Gestern haben wir Besuch aus Graz
bekommen! Thomas und Maria von der SY
Modesta – eine Sunbeam 39 - sind Donnerstagnacht von Grenada kommend
Bonaire angelaufen und haben uns an Bord der Santina besucht. Natürlich gibt es eine Menge an Bekannten und
sogar Verwandte in unserem Steirerlande, die im Laufe der Jahre zu gemeinsamen
Bekannten wurden, über die man sich austauscht und sich so auch näher kommt.
Manche würde es „Tratschen“ nennen.
Heute schon gibt’s den ersten
gemeinsamen Inselausflug. Helmut hat 2 Autos organisiert, die wir am Flughafen
abholen können und mit denen die Crews der Schiffe Manatee, Momo, Modesta und Santina bald darauf beginnen, den Nordteil der Insel zu erkunden.
Man kann sagen, dass Bonaire aus zwei
Hälften besteht, dem „hügeligen“ nördlichen Teil und der flacheren Südhälfte.
Schon vom Ankerplatz aus kann man eine begrünte „Hügelkette“ erkennen, deren
höchste Erhebung knappe 235 Meter hoch ist und dass das, was wir als „Grün“
bezeichnen, sich bei genauerer Betrachtung als das Grün der unzähligen Kakteen
abzeichnet, vermischt mit undurchdringlicher Macchia.
Wir sehen Grotten in Felsformationen,
die ersten Flamingos am Gotomeer, das einer Oase in einem wüstenähnlichen
Landstrich gleicht, durchfahren die Inselabschnitte Santa Krus, Dos Pos und
Sabaneta und kommen nach Rincón, der ältesten europäischen Ansiedlung auf der
Insel. Knappe 1.800 Einwohner sollen heute in diesem Ort leben, dessen Häuser
inmitten von sanften Hügeln erbaut wurden, damit Piraten sie früher einmal vom
Meer aus nicht entdecken konnten. Bereits die ersten Siedler auf Bonaire, die Caiquetíos,
ein Stamm der Arawak, haben sich hier in Rincón sesshaft gemacht. Sie gaben
damals der Insel den Namen „Bonay“, was so viel wie „tiefes Land“ bedeutete.
Wie nahezu auf allen anderen
karibischen Inseln auch wurden diese indianischen Ureinwohner von den Eroberern
als Sklaven nach Hispaniola, der heutigen Dominikanischen Republik, entführt.
Das war in den Jahren 1513 bis 1515. Die Insel wurde ja als „nutzlos“ bezeichnet
und somit entvölkert und menschenleer verlassen, während man auf den anderen Inseln,
vor allem den Kleinen Antillen, die Ureinwohner entweder ermordet oder als
Sklaven für die Zuckerrohrplantagen eingesetzt hat.
Wir tanken in Rincón unsere Toyotas,
besuchen ein kleines Lebensmittelgeschäft, kaufen Getränke und Eis, sehen die
kleine Kirche von Rincón und fahren zwischen weiträumig angelegten
„Schrebergartenhütten“ inmitten von spärlichem Grün weiter in Richtung des Inselteiles
Venezuela, zum Washington-Slagbaai National Park.
Hier werden wir schon beim Eingang vom Skelet
eines großen Wals begrüßt, ein wenig weiter vom Ranger, der meint, dass man
sich für den Besuch des Nationalparks doch mehrere Stunden Zeit nehmen müsste.
„Off Road“ sagt er, wie wir die Einfahrt in den Nationalpark passieren und
schon bald zeigt sich, dass die Straßen tatsächlich immer schlechter werden,
unsere Geländeautos zwar so aussehen, aber doch keine sind und dass die Säulen
und Kandelaberkakteen immer größere und dichtere Dimensionen annehmen. Jetzt
ist es nicht mehr so, dass man einfach nur sagt, „Naja, Kakteen“, jetzt ist es
so, dass diese Art des stacheligen Bewuchses in Verbindung mit seinen
Landschaftsformen eine echte Faszination auf uns ausübt. Wenngleich sich die
Vielzahl der Tiere, die wir hier erwarten sollten, noch im Verborgenen hält.
