Donnerstag, 1. Januar 2015

„ISLA DE CULEBRA – DEWEY - AMERIKANER“

Wir sind in den Spanish Virgin Islands, auf Culebra, in der Ensenada Honda, ankern hinter der Cayo Pirata. Hier starten wir ins Neue Jahr 2015. Obwohl fast nichts getrunken, hab ich doch ein wenig Haarwurzelweh und jetzt auch ein wenig Kopfweh, wo in den frühen Neujahrsmorgenstunden unserer amerikanischer „Hinter-uns-Lieger“ auf Houston-Texas-Amerikanisch mir erzählen will, dass wir zu nahe an seinem Schiff liegen, er Bedenken wegen unseres Ankers hat und überhaupt, er und seine Gattin schlecht geschlafen haben.



In meinem besten Hochdeutsch-Englisch versuche ich, freundlich wie immer, dem Amerikaner klar zu machen, dass unser Heck rund 40 Meter vor ihm ist, rund 20 Meter von ihm seitlich versetzt, unser Anker bestens hält und ich zudem die ganze Situation im Auge behalten werde, was ihn scheinbar nicht sonderlich zufrieden stellt. „Amerikaner halt“, denke ich, wie Uschi und ich später vom Dinghy aus die Ankersituation beobachten um gleich darauf beruhigend Kurs Dinghy-Dock zu gehen.



„Rund 2.100 Menschen leben hier auf Culebra“, lesen wir im Hafenhandbuch und dass die Insel früher einmal die Brutstätte für Lederschildkröten war. Heute sollen sie nur noch vereinzelt auf der Insel gesehen werden. Der Ort hat uns gestern schon bei der Ansteuerung von Anblick an gefallen, ebenso wie die tief einschneidende Bucht, die im 16. und 17. Jahrhundert ein uneinnehmbares Piratennest war. „Cayo Pirata“, daher der Name der kleinen Insel.



Wir legen am Dinghy-Dock an, das einem Restaurant mit karibischem Flair vorgelagert ist, wo alle Segler mit ihren Dinghys anlegen und auch einkehren. Uschi und ich spazieren über die große Brücke, die aus allen Fremdenführern lacht, weil sie früher einmal eine Lift-Brücke war, die für zwei Fischer gebaut wurde und nach oben gehoben werden konnte, damit diese beiden Fischer von der Ensenada Honda durch einen Kanal zur anderen Seite der Insel fahren konnten. Schon lange ist sie außer Betrieb.



„Pueblo Viejo“ hat der Ort bis ins Jahr 1903 geheißen, bevor er vom US-Militär ein wenig näher an das Wasser gerückt und zugleich in „Dewey“, nach einem amerikanischen Admiral, umbenannt wurde.



Dewey ist ein kleines Dorf mit einem kleinen Platz. Fast nicht zu glauben, dass sich heute Nacht so viele Menschen hier versammeln haben können. Alles wirkt ein wenig ausgestorben, nur wenige Menschen warten auf die Fähre nach Puerto Rico. „Bist unrund“ fragt mich Uschi, wie ich schon nach wenigen Besichtigungsminuten immer mehr „zurück zum Schiff“ tendiere, weil mich die Worte unseres amerikanischen Segelnachbarn ganz einfach nicht in Ruhe lassen.



So wandern wir tatsächlich bald zurück zum Dinghy-Dock, wo sich jetzt Segler aus allen Nationen versammelt haben, wo es gut riecht, wo man bestimmt gut essen kann und wo die Stimmung als abenteuerlich-lustig zu bezeichnen ist. Alle sind überaus freundlich, manche sogar amerikanisch-freundlich. Unzählige, recht große Fische schwimmen vor den Dinghys. „Tarpon“ heißen sie, lesen wir später auf unserer karibischen Fischidentifizierungskarte nach, und, dass man sie nicht essen soll.



Wir sind auf der Manatee eingeladen. Es gibt Kaffee und ganz ausgezeichneten Kuchen und die Frage von Helmut: „Warum legst du dich nicht ganz einfach um, wenn dir das keine Ruhe lässt“, nachdem ich ihm die Heute-Morgen-Neujahrsgeschichte von unserem amerikanischen Nachbarn erzählt habe, was mich sogar bis zum Kuchenessen beschäftigt hat. „Das hat Uschi schon während dem Frühstück gesagt“, denke ich, sag es auch und fahr mit ihr gemeinsam zurück zur Santina. Anker auf, Liegeplatz verlegt, Anker runter, Anker hält, zurück zur Manatee.



„Jetzt liegen wir noch besser, jetzt liegen wir traumhaft ruhig“. Es gibt weiteren Kaffee und Kuchen, später den ersten Sekt und das erste Bier in diesem Jahr. Alles auf der Manatee. Was ein guter Ankerplatz doch ausmacht.