„Jetzt genießen wir noch diese wenigen Tage
in den wunderschönen, `amerikanischen´ BVI´s, dann wird uns bestimmt die
Entscheidung leichter fallen, wo und wann wir das Schiff wo und wie lassen und
vor allem, wie es wieder zurück nach Europa kommt.“ Unter diesem Motto laufen
wir aus dem Virgin Gorda Yacht Harbour aus, setzten die Segel und gehen Kurs
Marina Cay, zu einer kleinen Insel im Osten von Tortola.
„In einer Woche hab ich hier segeln
gelernt“, hat uns noch am Morgen voll Stolz unser englischer Nachbar erzählt,
der mit seiner Freundin völlig alleingelassen auf einem Charterschiff hier
seinen Segelurlaub verbringt. Jetzt, am Sir Francis Drake Channel, sehen wir
auch, warum das alles so schnell geht. „Die haben alle absolut keine Ahnung!“
kann man abschließend nur unberuhigt feststellen, wenn man die Segelmanöver mancher
Chartercrews sieht, die im Wochenendkurs segeln gelernt haben, ihre
Segelstellungen und vor allem die Vor- und Nachrangregeln berücksichtigt. „Müss´
ma halt a bissl mehr aufpassen“, meint Uschi nur. „Is eh wenig Wind.“
Wir gehen vor der kleinen Insel Marina Cay
an eine Boje. Wieder eine Idylle wie im Bilderbuch, ein echter Inselwinzling,
ein Ankerplatz geschützt durch vorgelagerte Riffe, eine Parkanlage, weißer
Strand, ein Häuschen, ein Restaurant, ein paar Zimmer.
Im Jahre 1930 hat das amerikanische Ehepaar
Robb und Rodie White die Insel gekauft, das kleine Häuschen am Hügel errichtet
und im Laufe der Jahre dort ein paar Zimmer ausgebaut. Im Restaurant am Strand
zeigt eine Bildergalerie die Geschichte des Ehepaares, das auch ein Buch über
ihr Leben auf Marina Cay geschrieben hat. „Two On the Isle“.
Uschi und ich besuchen die Insel, den
Strand, die Parkanlage, die Hütte, das Restaurant und beschließen bald, wieder
einmal die heimische Bordküche zu verwenden, um nicht ganz den amerikanischen
Essgewohnheiten zu verfallen. Später gibt es eine Einladung zum Sundowner vom
Katamaran „Tohuus“, zu dem uns Helmut `eingeladen´ hat, nachdem er wieder
einmal „wassertretend“ in der Bucht Kontakt zu seinen Nachbarschiffen
aufgenommen hat.
Das sehr sympathische deutsch-amerikanische
Ehepaar hat eine solch unfassbare Segelgeschichte zu erzählen, die es vor genau
einem Jahr 300 Seemeilen vor der amerikanischen Küste erlebt hat und die man
nie und nimmer selbst erleben möchte. Stürme, Wellenberge, Hubschrauber, Schiffsverlust.
Ein Albtraum. „Wir waren sogar in den News“, sagt der Skipper, immer noch ein
wenig kopfschüttelnd.
Der Abendhimmel während dem Sundowner über
Great Camanoe war dann wieder so beeindruckend, dass wir alle feststellen, dass
uns dieses besinnlich-nachdenkliche Beobachten der untergehenden Sonne immer
wieder von neuem fasziniert. „Schön ist sie, unsere Erde.“
Wir erholen uns von den schaurigen Segel-Erzählungen
an Bord der Manatee, bei einem sogenannten
„Absacker“, was gleichzusetzen ist mit einem gut gekühltem Bier und einem ebenso
gut gekühltem Gläschen Wein, verbunden mit fast nicht zu Ende gehenden
Gesprächen über all jene Dinge, die dieses Fahrtenseglerdasein auch so schön
macht. Meist sind es die Ehrfurcht und der respektvolle Umgang mit Menschen und
der Natur. Aus einem Absacker sind heute doch mehrere geworden. Wir tragen ins
Logbuch ein: „Es ist traumhaft schön hier!“