Wie viele Kolonialstädte der Spanier ist auch San Juan nahezu rechtwinkelig
aufgebaut. Entlang der engen Gassen stehen wunderschöne Kolonialbauten, meist
bunt bemalt und zum Teil mit reichhaltigen Verzierungen geschmückt. Eine neue
alte Welt in die wir eintauchen, hinaus auf die große Wiese spazieren, dem
grünen Vorfeld der Festung Felipe El Morro, mit deren Bau man im Jahre 1539
begonnen und rund 250 Jahre lang daran weitergebaut hat.
Von überall hat man herrliche Ausblicke auf den Atlantik, der
heute mit weißen Schaumkronen übersät ist und wo wir schnell wieder an unsere Santina denken müssen, die da draußen
auf der Singelgracht in Richtung
Europa unterwegs ist.
„Unglaublich, wie viele Ländereien die Spanier einmal besessen
haben“, denken wir uns, wie wir die Landkarten seit den Entdeckungsreisen des
Christoph Kolumbus bis zur Jahrhundertwende im Museum der Festung sehen. Nahezu
die gesamte Karibik, Südamerika, Mittelamerika und der Süden von Nordamerika
zählte zu den Kolonien, was bis zum spanisch-amerikanischen Bürgerkrieg im
Jahre 1898 immer weniger wurde und wo kurz danach die spanischen Besitztümer
endgültig von den Landkartenverschwunden sind.
Geblieben ist die spanische Architektur, der Städtebau, großartige Festungsanlagen wie jene hier in San Juan, Zeugen der Macht und des Reichtums, der Gier nach Gold und Geld, Erinnerungen an harter unmenschlicher Sklavenarbeit.
Wir besuchen wieder die Altstadt mit seinen vielen Geschäften und Innenhöfen, wo sich meist urgemütliche Restaurants angesiedelt haben, wo wir in eines davon einkehren und bald darauf auf „unsere“ Conchita Wurst angesprochen werden, wie man uns als Österreicher erkennt. Es ist nicht das erste Mal, dass man uns hier nach unserem Song Contest Gewinner fragt, wo Menschen seine Siegerliedballade summen und seinen Namen mit nach oben gestrecktem Daumen unterstreichen.
„Ladys-Mojito-Night“ steht am Abendprogramm in einem der vielen Hotelbars, was wir natürlich auch nicht versäumen dürfen, nachdem wir zuvor den frühen „Wein & Käste Nachmittag“ genossen haben und zugleich im Hotel auch jene Dinge erledigen dürfen, die unter „ein wenig Büroarbeit“ einzureihen sind, wenn man schon guten Internetzugang hat. Auch unser spanischer Agent in Palma hat uns geschrieben. Die einen oder anderen Dokumente fehlen noch. Fürs Einklarieren, was wiederum jene Frage aufwirft, wie das in ein paar Wochen in Spanien funktionieren wird und im Großen und Ganzen nicht sonderlich zu unserer Beruhigung beigetragen hat. Die „Ladys-Mojito-Night“ hat später alles wieder in einem anderen Licht erscheinen lassen.