuser verdrängt, Wellblech wird als die neue Dacheindeckung verwendet, Satellitenschüsseln sind sichtbar und im Fernsehen läuft ein Kiddy-Contest.





Die neuen Materialien sind nicht geeignet für dieses Klima. Die Stahlbewehrungen rosten, die braune Rostsuppe rinnt an den Wänden entlang, der Beton zerbröselt, alles wird unansehnlich. Wie schön und wie schlicht zeigen sich neben diesen meist schon unbrauchbaren und nach kurzer Zeit fast schon verfallenen Hütten die alten, ursprünglichen Holzhäuser. Auch das sollte einer der Sailas einmal in einem „Congreso“ erwähnen. Wir sehen auch so ein Haus, das bedeutendste Haus der Kunas, das „Casa de Congreso.“ Überall dort, wo die Inseln bewohnt sind, gibt es diese Häuser, das Herz der Kuna-Gesellschaft. In diesem Haus organisieren die Häuptlinge die Zusammenkünfte. Im Inneren sind Bänke aufgestellt und sogar Hängematten gibt es über den Besprechungsbereichen.




„Zurück zum Paradies Santina“ meint die Crew bald, was wir auch machen. Vollbepackt mit Kunabrot, Bananen, Ananas, Tomaten und Bier.