Freitag, 16. Januar 2015

"ST. JOHN - WATERLEMON BAY - RUINE ANNABERG - SCHNORCHELN"

"Da haben wir heute einen ganz schönen Stress", lächelt Uschi gleich nach dem Frühstück. "Wir müssen die ehemalige Zuckerplantage besichtigen, dann schnorcheln gehen, später zum Sundowner und am Abend Sterne schauen." Wir motoren mit dem Dinghy zum Strand und spazieren einen Trampelpfad entlang, der im Südwesten der Bucht inmitten von undurchdringlichem Grün angelegt ist.



Bis zum Annaberg Point, dem Scheitel der Bucht zur Leinster Bay, haben wir herrliche Ausblicke auf die hügelumsäumten Buchten, die ankernden Schiffe und auf schöne Schattierungen des Wassers. Ein kleiner Weg führt uns hinauf zur Ruine Annaberg, wo noch Reste einer ehemaligen Zuckerfabrik zu sehen sind. Mühle, Backofen, Zisterne und Melasse-Bottiche sind recht gut erhalten, von den ursprünglichen Behausungen der Sklaven sind nur noch Steinfragmente übrig geblieben.




Es ist schon und immer wieder unglaublich, wo man in diesen Jahrhunderten der europäischen Eroberungen und des sogenannten Dreieckshandel etwas errichtet hat lassen, welche für uns unvorstellbare Mühen damit verbunden waren und was letztendlich zur Ausbeutung der Inseln führte. Unweigerlich wird man in diese Zeit zurückversetzt, wenn man die Bauten sieht und sich auf diesem historischen Boden bewegt.






"Dort unten haben die Karavellen einmal geankert und den Rum gebunkert", denken wir, wie wir auf die Bucht hinuntersehen, "The Narrows" und die Einfahrt nach "Soper´s Hole" auf Tortola erkennen können und auch Jost Van Dike sehen, mit seinen weißen Sandstränden und der Bucht Great Harbour, mit der sehr bekannten "Foxy´s - Tamarind Bar".



Wir lesen auf einer der vielen Informationstafeln, die nicht nur entlang des Wanderweges sondern auch hier vor den Ruinen der einzelnen Gebäude aufgestellt sind, dass der Name der "Annaberg Sugar Mill" vom Plantagenbesitzer und Zuckerfabrikanten William Gottschalk stammt, der in Annaberg im Erzgebirge geboren wurde und ihr diesen deutschen Namen seines Geburtsortes gegeben hat. Der Name taucht erstmals auf der sogenannten "Oxholm-Landkarte" von 1780 als eine von ehemals 25 Zuckerfabriken auf, die es früher einmal hier auf St. John gab.



Es ist ausgesprochen schön hier auf St. John. Gedanklich muss man sich bei Herrn Rockefeller bedanken, seine Naturparkwünsche sind erfüllt, so sollte es bleiben, an Land und auf See.





Kaum beim Schiff, geht's schon wieder ins Dinghy und mit diesem und vielen Tauchutensilien zur Insel Waterlemon Cay, wo auch ich mich heute vom Unterwasserfieber von Uschi und Angelika anstecken hab lassen und - zugegeben - es wahrlich nicht bereut habe. Besser gesagt, es war fantastisch!

Eine derartige Vielfalt an Korallen hab ich noch nie gesehen. Dazu das Licht der Sonne, eine leichte Strömung, alles hat sich sanft gewiegt, alles war so friedlich, selbst die Fische haben absolut keine Notiz von meiner Unterwasseranwesenheit genommen, an den Korallenköpfen geknabbert oder sind vor meiner Taucherbrille vorbeigeschwommen. Conch Schnecken, grüne Seeschildkröten mit Pilotfisch (Schiffshalter), sehr gut getarnte Rochen am Sandboden, Seesterne in verschiedensten Farben und unzählige sonstige kleine und große, bunte und gestreifte Fische. Auch Muränen und Barrakudas. All das gibt es hier vor Waterlemon Cay.




In der ganzen Begeisterung darüber hab ich fast vergessen zu filmen und wenn, dann in den Pausen zwischen den Aufnahmen, weil das mit dem Unterwasser-Knöpfe-Drücken nicht ganz funktionierte. Vielleicht war doch etwas Aufregung dabei.




In jedem Fall dürfen wir die tollen Bilder von Angelika verwenden, "ohne Copyright, ohne empfindliche Klagen nach US-Recht, ganz einfach nur verwenden", hat sie später gemeint, wie sie zu Helmut ins Beiboot geklettert ist, ebenso wie Uschi in unseres, weil unsere beiden Damen noch etwas länger unter Wasser ausgeharrt haben als wir.




Kaum gibt's Fragen zur Schiffstechnik oder das eine oder andere kann nicht mit Eigenverständnis repariert oder wieder in Gang gesetzt werden, tönt der Ruf aus der Karibik hinüber nach Europa, nach Österreich, nach Lufftenberg bei Linz, zu Tommy Palmetshofer, der offensichtlich immer und von überall erreichbar ist. Wie gestern und heute, wo Helmut und auch ich sehr heikle Fragen zur Schiffselektronik hatten, um die er sich bewährt wie immer gekümmert und heute auch zur Zufriedenheit aller beantwortet hat. Das ist jetzt keine Werbung für Palmetshofer-Nautic (www.palmetshofer-nautic.at), der vor Jahren unsere Santina so gut für die Langfahrt ausgerüstet hat und seit damals immer dann an Ort und Stelle war, wenn wir nicht mehr weiter wussten, das ist eine reine Fahrtensegler-Feststellung. "Wir werden uns in Tulln auf der `Boot´ wiedersehen Tommy."

"Morgen geht's von den US-Virgin Islands zu den British Virgin Islands, sozusagen von Amerika nach Großbritannien", beschließen wir an Bord der Manatee, beim täglich erforderlichen und so auch schon traditionellen Sundowner, noch bevor wir den sternenklaren Nachthimmel erkunden, mit Freude Konstellationen, Planeten und Sterne erkennen, Ehrfurcht haben und Freude zugleich über dieses immer wieder dankbare "Wo wir sind!"