Freitag, 23. Januar 2015

„ANEGADA – VIRGIN GORDA – VIRGIN GORDA YACHT HARBOUR“

Einmal Ankerabdrift-Alarm, einmal kein Wind, einmal etwas mehr Wind, sonst war die Nacht recht ruhig. Wir haben unseren Ankerabdrift-Alarm so eingestellt, dass er anschlägt, wenn sich das Schiff 100 Fuss von jenem Ort entfernt, wo zuletzt der Anker gefallen ist, was bei diesen Windverhältnissen, nämlich kein Wind, allein durchs Schwojen und durch den einsetzenden Tidenstrom recht rasch erreicht werden kann. So wie heute Nacht.

Heute Morgen ist das Wetter so, dass man es durchaus als „kitschig“ bezeichnen kann. Eine herrliche Briste aus Ost, das Meer ganz leicht bewegt, das Atmen des Atlantiks ist spürbar, ein sanftes Auf und Ab der Dünung und Anegada zeigt sich im Morgenlicht von ihrer schönsten Seite. Ein schmaler, weiß leichtender Streifen trennt die Insel vom Meer, es folgt ein ebenso schmaler grüner Streifen, darüber ein scheinbar endloses Blau mit vielem, kleinen rundlich-weißem Wattebausch.


Wir gehen Anker auf, setzen die Segel und gehen Kurs Virgin Gorda. „So könnte es immer sein“, lacht Uschi am Weg in den Süden, „so würde ich auch um die Welt segeln.“ Wir bleiben in den British Virgin Islands, sagen ganz einfach nur Danke zum lieben Wind, zu den vielen kleinen Wellen, zur Sonne, zu den Regenschauern, die vor uns vorbei ziehen und zu den Menschen auf den Inseln, für alles was sie uns bisher gegeben haben, auch für die Selbstverständlichkeit der Integration.

Wir segeln vorbei an den beiden Inselgruppen Seal Rocks und Dog Islands, könnten noch stundenlang so weitersegeln, erreichen aber bald die St. Thomas Bay mit der schmalen aber gut betonnten Einfahrtsrinne, die uns zwischen den Riffen hineinführt in den Virgin Gorda Yacht Harbour.


„Jedes Mal wenn wir eine Marina anlaufen, scheint etwas nicht zu funktionieren“, stellt Uschi schon nach wenigen Minuten im Yacht-Harbour fest, weil das Batterieladegerät den Strom nicht so weiter gibt, wie es sein sollte, nämlich zu den Batterien. „Wir haben genug Strom“, stell ich nach erster vergeblicher Reparaturmühe fest.


Gemeinsam besichtigen wir die Anlage um den Yachthafen, der wieder einmal zum Rockefeller-Imperium gehört und der ebenso wie die Nanny Cay Marina als ein Liegeplatz für unsere Santina auf unserer Besichtigungs- und Anfrageliste steht. Der Yachthafen verfügt über Service- und Reparatureinrichtungen, hat Platz für rund 150 Schiffe, es gibt Wasser und Strom an den Liegeplätzen, die Duschen sind vorbildlich, ein Einkaufsladen ist im Areal, ebenso ein Schiffszubehörgeschäft, kleine Boutiquen und Souvenirläden und natürlich ein Restaurant und eine Bar, die Helmut und ich gleich nach unserem Anlegemanöver und der Anmeldung im Marina-Büro besichtigen. Das Bier in der Bar ist sehr gut. Alles in allem eine sehr familiäre Marina in einer sehr gepflegten Parkanlage.

„Auch die Taxifahrer sind sehr nett“, muss man alles vor erwähnte ergänzen, weil uns gleich der erste – William sein Name – am Abend ins Restaurant „Rock Cafe“ führt, wo uns der nächste William empfängt und wir bald zwischen Riesenfelsen und unter Palmen gleich neben einem rauschenden Wasserfalls sitzen. Eine Atmosphäre wie in einem karibischen Bilderbuch, die von den Klängen des Klavierspielers in der Piano Bar begleitet wird.

Zu Fuß geht’s zurück zum Yacht-Harbour, gegessen haben wir natürlich sehr gut, immer den Linksverkehr beachtend, die Schlichtheit der Häuser, alles umrahmt von unzähligen Geräuschen, ein Sternenhimmel zum Greifen nahe, endlich wieder karibischer Reggae, lautstark, bis in die Kojen, dann eine plötzliche Ruhe. „Schön ist es hier!“