Sonntag, 11. Januar 2015

"ST. THOMAS - ST. JOHN - FRANCIS BAY"

Für 48 Tonnen Gold haben die Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1917 St. Thomas von Dänemark gekauft. Das entsprach einem damaligen Wert von rund 25 Millionen Dollar. St. Croix und St. John, das wir heute besuchen wollen, waren auch dabei. Alles hatte natür-lich einen wirtschaftlichen und strategischen Hintergrund, zudem kam die Angst, dass sich deutsche U-Boote in diesem Inselreich verstecken und Angriffe gegen die USA führen könn-ten und man außerdem die Kontrolle über die Karibik und in Richtung Panamakanal gewinnen wollte.

Wir besuchen das Marina-Büro, bezahlen unsere Liegeplätze in der sehr teuren Marina und laufen bald aus mit Kurs St. John. Es ist schon recht windig heute, ab und zu ein kleiner Re-genschauer, von denen wir dann aber doch verschont bleiben, am Weg durch den East Gre-gerie Channel zwischen den Inseln Water Island und Hassel Island hinaus auf die Karibische See.


Wind gegen uns, Welle gegen uns. Der Weg von West nach Ost ist mühsam in der Karibik, was bestimmt nichts Neues ist. Bald haben wir die Capella Islands Steuerbord querab und gehen Kurs in Richtung der beiden Inseln Great St. James Island und Little St. James Island, wo wir durch die enge Passage "Current Hole", zwischen Great St. James und dem südöstli-chen Ende von St. Thomas hindurch motoren. Vom Strom, der einem hier mit bis zu 4 Kno-ten entgegenstehen oder begleiten kann, sind heute gerade einmal 0,5 Knoten ablesbar und so sind wir auch recht schnell im Pillsbury Sound, wo wir schon gut die Westküste von St. John und die Cruz Bay mit der gleichnamigen Hauptstadt sehen können.


"Schön ist es hier", stellen Uschi und ich schnell fest, mit Kurs in Richtung Winward Passage, vorbei an den Inseln Steven Cay und Two Brothers, bevor der Wind und auch die Wellenhö-hen zwischen Lovango Cay und den Durloe Cays noch einmal recht ordentlich zulegen. Weiträumig umfahren wir das großflächige Johnson Reef, vor dem außergewöhnlich oft in den Hafenhandbüchern gewarnt wird und hinter dem die schönen Buchten Hawksnest Bay, Trunk Bay und Cinamon Bay liegen. "Gut betonnt ist hier alles in Amerika", stellen wir nach dem Umrunden der äußersten gelben Tonne fest, jener, die den nördlichen Bereich des ge-fährlichen Riffs markiert und zugleich unser Wegpunkt für die Ansteuerung in die Francis Bay ist.


"Das sieht gut aus, das sieht sogar sehr gut aus", freuen wir uns beim Anlaufen der Bucht, die weiträumig und gut geschützt vor uns liegt, von Mary Point im Norden und America Point im Süden reicht und von grünen Hügelketten umrahmt wird. "Die Francis Bay ist der Lebens-raum vieler Seeschildkröten, der `Green Sea Turtles´, die hier am Meeresboden ihre so be-liebte Nahrung finden, das `Turtle Grass´", lesen wir im Hafenhandbuch, nachdem wir die Santina an einer Boje angehängt haben.

Ankern ist in der Bucht zum Schutz der Unterwasserwelt verboten, und darum hat hier das US National Park Service, kurz NPS genannt, insgesamt 29 Bojen ausgelegt, an denen man festmachen kann und muss. Die Bojen, ihr Tauwerk und die Festmacherösen, an denen man seine eigenen Festmacher durchziehen muss, sehen vertrauensvoll aus. Bald nach uns lauft die Manatee in der Francis Bay ein, nachdem Helmut und Angelika einen etwas anderen Kurs wie wir gegangen sind, zwischen Johnson Riff und der Küste von St. John, was auch möglich und bestimmt ein wenig ruhiger ist, als die Umfahrung in der Winward Passage.



Die Bojen sind nummeriert und nach dem Anlegen muss man zu einer sogenannten "Drop Box" fahren, die auf einer Holzplattform steht, die wiederum in der Mitte der Bucht vor Anker liegt und in der sich in einer wasserdichten Schachtel ein Kuvert mit einem Zettel befindet, auf dem Schiffsnamen, Ankunftszeit und voraussichtliche Abfahrtszeit eingetragen werden müssen. In dieses Kuvert legt man das Geld für die Bojen-Benützung und wirft es in einen Briefkasten, neben der Drop Box, nicht jedoch, ohne zuvor den Bestätigungsabschnitt vom Kuvert abgetrennt zu haben, der dieselbe Nummer wie jene am Kuvert aufweist. 15,-- US-Dollar kosten die Bojen je Nacht, die vom NPS ebenso gewartet werden, wie der Geldbrief-kasten und wo während dieser Wartung zugleich ein wachsames Auge auf die Schiffe geworfen wird, ob sie bezahlt haben oder nicht. "Iron Ranger" sagt man zur ganzen Anlage auch.


Helmut und ich haben gemeinsam diesen Ausflug mit seinem Dinghy unternommen, weil er mit diesem "Bojen-Benützungs-Formalitäten" schon vertraut ist, alles, nachdem der erste Regenschauer über die Bucht gezogen ist und bevor der nächste und der übernächste und viele weitere die Schiffe von den Salzkrusten des heutigen Tages befreien. Zwischendurch klettert der Windmesser auf 30 Knoten und wir haben beide unsere Schiffe mit einer zusätz-lichen Leine an den Bojen gesichert.

"Es herbstelt in der Karibik", stellen wir an Bord der Manatee fest, wo Uschi und ich nach Sonnenuntergang zu einem "Gut-Angekommen-Bier" eingeladen sind, bei vorausschauen-den Aktivitäten auf St. John, das wie ein `ungeschliffener Smaragd im tiefblauen karibischen Meer´ liegen soll. "Morgen soll jedoch ein Urlaubstag sein", legen wir gemeinsam fest, mit ausgiebigen Feiern zu Uschis Geburtstag und laufenden Beobachtungen der Festigkeit von Bojen und Leinen, weil wieder einmal noch mehr Wind angesagt ist.