Mittwoch, 28. Januar 2015

„BEEF ISLAND – JOST VAN DYKE – GREAT HARBOUR“

„Jetzt taugst dir“, lacht Uschi, wie wir unter Vollzeug am Sir Francis Drake Channel Tortola entlang segeln, die vorgelagerten Inseln an uns vorbeifliegen, weiter zwischen St. John und Little Thatch Island hindurchsegeln, später Great Thatch Island an Steuerbord liegen lassen, `unsere´ Buchten Watermelon Bay und Francis Bay auf St. John nochmals sehen, um dann hart am Wind Kurs Jost Van Dyke anzulegen. „Die Santina hat scheinbar eine ebenso große Freude wie ich“.




Wieder eine Insel, die nach einem niederländischen Piraten benannt ist und deren Einwohnerzahl sich seit dieser Piratenzeit nicht verändert hat. „200 Menschen leben hier, einschließlich jener, die der Welt nach hierher entflohen sind“, lesen wir im Reiseführer und auch, dass auf Jost Van Dyke der Arzt und Autor Dr. John Coackley Lettsom im Jahre 1744 geboren wurde, der nach seinem Studium in London auf die Insel zurückkehrte und hier eine medizinische Versorgung aufgebaut hat. 1.200 Weiße und 10.000 Sklaven zählten zu seinen Patienten.


Es ist wieder eine karibische Insel, die karibisches Gefühl vermittelt. In jeder Hinsicht. Schon bei der Ansteuerung haben wir die White Bay entdeckt, mit weißem Sandstrand, Palmen, bunten Hütten, später Great Harbour, den wir anlaufen, an eine der letzten Bojen gehen  und bald darauf dem Strand entlang spazieren, nachdem wir die einzige Dinghy-Passage gefunden haben, durch die man den Ort erreicht.


„Besser und schöner und netter geht´s nicht.“ Das leuchtende Meer, der feine Sand, Palmen zwischen denen Hängematten gespannt sind, Holzbänke mit Blick auf die Bucht, eine Sandstraße, ein paar verwitterte Holzhäuser, ein paar Steinhäuser, eine Kirche mit Friedhof, das Zollgebäude zum Ein- und Ausklarieren, eine Bäckerei, ein Anlegesteg für kleine Fähren, ein Steg für Dinghys. Und natürlich: „Foxy´s Bar!“



Jahrelang war Mr. Feliciana Callwood – wie Foxy mit seinem bürgerlichen Namen heißt – mit seinem Schiff in Europa auf Freiersfüßen unterwegs, lernte auf Gibraltar seine Frau Tessa kennen und kehrte später mit ihr nach Jost Van Dyke zurück. Hier gründete er seine Tamarind Bar, wo er seine Gäste unterhält und zu den herausragenden Persönlichkeiten der Insel zählt.  Musiker, Geschichtenerzähler, insulares Showtalent.


Wir besichtigen seine Bar, die voll geschmückt ist mit Flaggen vieler Nationen, Visitenkarten und Wimpel von Schiffen, die hier vor Anker lagen. Seit heute gibt es auch eine kleine Österreich- und eine Steiermark-Flagge bei Foxy´s.

Uschi und ich spazieren den Strand auf und ab, sehen bald die Manatees auf einer Bank im feinen Sand, das Sundowner-Getränk am Holztisch vom Restaurant „Ali Baba´s“. Ein guter Platz, um hinaus auf die Bucht zu sehen, in der Hängematte zu schaukeln oder das Ringelspiel kreisen zu lassen. Ein guter Platz auch, um feine Ribs und guten Fisch zu essen, alles wieder karibisch zubereitet. Man bewahrt seine Identität, man hat sich auf Jost Van Dyke noch nicht verkauft.







Schon lange suchen wir eine Conch Muschel, mit der man jene Töne erzeugt, die die Fischer in die Bucht hinausblasen, wenn frischer Fisch zum Verkauf am Strand angeboten wird. Alle unsere Versuche, mit selbstgetauchten oder gefundenen Muscheln dieses tiefe Tuten zu erzeugen, waren bisher vergeblich. Der Chef des Hauses zeigt uns eine solche Muschel und auch, wie man daraus Töne erzeugt. Er bringt all seine Geduld auf, mir die Technik des „Lippen stülpen und kurz und stoßweise wenig Luft reinblasen“ beizubringen, lächelt dann aber nur noch, fast ein wenig besorgt, wie sich mein Kopf immer mehr in Richtung Rot verfärbt, nur Luft und kein Ton aus der Muschel kommt, alle seine Mühen vorerst vergeblich sind und ich zu ihm abschließend sage: „Louis Armstrong.“


An Bord der Santina gibt es wieder sanfte Musik auf Virgin Radio, das Beobachten des Sternenhimmels, die Freude darüber, das Aufgehen des „Großen Wagen“ zu sehen, andere Sternenbilder und Planeten schon zu erkennen, wieder andere neue zu entdecken und das sanfte Wiegen der Ankerlichter der Schiffe zu sehen, die wie eine beleuchtete Berg- und Talbahn in der Bucht auf- und abschwingen. „Unser Zaccapa neigt sich dem Ende zu“, meint Uschi fast ein wenig traurig, schon lange nach „Sailor´s Midnight.“