Montag, 11. Juli 2016

„MALLORCA – IBIZA – CALA PORTINATX“

Nach langer Zeit aktivieren wir wieder einmal unseren Watermaker, im Sprachgebrauch der Fahrtensegler tatsächlich immer als „Watermaker“ und nicht als „Wassermacher“ bezeichnet. Diese fast unheimliche Maschine, die aus Salzwasser Trinkwasser macht, funktioniert schnell einwandfrei, die gewonnene Wasserqualität ist in Ordnung und so sind wir sogar auf den Balearen zumindest von dem unabhängig, was die Wasserversorgung betrifft.

Früh gehen wir Anker Auf, haben wenig Wind aus Ost, setzen dennoch bald das Großsegel zur Unterstützung der „eisernen Genua“, die unaufhörlich Strom in die Batterien ladet. Die ersten Meilen sind eine gute Gelegenheit, sämtliche Ladevorgänge in die Batterien unter Motor zu beobachten. Vielleicht bin ich ein wenig zu sensibel, was das Schiff und seine Technik betrifft, wenn da und dort ein Licht Rot leuchtet, dann wieder blinkt und alles nicht ganz dem entspricht, wie es die diversen Bedienungsanleitungen versprechen. So ist es dann ganz einfach nur wunderschön und zugleich beruhigend, wenn viel Wind aufkommt, die Genua gesetzt werden kann, am Motorpaneel der Knopf „Off“ gedrückt wird und endlich aus dem Motorschiff das Segelschiff wird.





„Traumhaft“, nicht nur wunderschön, wie gutmütig die Santina durch die wenig bewegte See pflügt, scheinbar ebenso dankbar wie wir, dass nur noch die Geräusche von Wind und Wellen hörbar sind. Gegen Mittag scheint es, als würde von Ibiza nach Mallorca ein Flottillensegeln stattfinden, so viele Schiffe sind erst am AIS und dann auch für uns sichtbar. Bald sind wir wieder allein. „Endlich wieder ein kleiner Ansatz von dem, was man `Fahrtensegeln´ nennt.


Wie auf Schienen laufen wir einem neuen Ziel entgegen, haben Zeit, ein wenig Geschichte über die drittgrößte Insel - nach Mallorca und Menorca - der spanisch autonomen Region Balearen zu lesen: „Phönizier, Römer, der Einfall der Vandalen, die maurische Herrschaft, die katalanische Eroberung, das Königreich Mallorca, die ibizenkischen Korsaren“, alles wunderbare Grundlagen, das eine oder andere zu verstehen und vor allem warum und wieso es so ist, wie es sich heute darstellt. Nur wenig können wir über Ureinwohner der Insel erfahren, den Pityusen, nach denen die Inselgruppe heute noch benannt ist.



Der Wind legt weiter zu je näher wir der Insel kommen, das angepeilte ETA wird von einer frühen Abendstunde auf eine späte Nachmittagsstunde vorverlegt, die Konturen Ibizas werden immer klarer und so auch die Vorfreude auf den Landfall immer größer. 20 Knoten haben wir, wie wir den nördlichsten Punkt der Insel, die Punta des Moscarter, erreichen und die Westküste entlang bis zur Ansteuerung der Bucht Cala Portinatx entlang segeln.



„Da liegen doch ganz schön viele Schiffe hier“ meint Uschi gleich in der Einfahrt und ich denke an die Worte von Bernd, der von „übervoll“ und „kein Platz“ gewarnt hat. So schlimm ist es dann doch wieder nicht, wie sich der Anker zum zweiten Mal auf fast 12 Meter Wassertiefe in den mit Seegras überzogenen felsigen Grund der Bucht eingräbt, nachdem zuvor ein belgisches Schiff doch ein wenig nervös wurde, weil wir aus der Sicht seines Skippers zu nahe bei ihm ankerten. „Recht hat er gehabt“ meinen wir zufrieden am neuen Ankerplatz, wie der Wind später nachlässt um sich dann wieder ständig zu drehen und wir sehen, wie die Schiffe in der Bucht in alle Richtungen schwojen. „Landwind“ und „Seewind“, “thermische Winde“ und nicht „Passat“.

„Schön ist es hier“ stellen wir zweistimmig fest, bei einem herrlichen Thuna-Steak, von Uschi gezaubert, und einem Sonnenuntergang, der dann wieder am Heck der Santina beobachtet wird. Bei einem eisgekühlten Mochito. Sting tönt aus der Bucht und später spielen wir Backgammon. Wir sind auf Ibiza!