Wir fahren bis an die Westküste, sehen
eine leicht bewegte Karibische See und finden dann doch nach mehreren Stunden
recht ordentlich durchgebeutelt wieder zurück zum Ein- und Ausgang aus dem
Nationalpark, wo im Museum die Geschichte der Insel spärlich aber doch sehr
anschaulich dokumentiert ist:
Nachdem man zuerst die Insel entvölkert
hatte, wurden wenige Jahre später, das war um 1526, einige der überlebenden
Ureinwohner wieder hierher zurückgebracht, damit man sie für die Viehzucht
einsetzen konnte. Die Spanier waren es, die auf Bonaire Vieh ausgesetzt haben,
das ab und zu zusammengetrieben und wegen der Häute „ausgedünnt“ wurde. Aus dem
Fleisch der Tiere machte man mit Hilfe der natürlichen Salinen, die
mittlerweile auf der Südhälfte der Insel entdeckt wurden, Pökelfleisch, das vom
natürlichen Hafen Slagbaai, der sich auch hier im Nordteil der Insel befindet,
verschifft wurde.
Das war auch jene Zeit, in der diese erste
Kolonial-Siedlung auf Bonaire, der Ort Rincón, mit nur wenigen Gebäuden gegründet
wurde. Eine größere Besiedelung wurde von den Spaniern vorerst noch nicht
gefördert, weil die Insel ganz einfach zu wenig Schutz gegen Piraten geboten
hat. Somit fehlte für eine Salzgewinnung in größerem Umfang natürlich auch die
entsprechende Anzahl an Arbeitskräften, die man damals noch als Sklaven
bezeichnete. Die haben später die Holländer aus Afrika hierher gebracht, wie
sie die Insel im Jahre 1633 erstmals eroberten und wo dann auch eine
Salzgewinnung in großen Mengen begann.
Wir fahren zurück nach Rincón,
durchqueren die Inselteile Colombia und Bolivia und landen bald im Garten einer
Art Straßenhütte im Norden der Hauptstadt Kralendijk, die als Restaurant „El
Terraza“ bezeichnet wird. „Local Food“ wird angeboten. Das ist es dann
tatsächlich. In einer ausgesprochen netten Atmosphäre werden uns unter der
Laube im Garten von der Familie Speisen aller Art in köstlicher Zubereitung
serviert. Vom Sohn des Hauses erfahren wir, dass er auf Bonaire einen
Recyclingbetrieb eröffnen wird und bereits mit österreichischen Firmen wegen
der Maschinen und dem sogenannten „Knowhow“ Kontakt aufgenommen hat. „Nirgendwo
auf den Inseln in der Karibik gibt es Recycling“, meint er zum Abschluss und
hofft natürlich auf beste Zukunftsaussichten.
Dann geht’s zurück zu den Schiffen. Nicht
jedoch ohne zuvor Karel´s – mittlerweile unser aller Lieblingslokal während der
beiden Happy-Hour-Stunden von 17.00 bis 19.00 Uhr - zu besuchen. Es ist bei
weitem nicht nur die Vielzahl an „Corona“, die uns immer wieder auf der
Terrasse des Lokals verweilen lässt, sondern vor allem die Vielzahl der Fische,
die sich in all ihrer Pracht unaufhörlich vor der Terrasse des Lokals in der
Karibischen See zeigen und der immer wieder schöne Sonnenuntergang, wo alle
sehnsüchtig aber bisher leider vergebens auf den berühmten „Green Flash“ warten:
Dem ganz kurzen Aufblitzen eines grünen Lichtes, bevor sich die Sonne an diesem
Tag endgültig verabschiedet.