„30 bis 40 Knoten Wind, Welle 3 bis 4
Meter, zwischen Dominica und Martinique und zwischen St. Lucia und Martinique
Wind- und Wellenwarnung. Ein gewaltiges Hoch über Amerika macht anständigen
Druck und bringt viel Wind. Wetter schön, Wind bis Mittwoch.“ Hugo hat wieder
einmal einen ausführlichen Wetterbericht und die ganze meteorologische Situation
im Karibischen Raum durchgegeben, zu einem „in der geschützten Bucht bleiben“
geraten und vor einem Auslaufen gewarnt.
Bei uns hat es recht viel Wind in der
Nacht und auch jetzt am Morgen gegeben, zudem ziehen laufend Regenschauer über
die Bucht, was dem ganzen Dasein eine herbstlich-karibische Stimmung verleiht
und wir schon in den Morgenstunden nahe daran sind, das reservierte Golf-Car
abzubestellen. Erst nach weiteren Regenschauern, die in diesen Breiten auch
kühlere Luft transportieren, nehmen wir endgültig von einem heutigen
Golf-Car-Ausflug Abstand.
„Kaum abbestellt, lächelt die Sonne“, denken
wir uns, wie wir bei strahlendem Sonnenschein wieder im Dinghy sitzen, zum Dinghy-Dock
fahren, Dewey und seinen Markt besuchen und schon bald wieder zurückkehren in das
gleichnamige Restaurant „Dinghy-Dock“ um zumindest einmal die immer wieder gutduftenden
Speisen selbst zu probieren. „Original Angus Beef“ steht auf der Speisekarte,
was letztendlich ein klassischer Burger ist, mit Käse überbacken, Zwiebel,
Pommes und Ketchup.
„Da schau ma bald aus wie …“ könnte man
nach dem ganz guten und vor allem sättigenden Essen sagen, wenn man so weiter
isst, tagtäglich, was wir nicht vorhaben. Die Manatees sind gekommen und gemeinsam fahren wir mit Angelika und
Helmut in einer Art öffentliches Verkehrsmittel in die Flamenco Bay.
Ein traumhaft schöner Sandstrand zieht
sich entlang der ganzen Bucht hier im Nordwesten der Insel, die nach Norden
offen ist und wo sich die Wellen des Atlantiks an den vorgelagerten Riffen
brechen. „Draußen geht’s ordentlich zu“, sehen wir jetzt am sicheren Strand,
der von türkisem Wasser umgeben ist. Kein Wunder, dass täglich sehr viele
Menschen hierher kommen, um entlang des Strandes zu spazieren, zu sonnen oder
zu schwimmen. Viele von ihnen kommen sogar mit der Fähre aus Puerto Rico.
Wir beobachten Pelikane. Echte Künstler
der Lüfte, wie sie ihre Kreise über den Fischschwärmen ziehen, bevor sie ihren
Schnabel nach untern neigen, die Flügel an ihren Körper schmiegen und
pfeilschnell in Richtung Beute ins Wasser stürzen. Oft wird der Sturzflug belohnt.
Später besuchen wir eine Terrasse von
einem der vielen Pavillons, die hier aufgestellt wurden und wo wieder Speisen
und Getränke aller Art angeboten werden. Wir beschränken uns auf Getränke,
bevor wir in den öffentlichen Bus mit dem Ziel Dewey einsteigen.
Lautstark wird im Bus Musik gespielt. Einige
Gäste singen ebenso lautstark mit, andere schmunzeln und lachen darüber. Es ist
eine lustige Busfahrt, die immer dann kurzfristig endet, wenn jemand gerade
irgendwo aussteigen will. Haltestellen gibt es nicht, außer der Endstation, am
Fähranleger in Dewey.
Bald sind wir wieder auf unseren
Schiffen. Uschi häkelt an der Verzierung von unserem Palmenblättern-Lampenschirm
im Cockpit, den wir in Bonaire von der Crew der Momo geschenkt bekommen haben, ich bring ein neues Ankerlicht zum
leuchten. Dann wartet Karaoke im Ort, was wir auf keinen Fall versäumen dürfen.
„Sonst wird man träge.“
Wir legen mit dem Dinghy im Kanal vor
dem „Hotel Mamacita“ an, dort, wo heute das Karaoke stattfinden soll, aber erst
ein wenig später, wie man uns freundlich erklärt, spazieren weiter in den Ort
und hören schon von weitem die wunderschöne Stimme einer Sängerin, die sich Emi
Joe nennt. Vor dem „Hotel Kokomo“ hat sie ihre Lautsprecherboxen aufgestellt
und singt jetzt, begleitet von ihrer Gitarre, die schönsten Lieder von John
Denver, Peter, Paul & Mary, Bob Dylan, den Beatles und anderen uns
bekannten Größen. Für Uschi singt sie ein Lied von Peter, Paul & Mary,
nachdem ihre reichhaltige Liederauswahl durchs Publikum gewandert ist.
Zurück im „Hotel Mamacita“ beginnt
gerade das Karaoke, wo wir plötzlich größte Bedenken haben, die bisher
gehörten, großartig vorgetragenen Ohrwürmer könnten von solchen Liedern
vertrieben werden, die einen noch die halbe Nacht unrühmlich begleiten,
beschließen wir unseren Rückweg zum Schiff. Es ist eine
recht feuchte Fahrt, wo uns doch die einen oder anderen Wellen nicht ganz
verschonen, die jetzt in die Bucht stehen, bei immer noch zunehmendem Wind.