Mittwoch, 13. Mai 2015

„PALMA DE MALLORCA – SINGELGRACHT - REAL CLUB NAUTICO DE PALMA“


Noch am frühen Morgen verfolgen wir noch einmal  die Reiseroute der Singelgracht, die wie ein offenes Buch am iPhone-App „Marine Traffic“ ablesbar ist. „Man weiß immer und überall wo man ist“ stellen wir fast ein wenig besorgniserregend fest, meinen aber auch, dass die AIS-Einrichtung fast besser als das Radar ist, weil man die Schiffe auch nach dem Namen rufen kann, wenn sie einem auf offener See gefährlich nahe kommen. „Wir haben nichts zu verbergen.“

Uschi und ich spazieren die Avenida Gabriel Roca entlang, an der sich eine Marina an die andere reiht. Vom kleinen Fischerboot bis hin zu den Luxusyachten liegt alles hier an den unzähligen Stegen und Moorings friedlich vereint. Wir frühstücken in einem Straßencafé an der Promenade, warten auf Toni Horrach, der uns pünktlich mit seinem Auto abholt und wir gemeinsam weiterfahren in das Zollgelände, wo das große Wechselspiel des Be- und Entladens der großen Frachter seinen Lauf nimmt.

Alles wird problemlos durchfahren, die Customs, die Immigration, der Hafenkapitän, es gibt keine Kontrollen nur ein freundliches Winken zu Toni. Dann sehen wir sie wieder, die Singelgracht, die wir scheinbar erst vor wenigen Tagen auf St. Thomas das letzte Mal gesehen haben. Problemlos ist sie über den Nordatlantik gepflügt, Gibraltar angelaufen, jetzt Palma und schon bald wird sie wieder ihre nächsten Hafenstädte anlaufen. Entladen, verladen.


Uschi und ich bekommen Helme und orange „Visitor-Westen“. Wir tragen uns in das Besucherbuch des Frachters ein, gehen an Bord und beobachten das erste Entladen eines Katamarans. Dann sehen wir die Santina, unsere Santina, die gut angekommen ist. Hinter ihr steht ein weiteres österreichisches Schiff auf der riesigen Ladefläche der Singelgracht mit einem Pärchen an Bord. Die beiden waren auch in der Karibik. „Ein paar Monate waren genug“ rufen sie zu uns herüber, wie Uschi und ich bereits an Bord waren, um das Schiff für die Entladung klar zu machen. „Es hat uns da drüben nicht gefallen“, meinen sie. Wir fragen nicht weiter, lösen das Achterstag und die Dirk, bringen Fender aus. Wieder steigt die Spannung bis sich endlich der große Kran über die Santina neigt, die von ihren Leinen und Blöcken befreit wird und bald spektakulär über der Ladeplattform und dem Hafenbecken schwebt.



Dann dürfen wir wieder an Bord unseres Schiffes, was einer Überwindung gleichkommt. Höhenängste gepaart mit der Sorge, zwischen den Schiffen entlang der Bordwand ins Wasser zu fallen. Alles gelingt mit vereinten Kräften, dann gleiten wir der orangen Bordwand entlang in Richtung Hafenbecken, berühren bald Mittelmeerwasser. Leinen lösen sich, der Motor springt nicht an, dann endlich doch und langsam entfernen wir uns von diesem scheinbar unendlich großen Frachter, der immer kleiner wird und bald schon Geschichte ist.



Noch im Hafenbecken werden Achterstag und Dirk angeschlagen. „Spät aber doch“, meint Uschi. Es ist windstill wie wir unseren neuen Liegeplatz anlaufen, begleitet von den Marina-Jungs, die uns bald die Moorings bereithalten. Alles klappt perfekt. Jetzt sind wir in Palma  angekommen, in jener Marina, die wir am 15. August 2007 um 19.45 das erste Mal angelaufen sind, am Weg von Kroatien in Richtung Karibik! Uschi und ich haben noch die Bilder vor uns, die sich damals vor uns aufgetan haben.

Wir melden uns im Marinabüro an, fragen zum ersten Mal nach einem Winterliegeplatz in dieser Stadt und bekommen ihn zu unserer großen Freude und Überraschung bereits ab September. Wie überall auf der Welt führt ein erster Weg in einem neuen Hafen meistens zu einem Yachtausrüster. Uschi und ich besuchen den perfekt sortierten Marinashop, finden eine Kühlbox für unser Mojito-Eis und ein intaktes Stromverlängerungskabel. An Bord der Santina bauen wir unsere Stromanschlüsse auf „Europa“ um, waschen Wäsche, reinigen das Schiff das erste Mal. Im Gedanken sind wir immer noch nicht ganz angekommen.




Später besuchen wir Palma, essen Tapas, trinken Caipiriña, hören Live-Musik im Yachtclub. Es ist schon nach Mitternacht. Die lang andauernde Helligkeit täuscht unser immer noch karibisch-denkendes Zeitgefühl. Von San Juan nach Palma. Von einer ehemals spanischen Kolonie nach Spanien, von einer schönen Stadt in die andere. Gesund und glücklich angekommen. Das sind die guten Seiten des hier und da.