Sonntag, 7. Dezember 2014

„BONAIRE – INSELAUSFLUG SÜD – 2. ADVENT“

Um 06.00 Uhr geht die Sonne auf, um 18.00 Uhr geht sie wieder unter. Dazwischen ist es schnell taghell oder umgekehrt schnell stockdunkel. Die Dämmerung dauert nur wenige Minuten. Es gilt somit, die wenigen Tagstunden zu nutzen. Manche Crews schaffen es dennoch, bis lange nach Sonnenaufgang ihre Kojen nicht zu verlassen oder es zumindest zu vermeiden, sich an Deck ihrer Schiffe zu zeigen. Es ist die ruhigste Zeit am Ankerplatz.

Spätestens ab 09.00 Uhr herrscht Leben in der Bucht. Es beginnt an den Funkgeräten mit der „Hugo-Runde“, etwas später auf Kanal 72 am UKW-Gerät, wo sich die Schiffe gegenseitig informieren, was gerade getan wird und was man vorhat. So wie wir. Es geht in den Süden der Insel.

Bald nach Kralendijk, südlich des Ortes Belnem beginnen die riesigen Kondensatorflächen der Salzwasseraufbereitung. Sie sind untereinander durch kleine Erdwalle unterteilt und schimmern in den unterschiedlichsten Farbtönen. In diesen Salzseen suchen Flamingos nach Nahrung, dazwischen häufen sich die gewonnenen Salzberge.



Früher einmal wurde das Salz von hier aus verschifft. Davon zeugen noch die Reste der ehemaligen Sklavenbehausungen, die an der Westküste vor den Salzseen zu besichtigen sind. Kleine gemauerte Steinhäuser, in denen die Sklaven geschlafen haben. Unvorstellbar. Erschütternd.



An Tafeln die vor den Behausungen aufgestellt sind, wird die Geschichte der Salzgewinnung sehr anschaulich gezeigt. Es ist schon sehr beeindruckend, eher deprimierend, wie die Arbeitsbedingungen und der Umgang mit Menschen zu den damaligen Zeiten waren. Die Holländer nahmen in jener Zeit – es war um 1633 – die gesamten ABC-Inseln – das sind Aruba, Bonaire und Curaçao – nicht nur wegen ihrer strategisch guten Lage erstmals in Besitz, sondern Bonaire auch wegen der vorhandenen, aber noch nicht ausgebauten Salinen. Die Arbeitssklaven zur Salzgewinnung stammten alle aus Afrika und das Salz brauchte man in Holland vorwiegend für die Glas- und Keramikindustrie und für die Konservierung von Heringen und Käse.



Wir sehen entlang dieses Küstenabschnittes auch gewaltige Sendeantennen und erfahren, dass Trans World Radio auf Bonaire eine Relaisstation betreibt, die im MW- und KW-Bereich sendet. Der Mittelwellensender der Station soll der leistungsstärkste Mittelwellensender des amerikanischen Kontinents sein.



Die Straße führt uns ganz in den Süden der Insel, vorbei am Pekelmeer bis zum Lacre Punt, wo jener Leuchtturm steht, den wir je nach Wetterlage bald umrunden und Kurs Puerto Rico oder Los Roches gehen können.



Entlang der Ostseite der Insel, der sogenannten Luv-Seite, wird dieser ohnehin karge Küstenstreifen noch etwas karger und gleicht der Strand eher einer langgestreckten Müllhalde mit angeschwemmten Wegwerfprodukten aus der Karibischen See als einer Einladung zum Wasserbad. Einige Inselurlauber betätigen sich sehr künstlerisch und schaffen unzählige Skulpturen aus diesem Müll.



Ausgesprochen schön wird es dann wieder im südlichen Bereich rund um den Lac Bay. Hier ist das Surferparadies der Insel, die „JibeCity“, das wir besuchen und wo wir einkehren. 25 Jahre ist es her, wo die ersten Hütten der JibeCity gebaut wurden, alle aus Stein und Holz, gedeckt mit Palmenblättern, bunt bemalt. „Echtes Karibisches Flair“, meinen wir auf der Terrasse, das türkise Wasser, die fröhliche Stimmung und die ausgelassene Atmosphäre genießen.







Wir umfahren den Lac Bay bis zu seiner Ostseite, wo uns auf den ersten Blick eine Art „Ausflugszentrum für Senioren“ erwartet. Erst bei weiterer genauerer Betrachtung sehen wir auch Familien, die hier mit ihren Kindern ihren Sonntagsausflug verbringen. Eine kleine Bar, gedeckt mit Blech, drückende Hitze auf der Terrasse, Livemusik vom „Allerfeinsten“, alles umrahmt von Conch-Muschelbergen entlang des schönen Strandes.






Der Rückweg zu Karel´s Bar führt uns entlang der Inselabschnitte Santa Clara und San José, wo wir nach Flamingos Ausschau halten, ins Einkaufszentrum „Van der Wheelem“. Hier haben alle Crews wieder einmal die allerbeste Gelegenheit, die Vorratskammern ihrer Schiffe zu füllen, was nach Betrachtung der Einkaufswagen auch von allen genutzt wurde. Wenig später wird dies als seglerisches Erfolgserlebnis des „an Bord nicht verhungern und verdursten müssen“ bei Karel´s Happy Hour – die wir noch nie versäumt haben - entsprechend gefeiert.