Schnell kehrt der Bordalltag auch in
einer Marina ein, die eine unglaubliche Größe hat, sehr sauber ist und wo es
alles gibt, was man gerade braucht oder meist nicht braucht. Auch Kakerlaken.
Das kommt daher, weil die Leute ihren Müll nicht bis zu den Mülltonnen tragen,
sondern vor die Schiffe stellen, weil das „Marina-Service“ nicht nur die Crews
von den Schiffen sondern auch deren Müll abholt. Wir machen das nicht. Dennoch:
Die Marina ist sauber!
Helmut besorgt mit mir gemeinsam einen
Leihwagen für die nächsten Tage, zumindest einmal bis nach den Feiertagen nach
dem Heiligen Abend. „Einen schönen Weihnachtsbaum haben sie bei der
Marina-Einfahrt aufgestellt“, stellen wir fest und dass der Weg bis zu West
Marine, dem Schiffsausrüster, nicht weit ist. Alle Crews der drei Schiffe Manatee, Momo und Santina besuchen ihn, bis auf Gerda, der es seit der Ankunft auf
der Insel nicht sonderlich gut geht. Uli musste gestern sogar eine Ärztin
rufen, die in den Abendstunden diagnostiziert: „In ein paar Tagen wird es
wieder besser.“ Das hoffen und wünschen wir alle. Das Abschlussgetränk haben
wir nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Manatee im Marinarestaurant dann auch auf der Momo bekommen. Wir haben „auf die Gesundheit von Gerda“ angestoßen
und für heute geplanten Auslug nach San Juan selbstverständlich verschoben.
Das Marinarestaurant hat übrigens –
entgegen den nahezu überdimensionalen Betonstegen zu und bei den Liegeplätzen
der Yachten – wieder Karibisches Flair. Von Holzbuden aus werden unter Palmen vorzügliche
und kreative Speisen und Getränke serviert.
Gestern haben wir auch einen Rigger am Masttop eines Schiffes und etwas später an einem der Stege in der Marina gesehen. Schnell haben Uschi und ich einen Termin mit Señor Joaquin `Quino´ Sánchez für Freitag um 09.30 Uhr vereinbart, weil es doch wieder einiges am Masttop und am Weg da rauf zu tun gibt und ich mir diesen Weg in sehr luftige Höhen gerne ersparen möchte. „Bei dieser Gelegenheit kann er gleich unser Rigg checken“ meinen wir. Sicher ist sicher. Das hab ich mir zusätzlich gedacht, wie ich die Gummizüge bei den Holepunkten der Genuaschoten erneuert hab, während Uschi Wäsche waschen war (auch eine Wäscherei gibt es in der Marina), und gesehen hab, dass hier ein Splint gefehlt hat. So nebenbei wurden einige Büroarbeiten erledigt, an der Homepage geschrieben und unsere nächsten Inselausflüge etwas genauer betrachtet.
Heute geht’s Gerda etwas besser,
dennoch kann sie uns nicht zu West Marine begleiten. „Es gibt hier tatsächlich
alles, wie bei jedem Marineausrüster in der Karibik, nur nicht das, was man
gerade braucht“, sag ich zu Uschi, wie wir die vielen Regalstraßen entlang
spazieren und das unglaublich reichhaltige Angebot besichtigen. „Das muss
bestellt werden“, ist eine gern verwendete Antwort, verbunden mit einem
mitleidsvollen Lächeln. „Das meiste haben wir doch bekommen“ tröstet mich Uschi
nur, wie wir unser Einkaufswagerl zur Kasse schieben.
Als einzig assoziiertes
Übersee-Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika genießt Puerto Rico
einen besonderen Status: Spanisch ist zwar die offizielle Inselsprache, doch
spielt das „Amerikanische“ überall ins Alltagsleben hinein und die
Puerto-Ricaner haben die Amerikanische Staatsbürgerschaft. Das Temperament der
vorwiegend spanischen Nachkommen zeigt sich auch beim Einkaufen. Wir besuchen
ein Lebensmittel-Einkaufszentrum. „Puerto-Ricaner kaufen gerne ein“ meint
Helmut, eine Puerto Rico Kenner, wo wir schon bei der Ankunft bemerken, dass
alle Parkplätze restlos überfüllt sind, die Einkaufswagerln ebenso und sich der
Stau der An- und Abfahrt zwischen und vor den Regalen und bei den Kassen im
Inneren des Lebensmittelmarktes fortsetzt.
Das Angebot ist groß, hier gibt es tatsächlich alles. Mehr als alles, wenn man es ganz genau betrachtet. „Als ob es kein Morgen gäbe“, wird eingekauft. „Das Wirtschaftsleben ist von den USA geprägt“, beantwortet unser Reiseführer die Frage, wie es denn wirtschaftlich um Puerto Rico steht, wie es den Menschen auf der Insel geht.
Am Schiff wird wieder gearbeitet. „Das
sind aber schöne Schoten“, ruft Helmut von seiner Manatee zu uns, wie ich die neuen Genuaschoten angeschlagen habe
und meint, „da hab ich das richtige Gerät dafür“, wie er mich später
verzweifelt aus dem Salon kommen sieht, weil ich die neue automatische
Bilgepumpe nicht an den Schlauch anschließen konnte. Schon lange hat mich Uschi
im Cockpit mehr als fluchen hören, weil das ganz einfach nicht gelungen ist.
Wir bleiben auch am Abend an Bord der
Santina, erledigen vorweihnachtliche Büroarbeiten bis spät in die Nacht und
freuen uns auf den Ausflug in den Nationalpark El Yunque, den wir am Samstag
starten.