Der Wind hat zweimal in der Nacht gedreht,
der Anker hat gut gehalten, der Schwell der mittlerweile aus Osten in die Bucht
läuft ist erträglich. Recht nüchtern sind unsere Analysen während dem Frühstück
nach diesem ersten Übernachtungstag in einer schönen Bucht, die noch nicht von
Wochenendausflügler überfüllt ist. Was bleibt ist der Gedanke an die beiden
Vorschiff-Batterien und vor allem an den Anker, der mit Hilfe der Batterien
wieder in den Ankerkasten wandern soll.
„Die Ladung ist gleich Null“ stell ich nach
dem Motorstart fest, dann wieder 14,4, dann wieder Null, was nicht gerade
befriedigend ist und uns veranlasst, zurück in die Marina zu segeln, wenn wir
den Anker tatsächlich aus dem Grund der Bucht lösen können. Es gelingt. Mühsam,
aber es gelingt, was unsere Entscheidung bekräftigt. Wir haben einen
traumhaften Wind mit 20 bis 25 Knoten aus Ost, segeln mit gerefftem Groß und
Genua bis vor das große Hafenbecken von Palma und legen mit Unterstützung der
Marina-Jungs an unserem Liegeplatz an.
Schon während dem Einlaufen in Richtung
Marina hab ich beobachten können, dass die Vorschiff-Batterien ab einem
gewissen Zeitpunkt geladen werden, jetzt am Landstrom hängend sehen wir, dass
der Ladezyklus der Batterien von der Reihenfolge „Starterbatterie –
Bordnetzbatterien – Vorschiff-Batterien“ bestimmt wird. „Alles so, wie wir es
wissen und wie es sein soll“ meinen wir zustimmend und aufmunternd zugleich,
warten noch so lange, bis sozusagen alles im grünen Bereich ist, was
gleichbedeutend mit dem ist, dass alle Ladekontrollen Grün leuchten.
Wir laufen am späten Nachmittag aus der
RCNP-Marina aus, kreuzen mühsam unserem zweiten Ankerplatz entgegen und gehen
in den Abendstunden in der weiträumigen Bucht vor Palma Nova nach einem zweiten
Ankermanöver vor Anker. „Der Grund ist Sand, teilweise steinig und vielfach mit
dichtem Seegras bewachsen“ informiert uns das Hafenhandbuch und meint weiter:
„Der Anker sollte deshalb immer gut eingefahren werden.“ Das machen wir und
vermerken in unserem Logbuch: „Alles bestens!“
Vor uns zeigt sich hinter einem langen
Sandstrand eine Kulisse von Hotelburgen, noch weiter dahinter die `schreiend-blinkenden´
Lichter eines Vergnügungsparks, in der Bucht selbst fahren immer noch
Motorboote mit Wasserschiläufern und Anhängern unvorstellbarer
Vergnügungserfindungen und Scooter in Höchstgeschwindigkeit zwischen den
ankernden Schiffen kreuz und quer hindurch.
Menschen wohnen und schlafen in diesen
Betonburgen, die alles Hässliche zu
übertreffen versuchen und sich `Santa Lucia´, `Hawaii´ und vieles
Schönes mehr nennen, was den Orten nach denen sie bezeichnet sind, bestimmt
nicht gerecht wird.
Uschi und ich trinken einen guten Zacapa an
Bord der Santina, diesen herrlichen
Rum aus Guatemala, den wir vor unserem Auslaufen gerade noch in einem Geschäft
hier auf der Insel entdeckt haben. „Ein Rum aus den Bergen von Guatemala, gelagert
in ausgebrannten Bourbon-Eichenfässern auf 2.300 Meter Höhe“, lesen wir am
Etikett. „A bisserl Karibik ist immer noch an Bord dabei!“