Wie angenehm, einmal etwas weniger Wind
zu haben, das Schiff in einem sicheren Hafen zu wissen, gut am Liegeplatz vertaut.
Es war eine ruhige Nacht, es ist ein
wunderschöner Morgen, wie Helmut und ich gleich nach einem ausgezeichneten
Frühstück mit seinem Dinghy den West Gregerie Channel um den Haypiece Hill
herum motoren, zur „Gas filling Station“, wo man seine leeren Gasflaschen
füllen kann. Die klassischen 3-Kilo Camping-Gasflaschen werden in den US-Virgin
Islands nicht abgefüllt, andere Gasflaschen mit US-Adapter schon, kann man
zusammenfassend festhalten.
Wir besuchen Charlotte Amalie, die
Hauptstadt der Insel, die vom Dänenkönig Christian V. zu Ehren seiner Gemahlin
Charlotte Amalie so benannt wurde. Das geschah im Jahre 1691. Zuvor war der Ort
eine kleine Ansiedlung, die man „Tap Hus“, das Bierhaus nannte. Wir fahren mit
einem der vielen Bus-Taxis, die laufend auf „der falschen Straßenseite“ halten,
weil es auf der Insel Linksverkehr gibt. Warum, kann uns keiner so recht
erklären. Nicht einmal die Geschichte, denn weder zu jener Zeit, als Christoph
Kolumbus die Insel auf seiner zweiten Reise in die Neue Welt im Jahre 1493
entdeckte, noch zur Zeit der Dänen, die die Insel im Jahre 1666 besetzten und
zugleich beschlossen, dass die Insel zu Dänemark gehört, gab es so etwas wie
eine Regelung des Verkehres, schon gar nicht jenen von Autos.
Das Taxi, eher ein offener Bus mit
einigen Sitzreihen auf einer gedeckten Ladefläche bringt uns ins Zentrum von
Charlotte Amalie, wo wir recht schnell im Getümmel von Duty-Free-Shops landen,
die alle in ehemaligen Lagerhäusern und Magazinen aus der Kolonialzeit untergebracht
sind. Ausgesprochen schöne Zweck-Bauwerke, die – wie wir lesen können – in den
letzten Jahrhunderten alle Hurrikans und auch Erdbeben schadlos überstanden
haben, wo ausschließlich Baumaterial von der Insel verwendet wurde und sich nur
selten Tonziegel unter die Steine mischen, die als ein Tauschmittel von Europa
den Weg auf die Insel fanden.
Uschi und ich spazieren die „berühmten“
99 Stufen hinauf zum mächtige Wachturm von Fort
Skytsborg, den man heute „Blackbeard´s Castle“ nennt, weil hier der gefürchtete
Pirat Edward Teach, genannt „Blackbeard“ mit seinen 14 Frauen gelebt haben
soll. St. Thomas war ursprünglich eine Pirateninsel, bevor der Hafen und die
gesamte Einfahrt nach Charlotte Amalie von den Kolonialmächten für die Schiffe
der europäischen Handelshäuser befestigt wurden.
Wir
haben herrliche Ausblicke von diesem „Gouvernment Hill“, wo des ehemaligen
Piraten Haus steht, auf die Stadt, den St. Thomas Harbour, zu Water Island und
Hassel Island und sehen schöne und vor allem gut erhaltene Wohnhäuser aus der
Kolonialzeit. Heute hat alles, was es etwas genauer zu besichtigen geben
könnte, geschlossen, weil ganz einfach zu wenige Kreuzfahrer, sogenannte
„Cruiser“, am „West Indian Cruise Ship Dock“ im St. Thomas Harbour angelegt
haben. Manchmal sind es bis zu sieben Kreuzfahrtschiffe, die hier und auch in
der Nähe unserer Crown Bay Marina anlegen und wo dann rund 25.000 bis 30.000
Menschen das Zauberwort der Insel nutzen, nämlich „Duty-free-Shopping.“
Auch
wir spazieren durch die engen Gassen zwischen den Lagerhäusern und Magazinen,
wo ein Geschäft an das andere gereiht ist, viele davon untereinander verbunden
sind und wo das zollfreie Warenangebot von Uhren über Diamanten, Schmuck, Foto-
und Filmkameras, Porzellan, Lederbekleidung, Schuhe, Parfum bis zu Unmengen von
Alkohol und Zigaretten reicht.
Es
ist alles ein wenig viel zu viel und wir sind froh darüber, bald wieder die Manatees zu treffen, die scheinbar
ebenso überfordert sind wie wir, an diesem Überfluss an Überfluss. Es gibt
Shrimps- und Chicken-Salad in solchen Mengen, die nicht konsumiert werden
können und später Eiskaffee im historischen Stadtteil, deren gesamte
Ausstrahlung wir dennoch genießen, bevor es wieder zurückgeht zu unseren
Schiffen.
Der
Supermarkt im Marina-Gelände hat alles, was sich das Seglerherz wünscht, zudem
eine so große Auswahl an Getränken, vor allem Weine, die man in besten
Weingeschäften oft nicht findet. Wir beschränken uns auf „heimische“
Getränkewahl und bald mixt Uschi an Bord der Santina den allerbesten Pinacolada, den wir in dieser Segelsaison
serviert bekommen haben.