Frühstück an Bord, schwimmen, Logge
reinigen, die ganz einfach nicht anspringen will, den Törn weiter vorbereiten.
Wir haben eine sanfte Brise aus Nordost, wolkenlosen Himmel, eine ruhige See
und drückende Hitze. Langsam stellen wir uns auf Ibiza ein, lesen die
Wetterberichte, die Hafenhandbücher und stellen eine für uns erste in Frage
kommende Reiseroute fest. Alles ist natürlich von der Wetterlage abhängig, die
– wie es aussieht – zumindest bis zum nächsten Vollmond kontinuierlichen Wind
aus östlichen Richtungen vorhersagt. Gut für nahezu alle Ankerplätze im Westen
von Ibiza.
Schön ist es, der südlichen Küste Mallorcas
entlang zu segeln, natürlich wieder einmal gegenan, weil der Wind mittlerweile
von Ost auf Südwest gedreht hat. Vorbei am Cap de Cala Figuera und an der weit
ins Meer reichenden Landzunge Ses Barbines mit der vorgelagerten Insel Illa del
Toro bis zu den beiden Inseln Es Malgrat und Illa des Conills, wo man sogar
zwischen durch segeln könnte, geht’s bald in die große Bucht Ensenada de Santa
Ponsa, wo wiederum im Osten die kleinere Bucht Cala de Santa Ponça anschließt.
Wie man den Namen „Santa Ponsa“ richtig
schreibt, ist den diversen Hafenhandbüchern und Seekarten nicht wirklich zu
entnehmen, immer hat es andere Formen im Bereich des „s“, „c“ oder „ç“, weshalb
wir uns ohne Emotionen auf „Santa Ponça“ einigen werden.
Gleich nach der Ansteuerung in die Cala de
Santa Ponça sieht man an Steuerbord die enge Einfahrt zum Club Nautico Santa
Ponça, eine Marina, die landschaftlich sehr schön in die Insel eingebunden ist.
Wir wählen einen Ankerplatz zwischen in der Bucht verlaufenden
Unterwasserkabeln und recht vielen ankernden Schiffen, die offensichtlich den
Verlauf dieser Kabeln kennen müssen. Platz ist genug und die Bucht ist außer
bei westlichen Winden ein sehr guter Ankerplatz.
Wiederum sind wir umzingelt von
Hotelanlagen, die den gesamten nördlichen Buchtbereich säumen und wo wenig von
vergangenen Kulturen spürbar ist. Dem
Grunde nach gar nichts! Das Hafenhandbuch schreibt: „Lebhaftes Urlaubstreiben
mit etlichen Bars, Geschäften und Restaurants.“ Wir fahren mit dem Dinghy zu einer Anlegestelle für Beiboote, die einer
Hotelanlage vorgelagert ist und wo wir bald den ganzen „Zauber dieser Hotel-
und Appartementanlagen“ spazierengehend beobachten können. Liegestühle,
Strandbars, Restaurants, felsiger Küstenverlauf, schwer zugänglich. Alles ein
bisschen „das müssen wir nicht haben“.
Dabei war Santa Ponça im 13. Jahrhundert der
Schauplatz eines historischen Ereignisses, was die Insel betrifft: Am 10.
September 1229 landete hier Jakob I. der Eroberer, auch Jaime el Conquistador,
König von Aragón, Graf von Barcelona und Herr von Montpellier aus dem Haus
Barcelona genannt, mit seiner Streitmacht in der Nähe des heutigen Yachthafens
und hat so die Rückeroberung von Mallorca von den moslemischen Mauren eingeleitet.
Zum diesem Gedenken wurde irgendwo in Hafennähe eine Säule errichtet, die wir
heute bei der Ansteuerung auch entdeckt haben.
Ebenso wie weitere Restaurants und Bars,
eine nach der anderen in Abwechslung zu unzähligen Souvenirläden gereiht, wo
wir entlang der Hafenpromenade schließlich ein völlig „unparteiisches“
Restaurant finden, in dem wir das EM-Finale Portugal gegen Frankreich anschauen
können: „Alt Wien!“
Hier gibt es alles, was nicht nur das Wiener
Herz höher schlagen lässt, sondern auch solche Gäste wie wir, die in Spanien
nicht unbedingt ein Wiener Schnitzel bestellen möchten. Paella und Seezunge
stehen in Folge auf der Abendordnung bis zum Ende der regulären Spielzeit, wo
noch immer kein Tor gefallen ist. Schon fast beim Dinghy angekommen, besinnen
wir uns dann doch noch auf das, was man „Fußballfieber“ nennen könnte,
spazieren nochmals zurück in Richtung einer Hotelanlage, wo es noch einen Fernseher
gibt, der das Spiel zu Ende überträgt. Es hat sich ausgezahlt: Portugal gewinnt
mit 1:0 und ist Fußballeuropanmeister! Schön war, wie alle Anwesenden mit dem Ertönen des Schlusspfiffs dem neuen Europameister applaudiert haben.
Es ist sternenklar, Uschi sieht den Großen
Wagen, eine leichte Brise aus West steht in die Bucht. Morgen geht’s nach Ibiza
oder Eivissa, wie die Katalanen sagen und es auch amtlich richtig ist! Zur
drittgrößten Insel der Pityusen. Rund 60 Meilen warten auf uns.