Freitag, 26. Dezember 2014

„PUERTO RICO – QUINO UND DAS RIGG - STEPHANIETAG

Mehr als pünktlich kommt Quino. Wie es aussieht, mit seiner ganzen Werkstatt. Schon beim Ausbreiten seiner Arbeitsutensilien spürt man, dass heute alles recht genau vorbereitet werden muss, bevor der Weg in den Mast begangen wird. Mittlerweile kennen wir Quino schon so gut, dass wir bereits an seiner Gestik merken, ob alles in Ordnung geht oder ob es irgendwo klemmt.


 „Da passt was nicht“, meint Uschi schon nach wenigen Minuten, wie Quino nahe der ersten Saling hängt, die Durchlässe und Terminals genau und noch einmal genauer betrachtet, um sich bald darauf zu uns ins Cockpit zu setzen und mit einer Skizze darstellt, was da wieder nicht ganz so ist, wie er es sich vorgestellt hat. Es ist der Übergang von Oberwant zu Unterwant, wo ein Durchmesser größer ist als der andere und wo noch eine Beilagscheibe fehlt, die besorgt oder angefertigt werden muss, damit auch dieser Mangel behoben ist.

In dieser Phase hat die Momo abgelegt, nachdem es zuvor ein herzliches `Auf Wiedersehen´von Uli und Gerda gegeben hat. Kurs Isla de Culebra und weiter nach Tortola, wo die Kinder und Enkeln erwartet werden. Wir werden uns wieder sehen.


Dann kommt Daniel aufs Schiff, Quinos Helfer, und dann passiert das, was man einem regelrecht weh tut, wenn man sieht, was da mit dem geschieht, was man die Verstagung des Mastes nennt: Bis auf das Vorstag werden alle Wanten gelockert, was nicht immer einfach ist, wie sich auf der Steuerbordseite des Schiffes zeigt, wo der Wantenspanner fest sitzt, Hitze eingesetzt werden muss, damit weiter gearbeitet werden kann.


Das lose Tauwerk, das sind die Fallen, wird verwendet, um den Mast zu stabilisieren. Dann wird die Oberwant durchsägt, der Draht aufgedröselt und in das neue „STA-LOK Wire Rope Terminal“ eingeschoben und alles wieder fest verbunden und verschraubt. Das war an der Steuerbordseite der Santina. Was folgt, ist die Backbordseite, was wiederum noch sensibler ist, weil das gesamte Rigg jetzt so unstabil ist, dass wieder das eintritt, was Helmut bei mir „Angstschweiß“ nennt. „Die können das“, versucht er mich zu beruhigen, „die haben das schon oft gemacht.“



Seit 35 Jahren arbeitet Quino als Rigger, das beruhigt ebenso wie seine Anweisungen, die gezielt und klar von da oben kommen und seine Art, mit welcher Ruhe und Besonnenheit er in den Fallen hängt und arbeitet. Irgendwann – es waren Stunden - ist alles dann so, dass Quino wieder an Deck ist, scheinbar ebenso erleichtert wie wir alle, weil er auf die Frage, was er trinken möchte, wiederum gezielt und klar antwortet: „Rum.“




Er trinkt dann noch einen und verkostet auch Uschis Tiramisu, das in der Zwischenzeit zubereitet wurde und so ausgezeichnet war, dass sogar Daniel nach dem Rezept fragte, wie er das zweite Stück probierte. Angelika und Helmut, der wieder einmal in der heiklen Phase mitgeholfen hat, das Rigg zu sichern, sind dann noch ein wenig an Bord der Santina geblieben, wo wir allen Grund gehabt haben, nicht nur auf den Stephanitag anzustoßen, sondern auf diesen erfolgreichen Tag im Ganzen und auf unsere bevorstehende Besichtigung von San Juan, die morgen stattfinden soll. Hotel, in dem wir übernachten könnten, haben wir noch keines gefunden. Wir dürften nicht die einzigen sein, die San Juan besichtigen wollen.