Samstag, 22. Februar 2014

„PANAMA – KURS BOCAS DEL TORO”

Nur die Franzosen, die gestern Nachmittag knapp vor uns vor Anker gegangen sind und einer davon heute Morgen stockbesoffen im Wasser treibt und lallend „Rettet mich“ schreit, machen ein wenig Stress bei unserem Anker auf Manöver, dann sind wir klar, der Franzose wieder taumelnd an Bord seines Schiffes, wir setzten noch in der Bucht die Segel und segeln hinaus aus Portobelo mit Kurs Bocas del Toro.

Bald spüren wir, dass der Wetterbericht ganz  in Ordnung war. Drei bis dreieinhalb Meter hohe Wellen rollen mit einigen Schaumkronen überzogen langsam von Achteraus auf uns zu, sind langgezogen und gutmütig, unterlaufen sanft unser Schiff. Wir haben 25 bis 30 Knoten Wind, machen eine dementsprechend gute Fahrt und gehen bald den schönen Rhythmus der See.

Einiges ist an Großschiffen unterwegs, wie wir gegen Mittag weit draußen die Höhe der Einfahrt zum Panamakanal passieren, wir testen Radar und AIS, was beides beruhigend gut funktioniert. Dann lässt der Schifffahrtverkehr plötzlich nach, kommt völlig zum erliegen, wir sind allen auf weiter See, am späten Nachmittag wird der Wind etwas weniger, ebenso die Wellenhöhe, pendelt sich bei 2,50 Meter ein. „So soll´s bleiben“ meinen Uschi und ich, dann segeln wir einem wunderschönen Sonnenuntergang entgegen, der dann doch keiner wird, weil Wolken im Westen das Schauspiel verdecken. Ich lese Nelson Mandelas „Langer Weg zur Freiheit“. Ein großartiges, faszinierendes Buch. Wir stellen uns auf eine Wacheinteilung ein, die gut funktionieren würde, wenn meine „Schlafen-Geh-Disziplin“ eine bessere wäre.



„Es ist ohnehin nur eine Nacht“ mein ich zu Uschi, wie uns der erste Frachter begegnet. Die MY Sydney Express, 614 Fuss lang, 98 Fuss breit. Weitere Kaliber derselben Größe folgen, auf Gegenkurs, auf Parallelkurs, was uns schnell feststellen lässt: „Langweilig wird’s uns nicht werden!“



Es ist wie „Nah- und Fern-Sehen“. Scheinbar nah die Frachter am Radar, am AIS und in ihrer Lichterführung, sehr nahe das Plankton, das uns hell leuchtend zu beiden Seiten des Schiffes begleitet, fern die Sterne, die Sternenbilder und die Planeten, ein wenig fern in dieser Nacht auch noch unser Ziel, Bocas del Toro.


Im Salon unter Deck ist es etwas gemütlicher als an Deck, im Cockpit. Hier läuft das Schiff im Rhythmus der See ruhig und gleichmäßig, seine Geräusche sind vertraulich, ein wenig das Knarren des Holzes (obwohl eine Sunbeam nicht knarrt), ein paar andere Geräusche, denen ich sofort nachgehe, das Plätschern der See an den Bordwänden, der Geruch von Ananas vermischt mit Orangen, die über der Backbordkoje im Obstnetz liegen. Irgendwann schläft man dann doch ein.