Es war in den 1950er Jahren, als der amerikanische Milliardär Lawrence Rockefeller St. John zu ersten Mal aus der Luft sah und sofort beschloss, alles Land auf der Insel zu kaufen, was man nur kaufen konnte. Mit dem Ziel, die Insel in seiner ursprünglichen und noch unverdorbenen Form zu erhalten und einen Nationalpark einzurichten. Alles geschah nach seinen Vorstellungen: Im Jahre 1956 schenkte er die Hälfte der Insel der amerikanischen Regierung, die hier den "Virgin National Park" oder "St. John National Park" eröffnete und der wegen seiner Einzigartigkeit und Schönheit heute weit über den karibischen Raum bekannt ist.
Wir sehen viel von dieser Schönheit der Insel, am Weg nach Cruz Bay, der Hauptstadt von St. John, nachdem wir mit den Dinghys zum Strand motorten, alle fest um die klassische Palme gebunden und gesichert haben und jetzt auf den Bänken auf der überdachten Ladefläche eines Bus-Taxis sitzen. Laufend fahren diese Taxis von Cruz Bay meist mit Kreuzfahrttouristen zu den Stränden und zu den Aussichtsplätzen, die man immer wieder dort eingerichtet hat, wo man schöne Ausblicke auf die Buchten und die Inselwelt um St. John hat. Dazwischen scheint alles tatsächlich noch erhalten und unberührt zu sein. Ab und zu eine prunkvolle Einfahrt zu Privathäusern, die von Parkanlagen umgeben sind.
Die Nationalparkgrenze beschränkt sich nicht nur auf die stark gegliederte Insel mit seinen tropischen Wäldern, sauberen Bergbächen und mit Kokospalmen gesäumten Buchten mit feinem Sand, sondern bis hinaus auf die See, wo die Grenzen des Nationalparks mit gelben Tonnen markiert sind. Wir schauen hinunter auf die Francis Bay, sehen unsere Schiffe, die hier friedlich vor Anker liegen und sehen später das Johnson Riff, das tatsächlich eine recht große Ausdehnung hat und zweifellos nicht zu unterschätzen ist.
"Recht hügelig ist die Insel", stellen wir fest, wie wir Cruz Bay erreichen, das am gleichnamigen Hafen liegt und wo auch eine Einklarierungsmöglichkeit besteht, um in den US Virgin Islands einzuklarieren, wenn man "vom Ausland" kommt. Helmut und ich besuchen Customs und Immigration, während Angelika und Uschi beginnen, den Hafenort zu besichtigen.
"Man muss aus den US Virgin Islands nicht ausklarieren, wenn man zu den British Virgin Islands segelt, wohl aber einklarieren, wenn man wieder zurück kommt", ist die Antwort des freundlichen Immigration-Offiziers auf die Frage, welche Formalitäten uns erwarten, wenn wir demnächst zu den BVI´s weiter wollen und vor allem auch aus dem Grund, weil in den Hafenhandbüchern immer wieder vermerkt ist, dass die Strafen, welche die US Border-Protection verhängen, wenn man gegen das US-Einwanderungsgesetz verstoßt, erheblich sind.
Meist landet man dann mit seinen Personaldaten im Zentralcomputer der Einwanderungsbehörde, mit den entsprechenden Folgen bei späteren Besuchen von US-Territorium, was nicht empfehlenswert ist, wenn man es von vornherein verhindern kann. Hier in Cruz Bay soll jedenfalls das Einklarieren zweifellos die unbürokratischste Möglichkeit sein, wenn man in die US Virgin Islands kommt. "In Puerto Rico war es auch nicht kompliziert", können wir dazu nur anmerken.
Wir sehen, dass laufend Fähren aus St. Thomas in den kleinen Hafen einlaufen, mit jeder Menge Kreuzfahrttouristen an Bord, die einen Tagesausflug dazu nutzen, den Ort und die Insel zu besichtigen. Das Hafenleben ist spürbar, ebenso der Kreuzfahrttourismus, an dem sich einige der vielen Geschäfte orientieren, mit etwas mehr Qualitäts-Gefühl als in Charlotte Amalie auf St. Thomas und mit weniger Hektik.
Es gibt wieder alles, was man zur Versorgung braucht, auch einen kleinen Supermarkt, den wir besuchen, bevor wir in "Woodys-Seafood-Saloon" einkehren, der eher als ein kleines Cafe oder als eine Art Bar zu bezeichnen ist und wo augenscheinlich niemand daran vorbeigehen kann. Der Zufall will es, dass gerade die "World famous Happy Hour" begonnen hat, jene Zeit, wo Getränke zum halben Preis serviert werden.
Irgendwann muss man dann aber doch zurück in die Francis Bay, mit irgendeinem Taxi, wo die Taxifahrer nicht ganz so begeistert sind, in der Dunkelheit in das einsame Inselinnere zu einer noch einsameren Bucht zu fahren, weil sich um diese Zeit dort niemand finden wird, der mit dem Taxi wieder zurückfährt. Ein netter Taxifahrer bringt uns dann doch zurück, wir finden die Dinghys an ihrem geparkten Ort, die See ist ruhig und erst an Bord unserer Schiffe sind wieder die gewohnten Regenschauer da, von denen wir heute weitgehend verschont geblieben sind.