„Ein bisschen Amerika kann nicht schaden“,
denken wir uns bei unserem Frühstück im `Starbucks´ „und außerdem ist die
Kaffee- und Teehauskette nach dem Steuermann in `Moby Dick´ benannt“, was wiederum
keine Entschuldigung sein sollte, sondern eher ein bisschen mit Seefahrt und
Seefahrtromantik in Verbindung gesetzt werden kann.
Man kann nur staunen und hält vieles nicht
für möglich, dennoch ist es Realität, was hier zehntausende von Sklaven für die
Spanier errichten haben müssen, um die Stadt San Juan und so auch die gesamte
Insel Puerto Rico vor Angriffen von Piraten und sonstigen Freibeutern zu
schützen. Uschi und ich besichtigen das Fort San Cristóbal, neben San Felipe del Morro die zweite
gewaltige Festungsanlage von San Juan, die die Stadt in Richtung Land schützen
sollte.
Es ist die größte aller
Befestigungsanlagen, die von den Spaniern in der sogenannten Neuen Welt
errichtet wurde. Meterdicke Mauern, großartiger Städtebau, wenn leider auch nur
für militärische Zwecke, gute Ausstellungen und historische Rückblicke
begleiten uns am Weg durch die Anlage, wo man schnell erkennt, wie wichtig die
Lage der Insel hier im Norden der Karibik für das spanische Imperium in den
frühen Jahren ihrer Entdeckungsreisen war. Eine Art Schlüsselstelle im Zuge der
Eroberungen und Kolonisation während des sogenannten Dreieckshandels, ein
Militärstützpunkt bei vielen Kriegen und ein Zwischenlager des Geraubten und
Geplünderten aus Kuba, Mittelamerika und den nördlichen Landstrichen
Südamerikas auf dem Rückweg nach Europa.
Wir sehen die ehemaligen Unterkünfte der
Soldaten, die Munitionslager, Verpflegungsstätten und übersichtlich
dargestellte Zeichen- und Bilddokumente über diesen Dreieckshandel bis hin zu
Zahlen und den Ausmaßen des transatlantischen Sklaventransfers, was traurig
stimmt und immer wieder fassungsloses Kopfschütteln verursacht: In einem
Zeitraum von 350 bis 400 Jahren sind rund zehn bis zwölf Millionen
Schwarzafrikaner lebend in der Neuen Welt angekommen, davon mehr als die Hälfte
auf den karibischen Inseln. Bedenkt man,
dass nur jeder Vierte der versklavten Menschen die Überfahrt über den
Atlantischen Ozean überlebte, dann liegt die Dunkelziffer der Verschleppung in
noch höheren Dimensionen.
Alles in San Juan dreht sich dem Grunde
nach um die beiden Festungen und um die Altstadt, Old San Juan, einem UNESCO
Weltkulturerbe. Wie viele andere Stadtgründungen in den Kolonialzeiten ist auch
Old San Juan rechtwinkelig angelegt und so auch recht schnell erleb- und
erkundbar. „Jetzt kennen wir uns schon aus“, freuen sich Uschi und ich während
dieser zweiten Stadtbesichtigung, wo wir immer wieder bauliche Verwandtschaften
mit Cartagena de Indias oder auch mit Santa Marta in Kolumbien feststellen.
„Uschi, wo wir sind“, lache ich meine Crew vor der Poollandschaft sitzend an: „Alles haben wir mit der Santina entdeckt.“ Dann schauen wir beide hinaus auf den Atlantischen Ozean, wo es viel Wind gibt, was uns heute aber nicht sonderlich stört. Wir besuchen wieder `unser´ Restaurant mit Meerblick in Condado, wo man uns schon kennt und schnell zwei hausgemachte Mojito serviert.