Wir motoren die wenigen Meilen von Great
Harbour in den Osten von Jost Van Dyke, zu den vorgelagerten Inseln Little Jost
Van Dyke, Green Cay, Sandy Split und Sandy Cay, eine Inselgruppe, die
glücklicherweise in das Nationalpark-Programm der British Virgin Islands
aufgenommen wurde. Die Manatee liegt
hier vor Anker, Uschi und mir ist es ein wenig zu schwellig, wir besichtigen
das kleine unberührte Paradies von Bord der Santina
aus, sehen die weißen Strände, ein paar Palmen drauf, da und dort fast so etwas
wie ein botanischer Garten und gehen Kurs Little Harbour, nur wenige Meilen
zurück, in Richtung Westen.
Absolute Ruhe. Nur eine zweite Yacht liegt hier an einer Boje in der Garner Bay, ein anderer Name für die Bucht, deren Einfahrt einmal nicht betonnt ist, wo man aber doch recht gut die Riffs zu beiden Seiten der Einfahrtsrinne erkennen kann. Es ist nahezu windstill, der Ankerplatz wunderschön, umsäumt von agaven- und kakteenreichen Hügeln, am Strand unauffällig zusammengebaute Holzhütten mit einer Boutique und zwei Restaurants. Davor Holzterrassen, die bis zum Wasser reichen. Erst am späten Nachmittag laufen weitere Schiffe ein, darunter auch die Manatee.
Es ist ein „Auf-wieder-sehen-Tag“, ein
„Danke-sagen-Tag“. Vor allem an Angelika und Helmut, an die beiden Manatees. Das tägliche und oft
mehrmalige „Manatee von Santina“ oder umgekehrt auf Kanal 72
wird uns immer in Erinnerung bleiben, ebenso wie all das, was diese beiden
Schiffe in den letzten Wochen gemeinsam erlebt haben. Es war eine großartige
Reise! Curaçao, Bonaire, Puerto Rico, Culebra, St. Thomas, St. John, Tortola,
Norman Island, Virgin Gorda, Anegada, Marina Cay, Beef Island und Jost Van Dyke.
Da haben wir doch einiges unterbringen dürfen seit unserem gemeinsamen Start im
November 2014 in Curaçao. Da haben wir viele Gemeinsamkeiten entdeckt, da haben
wir viel Spaß gehabt, da haben wir unglaublich Schönes erfahren. Highlights in
unserem Segler-Leben.
Wenn man so lange täglich zusammen ist und
es am Ende des Tages immer nur Spaß und Freude gemacht hat, man den anderen
gesucht und auch gefunden hat, wenn Ziele immer die gemeinsamen waren und der
Respekt und die Eigenständigkeit für beide Crews dennoch immer gegeben war,
dann kann man abschließend nur sagen: „Danke, dass Ihr uns begleitet habt.
Danke für das gemeinsam Erlebte, das für immer verbindet. Es war wunderschön
mit Euch beiden!“
Das alles sagen Uschi und ich heute zu
Angelika und Helmut und alles kommt auch von Herzen zurück. Vorerst an Bord der
Santina, bei einem ausgezeichneten
Shrimps-Cocktail und mit Sekt, mit dem wir auf unsere gemeinsame Zeit anstoßen,
bevor sich beide Crews wieder auf ihren
eigenen Schiffen zurückziehen, um sich sozusagen „schön zu machen“ für den
gemeinsamen Abend in „Harry´s Place“, dem netten Restaurant am Ufer der Bucht.
Ich hab mich heute sogar rasieren müssen! „Wenn Angelika das sagt“, hat Uschi
zuvor gemeint.
„Kein Platz“, sagt mir die Dame im
Restaurant, „alles ist reserviert. Wir bekommen 16 Personen, alle kommen um
Lobster zu essen“. Erst als ich - fast ein wenig theatralisch - auf die enorme
Bedeutung des heutigen Abends für die beiden Crews hinweise, bekommen wir einen
Tisch, direkt an der Waterfront, in feinem Sand, mit Blick auf die Bucht und
die ankernden Schiffe.
Allein die Speisekarte macht Freude:
Ausschließlich lokale Gerichte werden angeboten. Lobster, Fisch, Conch,
Shrimps, Steak. Wieder haben wir Spaß mit der karibischen Leichtfüßigkeit mit
der Getränke und Speisen serviert werden, von der erfrischenden Natürlichkeit
der beiden Insulanerinnen, die den kleinen Laden in `karibischen Schwung´
halten, wo keine ihrer Bewegungen Stress und Hektik übertragen, sondern Ruhe
und Entspanntheit.
Uschi überreicht ein selbst gehäkeltes
Deckerl mit einem Schmetterling, ein kleines Danke an die große gemeinsame Zeit,
es gibt ein paar Zeilen mit „Steirisch-Rheinländischen- Wortbegriffen“, allen
voran „Sigst“ und „Passt schu“, was längst schon zum Wortschatz auf der Manatee geworden ist.
Wir denken zurück an die Überfahrt von
Bonaire nach Puerto Rico, an dieses gute Gefühl, nicht ganz allein da draußen
gewesen zu sein, immer ein Licht in der Nacht zu sehen, am Tag die Konturen der
Begleitung, am Funkt zu erfahren, dass auch beim Nachbar alles in Ordnung ist.
„Wir sehen uns in der Steiermark wieder“, steht längst schon vor diesem Abend
fest und möglicherweise auch noch morgen, auf Cooper Island, je nach Wind-,
Schwell- und Wetterlage.
An Bord der Santina sehen Uschi und ich die Lichter entlang der Nordküste von
Tortola, wenige reichen bis zu den Hügeln hinauf, wo sie zu den Lichtern der
Sterne übergehen. Der Mond nimmt immer mehr an Leuchtkraft zu, die See glänzt
silbrig. Wir freuen uns über die erlebte Identität auf der Insel. Auch das
macht die Stimmung gut. Wo anders stimmt es uns oft eher traurig, wie Kulturen
verloren gehen, wie man sich dem Neuen zu beugen versucht, was nicht immer gut
ist. „Jede Veränderung die nicht eine Verbesserung ist, ist eine
Verschlechterung.“