Viel Wind hat es heute Nacht gegeben und auch jetzt am
Morgen sind in der gut geschützten Bucht von Portobelo Schaumkronen zu sehen. „Kolumbus
hat schon gewusst wo er vor Anker geht“, meinen wir und sind zugleich doch
etwas nachdenklich, was unsere für morgen geplante Abreise nach Bocas del Toro
betrifft. Wir fahren an Land und treffen uns mit der Crew der SY Eisbär III im Casa Vela.
Das „Casa Vela“ ist ein kleines Haus mit einer
gemütlichen Terrasse direkt an der Waterfront. Rainer und Birgit haben es seit
zwei Jahren angemietet und bieten hier neben gutem Essen und Trinken im
Restaurant Segel- und Abdeckungsreparaturen aller Art an. Auch Internet gibt
es. Uschi und ich haben die beiden vor 6 Jahren in den Kleinen Antillen
kennengelernt, wie sie mit ihrem Schiff SY
Elsa neben uns gesegelt sind und wir uns gegenseitig auf unserem Weg nach
Trinidad fotografiert haben.
Es gibt österreichischen Leberkäse mit österreichischen
Semmeln, was wir natürlich gerne probieren. Das Casa Vela ist ein
Seglertreffpunkt. Nicht nur, dass die beiden bestens über all das Bescheid
wissen, wo man etwas bekommt, wohin man sich wendet oder wie man was findet,
auch das Essen ist großartig, was wir nach dem ersten „Küchentest“ schnell
festgestellt haben. Die Wetterberichte die wir empfangen sind weniger
großartig, eher schlecht und auch die Aussichten auf die nächsten Tage sind
nicht gerade das, was wir uns erhofft haben. Dennoch fällt es uns nicht schwer,
unsere Abreise von hier zu verschieben. Wir beginnen mit unserer
Portobelo-Besichtigungstour und spazieren zum Hauptplatz, mit dem schönen
Renaissance Gebäude, das einmal ein Warenhaus war, wieder ein anderes Mal das
Büro des Gouverneurs und heute als Museum dient. Mehrmals wurde es nach
Bränden, Piratenangriffen und Erdbeben zerstört, wiederaufgebaut und
restauriert.
Das Museum haben wir letztes Jahr besucht. Es zeigt immer
noch ein Video mit der Geschichte von Portobelo und seinem Hinterland mit den
Hauptdarstellern Christoph Kolumbus, Sir Francis Drake, Henry Morgan und Vasco
Núñez de Balboa. Nach letzterem sind hier nicht nur Straßen, Plätze, Gebäude
und Geldstücke benannt, sondern auch eine sehr bekömmliche panamaische
Biersorte, die oft bei uns an Bord zu finden ist. Vasco Núñez de Balboa war ein
Begleiter vom Conquistator Rodrigo de Bastidas aus Sevilla und mit dem
Kartographieren der karibischen Küstenlinie von Kolumbien bis Panama beschäftigt,
als er den Erzählungen der indigenen Völker folgte, die behaupteten, dass es da
noch ein großes Meer gibt. So durchwanderte er den Regenwald Panamas und
entdeckte von der Spitze eines Berges aus dieses andere Meer, das er „Südsee“
nannte. „Alles was dort ist, gehört Spanien“, meinte er damals. Das war im Jahr
1513.
Uschi und ich besuchen auch den kleinen chinesischen
Supermarktladen am Hauptplatz und den Bäcker, wo es frisches Brot gibt und
spazieren viele kleine Gassen der „schlafenden kleinen Stadt“ entlang, wie
Portobelo im Hafenhandbuch beschrieben wird. Den Badegenuss von Bord der Santina ersparen wir uns, weil wir
gesehen haben, dass doch alle abwasserführenden Leitungen direkt in der Bucht
enden. Wir haben ohnehin genug Wasser an Bord.
Thomas kocht für uns auf. Wir sind auf der SY Eisbär zum Abendessen eingeladen. Der
Tisch ist feierlich gedeckt, Tzaziki, Oliven und geröstetes Brot werden
serviert, dann folgt Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln. Alles ganz
ausgezeichnet, ebenso wie die Stimmung, deren gute Laune heute von Thomas noch
weiter übertroffen wird, weil er morgen als Linehander mit einem Schiff durch
den Panamakanal gehen kann.