Ein Sonntagsausflug ins Landesinnere.
„Haltet euch die Ohren zu“ hat uns Uli zugerufen, wie wir mit der Manatee-Crew unsere Schiffe verlassen
und in den Süden, Richtung Yabacos fahren und von hier weiter die Panoramaroute
entlang nach Guavate.
„Wie im Süden unserer Steiermark“ rufen
Uschi und ich zu Helmut und Angelika während der Fahrt, „nur dass man an Stelle
der Weinberge hier Bambus, Farne und Bananenstauden und sogar Viehweisen
sieht.“ Bald stockt der Verkehr, der bisher keiner war. Wir haben Guavate
erreicht. Lautstarke Musik. Auto- und Menschenmengen. „Schweineessen“ nennt man
diesen Ausflug, wo sich ein Jahrmarkt-Stand an den anderen reiht, von überall
her Musik ertönt. Bachata und Merengue wird gespielt und auch getanzt.
Wir reihen uns ein in die lange
Schlange der Wartenden vor dem Schweinegrill, trinken Pinacolada, eisgekühlt
und haben bald Spaß am Dabeisein inmitten des puerto-ricanischen Sonntagsfestes.
Spanisch wird gesprochen, Spanisch sind die Hinweise auf Speisen und Getränke.
Jetzt wird auch sichtbar, warum sich die Puerto-Ricaner nicht als US-Amerikaner
bezeichnen. 87 Prozent der Bevölkerung auf der Insel ist spanischer und
afrikanischer Abstammung.
Alles ist heillos überfüllt und dennoch
funktioniert alles bestens. Wir bekommen unser „Schweinernes“, genießen es,
spazieren die Verkaufsstände entlang, beobachten Pferderennen-Wetten am
Karussell, die friedlich-lustige Stimmung und die Geduld der Menschen, mit
Warten umzugehen. Neben und in den Holzbuden wird getanzt, zwischendurch gegessen.
Wir fahren die kurvige Straße weiter,
in Richtung Autostraße. Kilometerlanger Stau auf der Gegenfahrbahn. Alle wollen
zum Schweineessen. Nicht nur heute, am Sonntag, jeden Tag gibt’s dieses
Spektakel in Guavate. Alles ist sehr gepflegt, die Straßen sind in Ordnung,
auch abseits der Hauptverkehrsstraßen, wo wir eine davon jetzt entlangfahren
und den Weg nach Palmas del Mar schnell finden, wo wir uns eine Marina ansehen
möchten. Als einen möglichen Landfall auf unserem Weg von Bonaire nach Puerto
Rico hab ich im Hafenhandbuch eingetragen: „Hohe Wellen, Riffe, Brecher,
Spektakulär. Muss nicht sein.“
Wir fahren in ein überdurchschnittlich
gepflegtes Ressort ein, Investmentland, eine kleine Stadt mit allem Drum und
Dran und dennoch leblos. Nicht natürlich gewachsen, künstlich geschaffen. „The
New American Riviera“ steht im Hafenhandbuch geschrieben und die Einfahrt in
die Marina ist genauso, wie sie mir Helmut beschrieben und ich sie eingetragen
haben. Halsbrecherisch auf allen Winden aus östlichen Richtungen. Und genau die
gibt es hier.
Wir besuchen die Strandbar, trinken
Bier, sehen „ganz andere Menschen“, hören jedoch sehr gute Live-Musik. „Zu
Hause“ in Puerto Del Rey fühlen wir uns wohl und sicher. Bald sind wir wieder
auf unseren Schiffen Manatee und Santina, die auf uns gewartet haben,
friedlich nebeneinander liegend, im leichten Schwell der Karibischen See, die
sich ein wenig aufgebäumt hat, mit dem Wind des heutigen Tages. Ein weiteres
Schiff ist hinzugekommen. Wir haben amerikanische Nachbarn bekommen am 4.
Advent. Morgen geht’s in die Hauptstadt.