Es war absolut windstill in der Nacht, eher selten hier in der Karibik. Die Schiffe sind geschwojt, der Himmel war sternenklar, nur ein einziger kurzer Regenschauer hat diese Ruhe gestört. Noch einmal fahren wir zu Pusser´s Landing, bunkern das Vergessene und gehen Kurs Norman Island.
Steuerbord Little Thatch, Backbord Frenchman´s Cay, gegenüber St. John, ein ruhiger Sir Francis Drake Channel erwartet uns. Der englische Seeheld würde sich freuen, wenn er sehen könnte, wie ruhig wir über sein nach ihm benanntes Gewässer gleiten. "Wenn´st genug für die Krone erbeutet hast, wirst geadelt," ist nicht ganz richtig, wenn man das Leben des ehemaligen Piraten in kurzen Zügen beschreiben will, der in den Jahren um 1572 einige spanische Silberflotten kaperte, als erster Engländer von 1577 bis 1580 die Erde umsegelte und bald darauf die spanische Armada vernichtete, beim Versuch England anzugreifen. Man sagt, dies war auch der Grund, weshalb ab dieser Zeit England für Jahrhunderte zur Seemacht wurde.
Bald tauchen Flanagan Island und Pelican Island auf, wo wir auf unserem Weg wieder mehrmals die Grenze zwischen Amerika und Europa überqueren, sehen die schöne Felsenformation "The Indians" und schon lange voraus Norman Island.
Dass hier überall einmal das zu Hause von "verdienstvollen" Piraten war, beweist auch diese Insel die nach Herrn Norman benannt ist und wo man angeblich die Bucht als eine Kulisse für Robert Luis Stevensons "Schatzinsel" verwendete. Wir laufen die Bucht "The Bight" an, gehen wieder an eine Boje und versetzen uns kurz in die Zeit der Piraten und in jene der Schatzsucher, die es hier heute noch auf der Insel geben soll, weil man einmal das vergrabene Beutegut einer spanischen Galeone gefunden hat. Gold.
"Die Jungs haben nicht nur gewusst wo es sicher ist, sie haben auch gewusst wo es schön ist", freuen wir uns über diesen Ankerplatz und beschließen, den verbleibenden Tag als eine Art "Badetag" zu begehen, ein wenig das Unterwasserschiff der Santina zu besichtigen und zu pflegen und um auch unsere nächsten Ziele abzustecken.
"Voll betrunken und ziemlich laut", lautet die Kurzdiagnose von Helmut nach seiner Besichtigung des Piratenschiffes "Pirates Bight Restaurant", das hier in der Bucht vor Anker liegt und das wir gemeinsam besuchen wollten. So setzen wir unter dem Motto "an Bord ist es am schönsten" unser bewährtes Sundowner-Treffen mit den Manatees auf der Santina fort, besprechen unsere gemeinsamen nächsten Ziele und freuen uns heute schon auf Virgin Gorda, die "fette Jungfrau", die wieder einmal Christoph Kolumbus so uncharmant benannte, weil ihn die Silhouette der Insel an eine auf dem Rücken liegende Frau erinnerte. "Schaun wir mal, dann werden wir sehen."