Eine ruhige Nacht in der Ensenada
Honda, wenige Schiffe in der Bucht jetzt am Morgen, nur eine leichte Brise und
eine sanfte Welle steht in die Bucht. Auch unser amerikanischer Nachbar ist
ausgelaufen. „Wir sind nicht die Einzigen, die heute die Bucht verlassen“, denken
Uschi und ich und freuen uns auf das Ziel St. Thomas. „Arbeitsbeginn“ denken wir
auch nach der ersten „Bürostunde“ am Morgen, die nur Erfreuliches mit sich
bringt. Dann gehen fast zeitgleich die Anker der beiden Schiffe Santina und Manatee hoch und beide laufen nach sehr schönen Tagen auf Culebra mit
Kurs US-Virgin Islands aus.
Zwar gibt es ein ausgezeichnetes
Tonnensystem hier in den Spanish Virgin Islands, im Gegenlicht der noch nicht
hochstehenden Sonne kann man jedoch schwer die grünen von den roten Tonnen in
der Ausfahrt unterscheiden. Zu dem kommt, dass die meist zusätzliche übliche
Kennung in Form von unterschiedlichen Tonnenformen hier scheinbar noch nicht
ganz eindeutig festgelegt ist und wir so tatsächlich bereits die zweite Tonne
als eine rote sehen und knapp aber doch an der falschen Seite vorbeifahren.
„Sehr viel Abstand und mehr als Platz genug zum Riff“, haben wir anschließend schnell
festgestellt und doch hat sich Uschi bei allen folgenden Tonnen nicht mehr auf
meine wahrhaftige Farbenblindheit verlassen.
Draußen war es dann so, dass man nicht
mehr von einer ruhigen See sprechen kann.
„Alles andere als schön“, trag ich ins Logbuch ein. „Wind aus Ost, Welle
gegen uns, Strom mit uns, Wetter schön, Kurs 90 Grad, Fahrt durchs Wasser 6 bis
6,5 Knoten.“ Zwischendurch haben wir fast so etwas wie eine Kreuzsee und der
Sail Rock, ein gut sichtbarer Felsen auf halben Weg zwischen Culebra und St.
Thomas, will und will uns nicht näher kommen.
Dann gibt es da draußen tatsächlich
noch kleine Fischerboote, die man in den Wellentälern fast nicht erkennen kann
und Fischerbojen, die die Fischer ausgelegt haben und an denen Netze hängen und
die man auch nicht unbedingt überfahren soll und dann sind wir doch recht froh,
wie wir nach einigen Stunden und nicht gezählten Salzwasserduschen in die Abdeckung
von St. Thomas kommen, sich alles etwas beruhigt und die wiederum gut betonnte
Einfahrt in Richtung Crown Bay Marina erreichen.
Viele Schiffe liegen vor der Insel
„Water Island“ an Bojen, eine wunderschöne Insel, die früher einmal ein
Militärstützpunkt war und jetzt ein Naturschutzgebiet ist, was zweifellos erfreulicher
ist. Rund 170 Menschen sollen auf Water Island leben und man sagt, dass es
solche sind, die in den ewigen Sommer geflüchtet sind.
Wir sehen unser Tagesziel vor Augen,
die Crown Bay Marina, ihre Einfahrt, ein Kreuzfahrer liegt an der Pier davor,
wir rufen die Marina, die lange nicht antwortet. Geduldig drehen wir unsere
„Einfahrtsgenehmigungskreise“ vor der Marina, wieder im Gleichklang mit der Manatee und erfahren endlich, dass viel
Verkehr in der Marina ist und wir warten müssen. Der „Viel Verkehr“ stellt sich
als ein Schiff heraus, das gerade angelegt hat und als ein weiteres, das gerade
getankt hat. Dann dürfen wir endlich das kleine Marinabecken befahren, bekommen
zwei Liegeplätze zugewiesen, die alles andere als passend sind, wo Uschi
schnell merkt, dass ich nicht ganz glücklich bin, wo wir dann aber doch
irgendwie so festhängen, dass ich ins Logbuch „Motor aus, fest Marina Crown
Bay“ eintragen kann.
„Du hast dich wie eine Spinne im
Spinnennetz festgehängt“ stellt Helmut admiralmäßig nach wenigen Minuten fest,
wo er doch auch dazu beigetragen hat, die Festmacherleinen so zu spannen, dass
sie ihrem Namen gerecht werden und die Santina
so sicher in dieser räudigen Box liegt, dass man das Schiff auch verlassen darf,
ohne das Gefühl zu haben, es ist nicht mehr da wenn man zurückkommt.
Nach und nach kommt immer mehr Freude darüber auf, auf St. Thomas zu sein. Nicht erst nach
dem herzlichen Empfang und unserer gleichzeitigen Anmeldung im Marina-Büro, den
ersten beiden Begrüßungsbieren im Marina-Restaurant und dem besten Mojito von
St. Thomas auf der Santina, den
wieder einmal Uschi gemixt hat und zu dem auch Helmut geladen war. Wir trinken
ihn und die nachfolgenden auf unsere erfolgreiche Ankunft in den US-Virgin
Islands, auf den Heiligen St. Thomas, nach dem die Insel benannt ist und auf
die Gesundheit von Angelika, der es heute schon wieder besser geht.