Samstag, 6. Dezember 2014

„BONAIRE – INSELAUSFLUG NORD“

Gestern haben wir Besuch aus Graz bekommen! Thomas und Maria von der SY Modesta – eine Sunbeam 39 - sind Donnerstagnacht von Grenada kommend Bonaire angelaufen und haben uns an Bord der Santina besucht. Natürlich gibt es eine Menge an Bekannten und sogar Verwandte in unserem Steirerlande, die im Laufe der Jahre zu gemeinsamen Bekannten wurden, über die man sich austauscht und sich so auch näher kommt. Manche würde es „Tratschen“ nennen.

Heute schon gibt’s den ersten gemeinsamen Inselausflug. Helmut hat 2 Autos organisiert, die wir am Flughafen abholen können und mit denen die Crews der Schiffe Manatee, Momo, Modesta und Santina bald darauf beginnen, den Nordteil der Insel zu erkunden.



Man kann sagen, dass Bonaire aus zwei Hälften besteht, dem „hügeligen“ nördlichen Teil und der flacheren Südhälfte. Schon vom Ankerplatz aus kann man eine begrünte „Hügelkette“ erkennen, deren höchste Erhebung knappe 235 Meter hoch ist und dass das, was wir als „Grün“ bezeichnen, sich bei genauerer Betrachtung als das Grün der unzähligen Kakteen abzeichnet, vermischt mit undurchdringlicher Macchia.



Wir sehen Grotten in Felsformationen, die ersten Flamingos am Gotomeer, das einer Oase in einem wüstenähnlichen Landstrich gleicht, durchfahren die Inselabschnitte Santa Krus, Dos Pos und Sabaneta und kommen nach Rincón, der ältesten europäischen Ansiedlung auf der Insel. Knappe 1.800 Einwohner sollen heute in diesem Ort leben, dessen Häuser inmitten von sanften Hügeln erbaut wurden, damit Piraten sie früher einmal vom Meer aus nicht entdecken konnten. Bereits die ersten Siedler auf Bonaire, die Caiquetíos, ein Stamm der Arawak, haben sich hier in Rincón sesshaft gemacht. Sie gaben damals der Insel den Namen „Bonay“, was so viel wie „tiefes Land“ bedeutete.


Wie nahezu auf allen anderen karibischen Inseln auch wurden diese indianischen Ureinwohner von den Eroberern als Sklaven nach Hispaniola, der heutigen Dominikanischen Republik, entführt. Das war in den Jahren 1513 bis 1515. Die Insel wurde ja als „nutzlos“ bezeichnet und somit entvölkert und menschenleer verlassen, während man auf den anderen Inseln, vor allem den Kleinen Antillen, die Ureinwohner entweder ermordet oder als Sklaven für die Zuckerrohrplantagen eingesetzt hat.


Wir tanken in Rincón unsere Toyotas, besuchen ein kleines Lebensmittelgeschäft, kaufen Getränke und Eis, sehen die kleine Kirche von Rincón und fahren zwischen weiträumig angelegten „Schrebergartenhütten“ inmitten von spärlichem Grün weiter in Richtung des Inselteiles Venezuela, zum Washington-Slagbaai National Park.


Hier werden wir schon beim Eingang vom Skelet eines großen Wals begrüßt, ein wenig weiter vom Ranger, der meint, dass man sich für den Besuch des Nationalparks doch mehrere Stunden Zeit nehmen müsste. „Off Road“ sagt er, wie wir die Einfahrt in den Nationalpark passieren und schon bald zeigt sich, dass die Straßen tatsächlich immer schlechter werden, unsere Geländeautos zwar so aussehen, aber doch keine sind und dass die Säulen und Kandelaberkakteen immer größere und dichtere Dimensionen annehmen. Jetzt ist es nicht mehr so, dass man einfach nur sagt, „Naja, Kakteen“, jetzt ist es so, dass diese Art des stacheligen Bewuchses in Verbindung mit seinen Landschaftsformen eine echte Faszination auf uns ausübt. Wenngleich sich die Vielzahl der Tiere, die wir hier erwarten sollten, noch im Verborgenen hält.





Wir fahren bis an die Westküste, sehen eine leicht bewegte Karibische See und finden dann doch nach mehreren Stunden recht ordentlich durchgebeutelt wieder zurück zum Ein- und Ausgang aus dem Nationalpark, wo im Museum die Geschichte der Insel spärlich aber doch sehr anschaulich dokumentiert ist:


Nachdem man zuerst die Insel entvölkert hatte, wurden wenige Jahre später, das war um 1526, einige der überlebenden Ureinwohner wieder hierher zurückgebracht, damit man sie für die Viehzucht einsetzen konnte. Die Spanier waren es, die auf Bonaire Vieh ausgesetzt haben, das ab und zu zusammengetrieben und wegen der Häute „ausgedünnt“ wurde. Aus dem Fleisch der Tiere machte man mit Hilfe der natürlichen Salinen, die mittlerweile auf der Südhälfte der Insel entdeckt wurden, Pökelfleisch, das vom natürlichen Hafen Slagbaai, der sich auch hier im Nordteil der Insel befindet, verschifft wurde.


Das war auch jene Zeit, in der diese erste Kolonial-Siedlung auf Bonaire, der Ort Rincón, mit nur wenigen Gebäuden gegründet wurde. Eine größere Besiedelung wurde von den Spaniern vorerst noch nicht gefördert, weil die Insel ganz einfach zu wenig Schutz gegen Piraten geboten hat. Somit fehlte für eine Salzgewinnung in größerem Umfang natürlich auch die entsprechende Anzahl an Arbeitskräften, die man damals noch als Sklaven bezeichnete. Die haben später die Holländer aus Afrika hierher gebracht, wie sie die Insel im Jahre 1633 erstmals eroberten und wo dann auch eine Salzgewinnung in großen Mengen begann.

Wir fahren zurück nach Rincón, durchqueren die Inselteile Colombia und Bolivia und landen bald im Garten einer Art Straßenhütte im Norden der Hauptstadt Kralendijk, die als Restaurant „El Terraza“ bezeichnet wird. „Local Food“ wird angeboten. Das ist es dann tatsächlich. In einer ausgesprochen netten Atmosphäre werden uns unter der Laube im Garten von der Familie Speisen aller Art in köstlicher Zubereitung serviert. Vom Sohn des Hauses erfahren wir, dass er auf Bonaire einen Recyclingbetrieb eröffnen wird und bereits mit österreichischen Firmen wegen der Maschinen und dem sogenannten „Knowhow“ Kontakt aufgenommen hat. „Nirgendwo auf den Inseln in der Karibik gibt es Recycling“, meint er zum Abschluss und hofft natürlich auf beste Zukunftsaussichten.



Dann geht’s zurück zu den Schiffen. Nicht jedoch ohne zuvor Karel´s – mittlerweile unser aller Lieblingslokal während der beiden Happy-Hour-Stunden von 17.00 bis 19.00 Uhr - zu besuchen. Es ist bei weitem nicht nur die Vielzahl an „Corona“, die uns immer wieder auf der Terrasse des Lokals verweilen lässt, sondern vor allem die Vielzahl der Fische, die sich in all ihrer Pracht unaufhörlich vor der Terrasse des Lokals in der Karibischen See zeigen und der immer wieder schöne Sonnenuntergang, wo alle sehnsüchtig aber bisher leider vergebens auf den berühmten „Green Flash“ warten: Dem ganz kurzen Aufblitzen eines grünen Lichtes, bevor sich die Sonne an diesem Tag endgültig verabschiedet.