Mehr als pünktlich kommt Quino. Wie es
aussieht, mit seiner ganzen Werkstatt. Schon beim Ausbreiten seiner
Arbeitsutensilien spürt man, dass heute alles recht genau vorbereitet werden
muss, bevor der Weg in den Mast begangen wird. Mittlerweile kennen wir Quino
schon so gut, dass wir bereits an seiner Gestik merken, ob alles in Ordnung
geht oder ob es irgendwo klemmt.
„Da passt was nicht“, meint Uschi schon
nach wenigen Minuten, wie Quino nahe der ersten Saling hängt, die Durchlässe
und Terminals genau und noch einmal genauer betrachtet, um sich bald darauf zu
uns ins Cockpit zu setzen und mit einer Skizze darstellt, was da wieder nicht
ganz so ist, wie er es sich vorgestellt hat. Es ist der Übergang von Oberwant
zu Unterwant, wo ein Durchmesser größer ist als der andere und wo noch eine
Beilagscheibe fehlt, die besorgt oder angefertigt werden muss, damit auch
dieser Mangel behoben ist.
In dieser Phase hat die Momo abgelegt, nachdem es zuvor ein
herzliches `Auf Wiedersehen´von Uli und Gerda gegeben hat. Kurs Isla de
Culebra und weiter nach Tortola, wo die Kinder und Enkeln erwartet werden. Wir
werden uns wieder sehen.
Dann kommt Daniel aufs Schiff, Quinos
Helfer, und dann passiert das, was man einem regelrecht weh tut, wenn man
sieht, was da mit dem geschieht, was man die Verstagung des Mastes nennt: Bis
auf das Vorstag werden alle Wanten gelockert, was nicht immer einfach ist, wie
sich auf der Steuerbordseite des Schiffes zeigt, wo der Wantenspanner fest
sitzt, Hitze eingesetzt werden muss, damit weiter gearbeitet werden kann.
Das lose Tauwerk, das sind die Fallen,
wird verwendet, um den Mast zu stabilisieren. Dann wird die Oberwant durchsägt,
der Draht aufgedröselt und in das neue „STA-LOK Wire Rope Terminal“
eingeschoben und alles wieder fest verbunden und verschraubt. Das war an der
Steuerbordseite der Santina. Was folgt, ist die Backbordseite, was wiederum
noch sensibler ist, weil das gesamte Rigg jetzt so unstabil ist, dass wieder
das eintritt, was Helmut bei mir „Angstschweiß“ nennt. „Die können das“,
versucht er mich zu beruhigen, „die haben das schon oft gemacht.“
Seit 35 Jahren arbeitet Quino als
Rigger, das beruhigt ebenso wie seine Anweisungen, die gezielt und klar von da
oben kommen und seine Art, mit welcher Ruhe und Besonnenheit er in den Fallen
hängt und arbeitet. Irgendwann – es waren Stunden - ist alles dann so, dass
Quino wieder an Deck ist, scheinbar ebenso erleichtert wie wir alle, weil er
auf die Frage, was er trinken möchte, wiederum gezielt und klar antwortet:
„Rum.“
Er trinkt dann noch einen und verkostet
auch Uschis Tiramisu, das in der Zwischenzeit zubereitet wurde und so
ausgezeichnet war, dass sogar Daniel nach dem Rezept fragte, wie er das zweite
Stück probierte. Angelika und Helmut, der wieder einmal in der heiklen Phase
mitgeholfen hat, das Rigg zu sichern, sind dann noch ein wenig an Bord der Santina geblieben, wo wir allen Grund
gehabt haben, nicht nur auf den Stephanitag anzustoßen, sondern auf diesen
erfolgreichen Tag im Ganzen und auf unsere bevorstehende Besichtigung von San
Juan, die morgen stattfinden soll. Hotel, in dem wir übernachten könnten, haben
wir noch keines gefunden. Wir dürften nicht die einzigen sein, die San Juan
besichtigen wollen.