Sonntag, 10. Juli 2016

„MALLORCA – CALA DE SANTA PONÇA – EM-FINALE“

Frühstück an Bord, schwimmen, Logge reinigen, die ganz einfach nicht anspringen will, den Törn weiter vorbereiten. Wir haben eine sanfte Brise aus Nordost, wolkenlosen Himmel, eine ruhige See und drückende Hitze. Langsam stellen wir uns auf Ibiza ein, lesen die Wetterberichte, die Hafenhandbücher und stellen eine für uns erste in Frage kommende Reiseroute fest. Alles ist natürlich von der Wetterlage abhängig, die – wie es aussieht – zumindest bis zum nächsten Vollmond kontinuierlichen Wind aus östlichen Richtungen vorhersagt. Gut für nahezu alle Ankerplätze im Westen von Ibiza.


Schön ist es, der südlichen Küste Mallorcas entlang zu segeln, natürlich wieder einmal gegenan, weil der Wind mittlerweile von Ost auf Südwest gedreht hat. Vorbei am Cap de Cala Figuera und an der weit ins Meer reichenden Landzunge Ses Barbines mit der vorgelagerten Insel Illa del Toro bis zu den beiden Inseln Es Malgrat und Illa des Conills, wo man sogar zwischen durch segeln könnte, geht’s bald in die große Bucht Ensenada de Santa Ponsa, wo wiederum im Osten die kleinere Bucht Cala de Santa Ponça anschließt.


Wie man den Namen „Santa Ponsa“ richtig schreibt, ist den diversen Hafenhandbüchern und Seekarten nicht wirklich zu entnehmen, immer hat es andere Formen im Bereich des „s“, „c“ oder „ç“, weshalb wir uns ohne Emotionen auf „Santa Ponça“ einigen werden.

Gleich nach der Ansteuerung in die Cala de Santa Ponça sieht man an Steuerbord die enge Einfahrt zum Club Nautico Santa Ponça, eine Marina, die landschaftlich sehr schön in die Insel eingebunden ist. Wir wählen einen Ankerplatz zwischen in der Bucht verlaufenden Unterwasserkabeln und recht vielen ankernden Schiffen, die offensichtlich den Verlauf dieser Kabeln kennen müssen. Platz ist genug und die Bucht ist außer bei westlichen Winden ein sehr guter Ankerplatz.

Wiederum sind wir umzingelt von Hotelanlagen, die den gesamten nördlichen Buchtbereich säumen und wo wenig von vergangenen Kulturen spürbar  ist. Dem Grunde nach gar nichts! Das Hafenhandbuch schreibt: „Lebhaftes Urlaubstreiben mit etlichen Bars, Geschäften und Restaurants.“ Wir fahren mit dem Dinghy zu einer Anlegestelle für Beiboote, die einer Hotelanlage vorgelagert ist und wo wir bald den ganzen „Zauber dieser Hotel- und Appartementanlagen“ spazierengehend beobachten können. Liegestühle, Strandbars, Restaurants, felsiger Küstenverlauf, schwer zugänglich. Alles ein bisschen „das müssen wir nicht haben“.


Dabei war Santa Ponça im 13. Jahrhundert der Schauplatz eines historischen Ereignisses, was die Insel betrifft: Am 10. September 1229 landete hier Jakob I. der Eroberer, auch Jaime el Conquistador, König von Aragón, Graf von Barcelona und Herr von Montpellier aus dem Haus Barcelona genannt, mit seiner Streitmacht in der Nähe des heutigen Yachthafens und hat so die Rückeroberung von Mallorca von den moslemischen Mauren eingeleitet. Zum diesem Gedenken wurde irgendwo in Hafennähe eine Säule errichtet, die wir heute bei der Ansteuerung auch entdeckt  haben.


Ebenso wie weitere Restaurants und Bars, eine nach der anderen in Abwechslung zu unzähligen Souvenirläden gereiht, wo wir entlang der Hafenpromenade schließlich ein völlig „unparteiisches“ Restaurant finden, in dem wir das EM-Finale Portugal gegen Frankreich anschauen können: „Alt Wien!“



Hier gibt es alles, was nicht nur das Wiener Herz höher schlagen lässt, sondern auch solche Gäste wie wir, die in Spanien nicht unbedingt ein Wiener Schnitzel bestellen möchten. Paella und Seezunge stehen in Folge auf der Abendordnung bis zum Ende der regulären Spielzeit, wo noch immer kein Tor gefallen ist. Schon fast beim Dinghy angekommen, besinnen wir uns dann doch noch auf das, was man „Fußballfieber“ nennen könnte, spazieren nochmals zurück in Richtung einer Hotelanlage, wo es noch einen Fernseher gibt, der das Spiel zu Ende überträgt. Es hat sich ausgezahlt: Portugal gewinnt mit 1:0 und ist Fußballeuropanmeister! Schön war, wie alle Anwesenden mit dem Ertönen des Schlusspfiffs dem neuen Europameister applaudiert haben.

Es ist sternenklar, Uschi sieht den Großen Wagen, eine leichte Brise aus West steht in die Bucht. Morgen geht’s nach Ibiza oder Eivissa, wie die Katalanen sagen und es auch amtlich richtig ist! Zur drittgrößten Insel der Pityusen. Rund 60 Meilen warten auf uns.