Spätestens ab 09.00 Uhr herrscht Leben
in der Bucht. Es beginnt an den Funkgeräten mit der „Hugo-Runde“, etwas später
auf Kanal 72 am UKW-Gerät, wo sich die Schiffe gegenseitig informieren, was
gerade getan wird und was man vorhat. So wie wir. Es geht in den Süden der
Insel.
Bald nach Kralendijk, südlich des Ortes
Belnem beginnen die riesigen Kondensatorflächen der Salzwasseraufbereitung. Sie
sind untereinander durch kleine Erdwalle unterteilt und schimmern in den
unterschiedlichsten Farbtönen. In diesen Salzseen suchen Flamingos nach
Nahrung, dazwischen häufen sich die gewonnenen Salzberge.
An Tafeln die vor den Behausungen
aufgestellt sind, wird die Geschichte der Salzgewinnung sehr anschaulich
gezeigt. Es ist schon sehr beeindruckend, eher deprimierend, wie die Arbeitsbedingungen
und der Umgang mit Menschen zu den damaligen Zeiten waren. Die Holländer nahmen
in jener Zeit – es war um 1633 – die gesamten ABC-Inseln – das sind Aruba,
Bonaire und Curaçao – nicht nur wegen ihrer strategisch guten Lage erstmals in
Besitz, sondern Bonaire auch wegen der vorhandenen, aber noch nicht ausgebauten
Salinen. Die Arbeitssklaven zur Salzgewinnung stammten alle aus Afrika und das
Salz brauchte man in Holland vorwiegend für die Glas- und Keramikindustrie und
für die Konservierung von Heringen und Käse.
Wir sehen entlang dieses
Küstenabschnittes auch gewaltige Sendeantennen und erfahren, dass Trans World
Radio auf Bonaire eine Relaisstation betreibt, die im MW- und KW-Bereich
sendet. Der Mittelwellensender der Station soll der leistungsstärkste
Mittelwellensender des amerikanischen Kontinents sein.
Die Straße führt uns ganz in den Süden
der Insel, vorbei am Pekelmeer bis zum Lacre Punt, wo jener Leuchtturm steht,
den wir je nach Wetterlage bald umrunden und Kurs Puerto Rico oder Los Roches
gehen können.
Entlang der Ostseite der Insel, der
sogenannten Luv-Seite, wird dieser ohnehin karge Küstenstreifen noch etwas
karger und gleicht der Strand eher einer langgestreckten Müllhalde mit
angeschwemmten Wegwerfprodukten aus der Karibischen See als einer Einladung zum
Wasserbad. Einige Inselurlauber betätigen sich sehr künstlerisch und schaffen
unzählige Skulpturen aus diesem Müll.
Ausgesprochen schön wird es dann wieder im südlichen Bereich rund um den Lac Bay. Hier ist das Surferparadies der Insel, die „JibeCity“, das wir besuchen und wo wir einkehren. 25 Jahre ist es her, wo die ersten Hütten der JibeCity gebaut wurden, alle aus Stein und Holz, gedeckt mit Palmenblättern, bunt bemalt. „Echtes Karibisches Flair“, meinen wir auf der Terrasse, das türkise Wasser, die fröhliche Stimmung und die ausgelassene Atmosphäre genießen.
Wir umfahren den Lac Bay bis zu seiner
Ostseite, wo uns auf den ersten Blick eine Art „Ausflugszentrum für Senioren“
erwartet. Erst bei weiterer genauerer Betrachtung sehen wir auch Familien, die
hier mit ihren Kindern ihren Sonntagsausflug verbringen. Eine kleine Bar, gedeckt
mit Blech, drückende Hitze auf der Terrasse, Livemusik vom „Allerfeinsten“,
alles umrahmt von Conch-Muschelbergen entlang des schönen Strandes.
Der Rückweg zu Karel´s Bar führt uns
entlang der Inselabschnitte Santa Clara und San José, wo wir nach
Flamingos Ausschau halten, ins Einkaufszentrum „Van der Wheelem“. Hier haben
alle Crews wieder einmal die allerbeste Gelegenheit, die Vorratskammern ihrer
Schiffe zu füllen, was nach Betrachtung der Einkaufswagen auch von allen genutzt
wurde. Wenig später wird dies als seglerisches Erfolgserlebnis des „an Bord nicht
verhungern und verdursten müssen“ bei Karel´s Happy Hour – die wir noch nie
versäumt haben - entsprechend gefeiert.